www.parow-info.de   (Stand: 31.12.2021, Bild eingefügt bei Grenzbrigade)

Hafen - und Reedeschutzboot Typ „Delphin“

Werft-Projekt 0095

Grenzsicherungsboot G-42, Bau-Nr.: 2/53, Aufnahme von 1963

Die 12 Boote wurden vom VEB Yachtwerft Berlin konstruiert und auch dort vorgefertigt. Die Überführung an die Küste erfolgte über Binnenwasserstraßen und die Endausrüstung sowie der Einbau der Bewaffnung in der Peene-Werft Wolgast.

Die Delphine waren Backdecker in Schiffbaustahl mit Niet- und Schweißverbindungen. Unterteilt waren die Boote in sechs Abteilungen, getrennt durch fünf wasserdichte Schotte. Die Boote verfügten über eine flache offene Brücke.
Die Reedeschutzboote waren mit zwei nichtumsteuerbaren ehemaligen Flugzeugmotoren Typ Jumo 205C ausgerüstet.

Die Hafen - und Reedeschutzboote wurden in den Jahren 1953 und 1954 bei der Volkspolizei-See in Dienst gestellt. Die Boote trugen keine Namen.

Ab Indienststellung wurden diese Boote entsprechend den 800er Bordnummern in Parow als Schulboote eingesetzt. Für diesen speziellen Zweck waren sie auch ausgerüstet worden, z.B. mit 4 (!) Peilkompassen [Bild]. Wegen der vorgesehenen zeitlich begrenzten Einsätze gab es außer für die Stammbesatzung nur begrenzte weitere Unterbringungsmöglichkeiten.

Einige Kommandanten der Boote hatten später hohe Postionen inne. Beispielsweise war der Kommandant vom Boot 4-76 der spätere Admiral Theodor Hoffmann, Chef Volksmarine und letzter Minister für Nationale Verteidigung der DDR. Auch der spätere Konteradmiral Herbert Sädtke, späterer Chef der 6.Grenzbrigade Küste, war Kommandant auf einem Delphin des Schulbootparks.

Die Delphine nahmen auch an Übungen teil. So setzten u.a. im September 1955 die Boote Landungseinheiten der Kasernierten Volkspolizei (KVP) bei einer taktischen Übung an der Küste Rügens ab. Die Boote erhielten dazu einen Tarnanstrich in Form von schrägen (weißen ?) Streifen! [Bild]

Auf den Schulbooten des Typs Delphin erhielten 1957 in Parow auch die ersten zukünftigen Kommandanten der TS-Boote Projekt 183 ihre praktische Ausbildung.

Folgende Bilder sind auf dem Strelasund bzw. im Hafen Parow gemacht worden.

        
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Im Herbst 1956 wurden die ersten Boote an die Grenzpolizei übergeben. Vom Februar bis September 1957 gingen nacheinander auch alle anderen Boote zur Grenzpolizei in die damaligen Grenzbootgruppen Saßnitz, Greifswald-Wieck (vier Boote) und Wismar. Teile der Besatzungen mussten mit zur Grenzpolizei. Dazu kamen Mannschaftsdienstgrade, die bei den „grünen Grenzern“ ihre Grundausbildung erhalten hatten. Diese durchliefen an der Flottenschule Parow ihre Laufbahnlehrgänge.

Umbauten / Modernisierung
Die Boote waren nach dem Schulbetrieb in schlechtem Zustand (Havarieschäden an den Bootskörpern bzw. Schäden an den Junkers-Flugzeugmotoren). Sie wurden deshalb in Gehlsdorf zunächst instandgesetzt und für die neuen Einsatzbedingungen umgebaut bzw. umgerüstet. Dazu gehörten u.a. die Erhöhung des Windabweisers am Fahrstand [Bild], günstige Positionierung von nur noch einem Peilkompaß, Einbau fester Kojen achtern, neuer Herd, „Kartoffel“-Vorratskiste auf dem Achterdeck. Bei der Projekt-Nr. 2/53 wurde auch das Achterschiff geändert.
Etwas später wurden auf den Windschutz noch zusätzlich Plexiglasscheiben aufgesetzt (sind auf vielen Fotos schwer oder nicht auszumachen).

Anfang 1960 erfolgte eine Modernisierung aller Boote, wobei sie auch einen Dreibeinmast anstelle des Pfahlmastes erhielten. Die Motorenanlage wurde auf Dieselmotoren vom VEB Dieselmotorenwerk Rostock umgerüstet. Die Brücken blieben jedoch nach wie vor offen. Als Funkgerät wurde das UKW-Funkgerät „R-609“ AKAZIA eingebaut. Mit Radargeräten wurden die Boote nicht ausgerüstet.

Verbleib:
Zwischen 1964 bis 1969 wurden die Boote außer Dienst gestellt. Zwei Boote gingen 1966 bzw. 1969 an das GST-Beziksausbildungszentrum Berlin-Grünau, als „Ernst Thälmann“ und als „Volksmarinedivision“.

     
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Bemerkung: 
Suche Fotos von den Delphinen der GBK, die ich veröffentlichen darf.

Technische Daten:

Verdrängung: 37,6 t
Länge über alles: 22,41 m
Breite: 4,1 m
Tiefgang: 1,29 m
Motoren: zwei Dieselmotoren Junkers Jumo 205C mit je 441 kW
  ab 1960 zwei Dieselmotoren 6NVD26A mit zusammen 400 kW
Hilfsmaschine: ein Dieselmotor Typ Junkers 1 HG 65
Geschwindigkeit: 21 kn; nach Umrüstung 13 kn
Fahrstrecke: 500 sm
Ausrüstung: 15 W Funkanlage Typ SEG 15, keine Radaranlage
Bewaffnung: eine 12,7 mm Fla MG DScha-K 1938 auf Einzellafette
Besatzung: - als Schulboot 9 Mann Stamm plus bis zu 12 Schüler
  - bei der Grenzpolizei 12 bis 13 Mann

Wir bedanken uns recht herzlich bei Bernd Loose, Winfried Neupert, Matthias Hummel und Alexander Jenak für die Übersendung der hier gezeigten Bilder bzw. von Informationen.

© 2010 - 2015 Peter Kieschnick

Eine Chronologie der Bordnummern des Typ „Delphin“ ist durch Helbe und Horma (Horst Maiwald, [Horma] †2014) erarbeitet worden. Diese Chronologie unterliegt dem Urheberrecht. Für private Nutzung ist diese frei. Für Veröffentlichung in Print-Medien und/oder im Internet bedarf es der Genehmigung durch die Autoren. Das gilt auch für Auszüge aus dieser Chronologie. Interessenten zu einzelnen Schiffen oder anderen Details melden sich bitte über E-Mail: webmaster@parow-info.de
Eine Überarbeitete Chronologie des Typ „Delphin“ mit Stand Juni 2014 liegt vor. Bei Interesse bitte nachfragen.
Weitere Chronologien sind hier.