www.parow-info.de        (Stand: 22.10.2020)

Räumpinasse Typ "Schwalbe"

Projekt 8

 

Inhalt:
1.Bauausführung 2.Bauausführung 3.Bauausführung 4.Einsätze 5.Modernisierungen 6.derzeit noch unklar 7.taktisch technische Daten. 8.Chronologie

Die notwendige Räumung der minenverseuchten Küstengewässer und fehlende Fahrzeuge dafür, sowohl von der Eignung als auch von der Anzahl her, führten im September 1950 beim Zentralen Konstruktionsbüro Berlin (ZKB) zum Auftrag für die Entwicklung eines Reederäumbootes. Die Boote wurden als Räumpinassen (RPi) eingestuft und bekamen den Typnamen „Schwalbe“. Die zuerst gebauten Boote wurden später als 1. Bauausführung (BA) bezeichnet.
Bereits vor Indienststellung dieser Boote wurde am 08.01.1952 gemeinsam dem Institut für Schiffbautechnik Wolgast (ISW) und dem VEB Yachtwerft Berlin die Bauvorbereitung für eine größere Serie des RPi Typ „Schwalbe“ erteilt. Dazu wurde das bereits vorhandene Projekt überarbeitet.
Von 1953 bis Anfang 1958 wurden dann insgesamt 48 Einheiten in drei Bauausführungen gebaut.

Bei Indienststellung hatten alle Boote die typische Grob-Silhouette: Backdecker mit Sprung im langen Vorschiff und mit abfallendem Vorsteven, leichter Sprung im Achterschiff, Aufbauten fast mittschiffs, hölzerner Pfahlmast.

1. Die 6 Boote der 1.Bauausführung

Mit dem Auftauchen neuer Fotos und der damit möglichen Zuordnung eines Generalplanes der Peene-Werft  von 1954 (!) sowie weiterer Fotos wurde die folgende Beschreibung zur 1. Bauausführung aktualisiert. Völlig neu ist damit die sehr wahrscheinliche Aufteilung in 2 Gruppen zu je 3 Booten mit einigen auffälligen baulichen Unterschieden.

1.1 Schiffbau:
 

allgemein:

Der Bau der Boote erfolgte auf dem VEB Volkswerft „Ernst Thälmann“ in Brandenburg/Havel mit der Werftprojekt-Nr. 508. Wegen begrenzter Durchfahrthöhen auf den Binnenwasserstraßen konnten jedoch bestimmte Bauteile und Ausrüstungen (die Bewaffnung ohnehin) erst nach der Überführung an die Küste montiert werden. Hierzu und zum Auslieferungszustand in Brandenburg werden in der Fachliteratur einige recht unterschiedliche Versionen genannt. Soviel ist ziemlich sicher: Die Boote wurden mit unterschiedlichem Bau-/Ausrüstungszustand in Brandenburg ausgeliefert und offensichtlich dann durchweg in der Peene-Werft Wolgast komplettiert [Bild]. 
In Verbindung mit den Hebelaschen deutet die Bezeichnung „Pinasse“ lt. Definition auf ein Beiboot (für ein größeres Schiff) hin. Zu den Hintergründen für diese damaligen Festlegungen ist bisher aber nichts bekannt geworden.
 

Schiffbau:

 -  Stahlbau, Außenhautplatten in den Nähten (=längs) genietet und in den Stößen (=senkrecht) geschweißt, Querspantsystem mit 6 wasserdichten Schotten für 7 Abteilungen, Rundspanten (U-Form) in gleichem Abstand von 400 mm, Knickspanten im Vorschiff, Außenhaut 4 mm,
 - Hebelaschen [Bild] (2 am Vorschiff, 2 achtern), nur bei den Booten der 1.BA,
 -  2 Wellen, 2 Ruder,
 -  Holz-Scheuerleisten mit Abweisern,
 - gepfeiltes Spiegelheck mit leichtem Überhang des Oberdecks [Bild],
 -  beiderseits 6 Bullaugen im Vorschiff,
 -  Wellenbrecher auf der Back,
 -  Schlingerkiele: 508/1 - 508/3  lt. Zeitzeugen ohne (?),
                         508/4 - 508/6 mit [Bild], 
 -  Deckshaus aus 3mm-Aluminium komplett als Montageeinheit
  Ausrüstung:
 -  MES-Anlage [Erläuterung]
 -  2 gleichartige Windhutzen für den Maschinenraum [Bild],
 -  2 Ejektor-Entlüfter auf dem Deckshaus an Bb. [Bild]
 -  z.T. Funkpeilantenne auf dem Deckshaus an Stb. [Bild],
 -  Drahtantennen vom Mast nach vorn auf das Deckhaus und zu einem Stock mit Spreizen an Achterkante der Winsch [Bild],
 -  achtern 2 Last-Davits,
 -  Seiten-„Fenster“ im Fahrstand in ¼ -Kreissegment-Form mit Persenning-„Rollo“ [Bild],
 -  Ruderhaus achtern offen, Steuerstand (-ruder) an Stb., Niedergang ins Deckshaus mittschiffs,
 -  Frontfenster 4-teilig [Bild]
 -  achtern am Ruderhaus ein Signalstand mit Peilkompaß (Die Frage, ob sich mit dem  gegenüber 2.+3.BA  ca. 40cm niedrigerem Ruderhaus dessen Demontage für die Überführung erübrigte, ist z.Z. offen; auch fehlen Beweis-Fotos),
 -  außer 4 Rettungsringen, 2 Schlauchboote 1,8 m x 1,5 m [Bild].
 -  Deckshaus-„Fenster“: 508/1 - 508/3 ringsum „richtige“ = eckige Fenster mit vorhängbaren „Panzer“-Blenden [Bild]
                                        508/4 - 508/6 ringsum Bullaugen [Bild],
 -  Auspuffleitungen: 508/1 - 508/3 Austrittsöffungen beiderseits des Maschinenraums (lt. Zeitzeugen in der Zeit bis 1956 hier
                                                   keine baulichen Veränderungen, aber bisher kein Foto von ID - ca. Mitte 1955),
                             508/4 - 508/6 Austrittsöffnungen beiderseits im Bereich Ruderraum (!), dort wie üblich die Bordwand schwarz abgesetzt.
                                                    Beide Hilfsdiesel hatten dabei eine gemeinsame Leitung an Bb. [Bild] [Bild].
 -  Nebelanlagen: Lt. Zeitzeugen im März 1956 in der Peene-Werft beiderseits im Heck nachgerüstet.
                        Die Funktion der beiden „Schächte“ im Heck von 508/4 - 508/6 im Generalplan  [Bild] und auf
                        dem Werftfoto [Bild] konnte bisher nicht geklärt werden. 
 -  508/4-508/6: Bei ID ausgerüstet mit einem Bug-Fender aus Hanftau-Geflecht [Bild] [Bild].
1.2 Ersteinsätze: In der Fachliteratur sind Aussagen hierzu meist allgemein und recht widersprüchlich z.T. irreführend. Laut Labjon/Dietrich („Holt nieder Flagge“) fuhren diese Boote im Mai 1955 einen (ihren) ersten Räumeinsatz und verlegten im April 1956 bewaffnet mit einem 12,7-mm-Zwillings-Fla-MG Dscha-K [Bild] nach Tarnewitz. Dies wird von Zeitzeugen bestätigt und ist mit Fotos belegt [Bild] [Bild].
Darüber hinaus u.a. auch Teilnahme an Manövern [Bild]. Damit sind Aussagen wie unbewaffnet; ohne Räumausrüstung; kurz nach der ID an den SHD; erst mit der Bau-Nr. 13/7 begann der Bau als RPi; mehr als fragwürdig. Aus den Aktivitäten und Maßnahmen bis 1956 kann dagegen geschlossen werden, daß es sich bei der Überstellung an den SHD um eine recht kurzfristige Entscheidung gehandelt hat. [Befehl]
1.3 Überstellung an den SHD:
  allgemein: Alle 6 Boote wurden Ende 1956 auf dem Dänholm abgerüstet dem SHD zur Verwendung als Seezeichen-Kontrollboote übergeben, Zeitpunkt oder Dauer der Herrichtung für diesen Einsatz sind nicht bekannt.
  Umbauten:  -  Waffensockel von Bord,
 -  Räumausrüstung von Bord, Winsch unter Persenning oder eingehaust [Bild].
 -  Deckshaus-Fenster: Auf allen bekannten Fotos von 508/1- 508/3 als SHD-Boote blieben rundum normale Fenster erhalten und z.T. mit diesen Blenden [Bild], bei 508/4-508/6 blieben die Bullaugen. Bei einem Foto von D-09 und D-08  [Bild] wurden offenbar die Blenden „nachempfunden“ oder es sind nur Schutzmaßnahme beim Werftaufenthalt.
 -  zuerst waren die Boote „grau“ über alles gepönt, spätestens ab 1959 Aufbauten weiß.
  später:  -  Funkpeiler, so vorhanden, von Bord,
 -  Hecküberhang mit Wulst analog der 2.BA nachgerüstet [Bild],
 -  ab / nach 1959 Ausrüstung mit Funknavigationsanlage „Rym-K“ [Bild].
SHD-Boot Bau-Nr. 508/1, war stationiert im Hafen des Tonnenhofes Karlshagen
   
1.4 Rückgabe an die VM als Torpedo-Fangboote:
  allgemein: Als Ersatz für die nicht geeigneten Fangboote Typ „Sperber“ wurden 4 Boote vom SHD abgezogen und modifiziert.
  Umbauten:  -  „Rym-K“ von Bord,
 -  Einbau einer Heckaufschleppe [Bild],
 -  Vorrichtung zum Stauen von 3 Torpedos an Deck [Bild], Einbau einer speziellen Winde,
 -  zumindest bei 508/2 (als „B 72“) Deckshaus-Seitenfenster (¼-Kreis) verglast, Fahrstand achtern mit Türen [Bild], ausgerüstet mit FFK "Chrom-K" (Antwortantenne 1-ON im Masttopp). Ab wann FFK und ob auf allen umgebauten Fangbooten ist noch unklar.
 -  Bei 508/5 (als „B-64“) im Deckshaus weiterhin Bullaugen [Bild], (vgl. unter Ziffer 1.1 und 1.3) und 2 Stab- (Peitschen-) Antennen.
1.5 Verbleib: Während alle übrigen Boote dieser Serie nach der Außerdienststellung beim SHD bzw. VM verschrottet wurden, soll 508/6 noch an die GST zur Weiternutzung übergeben worden sein.

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2. Die 24 Boote der 2.Bauausführung

2.1 Schiffbau:               [Bild]
 

allgemein:

Auf der Basis des überarbeiteten ISW-Projekts 8 wurden ab 1954 die Boote mit den Bau-Nr. 7/1 bis 30/24 in 4 Losen vollständig bei VEB Yachtwerft Berlin unter der Werftprojekt-Nr. 505 gebaut. Die erste Zifferngruppe der Bau-Nr. bedeutete die lfd. Nr. im Gesamtprojekt und die 2. Gruppe die lfd. Nr. innerhalb der Bauausführung, hier der 2.
 

Schiffbau:

 -  Stahlbau genietet und geschweißt (Einzelheiten hierzu sind nicht bekannt), Anzahl der Abteilungen, Spantbauweise, Wellen und Ruder wie 1. BA,
 - Holz-Scheuerleisten mit Abweisern,
 -  Wellenbrecher,
  Veränderungen gegenüber 1.BA:
     - Der Bootskörper wurde achterlich der Propeller etwas verlängert,
     -  zur Verbesserung der Querstabilität erhielten die Boote Schlingerkiele und ab 19/13 an beiden Seiten noch zusätzlich Stabilisierungs-Wülste,
     -  das 8-Mann-Deck hatte jetzt 3 (damit insgesamt 7) Bullaugen je Schiffsseite,
     -  Heckspiegel neu mit Überhang und Wulst.
  Ausrüstung:  -  MES-Anlage
 -  Seiten-„Fenster“ und offener Fahrstand wie 1.BA,
 -  außer Rettungsringen 2 Schlauchboote,
 -  keine festinstallierten Minenschienen (wie bei den MLR wurden diese bei Bedarf erst montiert) [Bild].
Veränderungen gegenüber 1.BA:
   -  Deckshaus etwas kürzer und ringsum mit Bullaugen,
   -  Fahrstand etwas höher, Frontscheibe 3-teilig, [Bild]
   -  Steuerstand (-rad) mittschiffs, Niedergang ins Deckhaus an Bb., andere Raumaufteilung im Deckshaus,
   -  Maschinenraum-Lüfter: Stb. Ringlüfter, Bb. Windhutze [Bild],
   -  nur noch 1 Last-Davit, aber an beiden Bordseiten je ein Koker,
   -  Drahtantennen nach vorn wie 1. BA, nach achtern zu einem Stock mit Spreize auf dem Maschinenraumdeck [Bild],
   -  keine Funkpeilantenne mehr an Bord,
   -  Ejektor-Entlüfter jetzt an den Seitenwänden des Deckshauses,
   -  während die Boote des 1. und 2. Bauloses 7/1-18/12 noch die 12,7-mm-MG Typ „DScha-K“ [Bild] erhielten, wurden auf den weiteren die 25-mm Typ „2-M-3“ installiert. Die Bewaffnung erfolgte jeweils erst in Wolgast.
2.2 Ersteinsätze: Während die Boote der letzten 3 Baulose, mit 2 Ausnahmen, von ihrer ID bis zur AD bei VP-See, SSK/VM verblieben, wurden 7/1-12/6 vor der Übergabe an den SHD lt. Labjon/Dietrich ebenfalls bereits im Oktober 1955 zum Minenräumen eingesetzt. Ob zu diesem Zeitpunkt auch vollständig bewaffnet, ist z.Z. noch unklar.
2.3 Überstellung an den SHD:
  allgemein: Die ersten 3 Boote (7/1-9/3) wurden bereits Ende 1956, die restlichen 3 erst 1957 („buchmäßig“) an den SHD unbewaffnet (zumindest im Falle von 7/1 und 9/3 aber noch mit Sockel) übergeben.
  Umbauten: Außer der Verglasung der Seiten-Fenster und des Einbaus von Türen in den Fahrstand sind offenbar keine wesentlichen, äußerlich sichtbaren, Umbauten erfolgt [Bild]. Sehr wahrscheinlich wurde aber „Rym-K“ nachgerüstet.
  Verbleib: Während 5 Boote vom SHD außer Dienst gestellt und danach verschrottet wurden, ging die 12/6 nach mehreren Unterstellungswechseln dann endgültig zum Erprobungszentrum / WTZ, um schließlich dem Rat des Kreises Werdau übergeben zu werden. Unter dessen „Kommando“ wurde dieses Boot auf der Koberbach-Talsperre die „Schwalbe“, die alle anderen „überlebte“ und erst 1989 verschrottet wurde [weitere Info]. Das Schiff diente von 1973 bis 1989 an der Talsperre als „Militärpolitisches Kabinett“.
Auf die Ausrüstung des Bootes in der Zeit beim EPZ / WTZ, u.a. Radar, wird nicht weiter eingegangen, weil die schon vom Verwendungszweck her mit den übrigen Booten nicht vergleichbar ist.
       
2.4 Einsatz und Modernisierungen von 13/7-30/24:
    In der Folgezeit gab es keine wesentlichen Unterschiede zu den Booten der 3.BA, so dass die Aussagen hierzu unter Ziffer 4.ff zusammengefaßt werden.
   

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3. Die 18 Boote der 3.Bauausführung

3.1 Schiffbau:
  allgemein: Schwerpunkt bei der 3.BA war offensichtlich die weitere Stabilisierung. Dass das aber lt. Fachliteratur wegen unterschiedlicher Artilleriebewaffnung und Räumausrüstung notwendig gewesen sein soll, ist mehr als fraglich. Im Vergleich mit der 2. BA war die Artillerie eindeutig gleich und zumindest für den Zeitpunkt der Indienststellung ebenso die Räumausrüstung.
Der zusätzliche Ballast kann deshalb nur wegen späterer evtl. (oder bereits angedachter) Maßnahmen eingeführt worden sein. Bei den spärlichen verfügbaren TTD bleibt unklar, wie die beachtliche Gewichtsreserve (~10%) erreicht wurde. Lt. Yachtwerft Berlin gab es gegenüber 2.BA keine Veränderungen der Hauptabmessungen, damit bliebe als eine Möglichkeit die Erhöhung des Tiefgangs (zu Lasten der Geschwindigkeit).
Aber unabhängig davon gibt es vom Schiffbaulichen her 3 Varianten.
  Schiffbau: einheitlich:  -  Stahlbau, offenbar fast vollständig geschweißt, Anzahl der Abteilungen und Spantbauweise, Wellen und Ruder wie 2.BA,
 -  Stabilitätswulste und Schlingerkiele wie 2.BA.
a) 31/25- 37/31:  -  Holz-Scheuerleisten mit Abweisern wie 2.BA [Bild],
 -  je Bordseite insgesamt 7 Bullaugen wie 2.BA.
Veränderungen gegenüber 2.BA:
   -  kein Wellenbrecher mehr,
   -  Heckspiegel verändert (weniger gepfeilt und damit Außenkanten steiler) [Bild],
   -  8 t Festballast, aber 37/31 wie b) Ballastwasser-Zelle
b) 38/32- 48/42: Veränderungen gegenüber 2.BA:
   -  je Bordseite nur noch 6 Bullaugen (vorderes Wohndeck wie 1.BA nur 2) [Bild],
   -  Stahl-Scheuerleiste ohne Abweiser,
   -  kein Wellenbrecher,
   -  Heckspiegel verändert wie 31/25- 36/30,
   -  zusätzliche Ballastwasser-Zelle,
c) 43/37- 48/41:  -  wie b), aber statt Ballastwasser-Zelle
 -  8 t Festballast wie a)
  Ausrüstung: einheitlich:  -  MES-Anlage
 -  Seiten-„Fenster“ im Fahrstand in ¼ -Kreis-Form mit Persenning-„Rollo“ wie 2.BA,
 -  Fahrstand achtern offen, für „Tür“-Öffnungen Persenning-„Rollos“ wie 2.BA,
 -  außer Rettungsringen 2 Schlauchboote wie 2.BA,
 -  keine fest eingebauten Minenschienen (wie 2.BA),
 -  25mm-Waffe „2-M-3“ wie 3. und 4. Baulos der 2.BA,
 -  ansonsten wie unter 2.BA
Veränderungen gegenüber 2.BA:
   -  Maschinenraum-Lüfter: 2 Ringlüfter [Bild].
3.2 Einsatz und Modernisierungen: Siehe unter Ziffer 4.ff.
   

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4. Einsätze

 

allgemein:

Ohne verläßliche Chroniken ist es nicht möglich, die Aktivitäten der einzelnen R-Abteilungen, geschweige denn einzelner Boote, darzustellen. Es würde zudem auch den hier vorgesehenen Rahmen sprengen. Deshalb wird im Folgenden für die Boote 13/7 - 48/42 nur global auf die diversen Einsätze bzw Einsatzgebiete eingegangen, die sicher zu Recht zur Bezeichnung der RPi als „Arbeitsbienen“ geführt haben.
Nur in Einzelfällen werden als „typische Beispiele“ bestimmte Boote genannt.
  Minenräumen: Für diese (Haupt-) Aufgabe sind die Boote letztlich konzipiert und gebaut worden, demzufolge wurden auch alle ab der Indienstellung (nach entsprechender Qualifizierung der Besatzungen) hierfür zunächst eingesetzt.
Die Vorgaben zu Räumgebiet, einzusetzende Räumgeräte etc. und ausführende Einheit bzw. Boote wurden per Befehl jeweils klar geregelt. Betraf das an Geräten zuerst auch noch das Scherdrachengerät, so wurde später vorwiegend Fernräumtechnik (HFG-13, GBT/BAT-2) eingesetzt. Intensiv wurde von den Booten bis etwa Anfang der 60er Jahre geräumt, die letzten „scharfen“ Einsätze waren laut Zeitzeugen etwa 1965/66. „Erfolge“ (Minendetonationen) sind nicht bekannt, aber auch keine Personal- oder Bootsverluste durch Mineneinwirkung.
  Manöver/Übungen: Schon seit 1952 wurde jährlich mindestens ein Manöver (meist als Übung bezeichnet) durchgeführt, teils von rein nationalem Charakter, später zunehmend im Rahmen der verbündeten Flotten.
Es wurden wohl nicht immer RPi hierzu abgestellt, aber wenn, dann später (ab Ende 50er Jahre) als Räumgeleit. Informationen zu teilnehmenden Schiffen und Booten (konkret mit Typ, Namen oder Bord-Nr.) sind sehr dürftig und zudem noch widersprüchlich. Es werden hier deshalb nur Manöver / Übungen genannt, an denen nachweislich RPi teilgenommen haben:
   -  Juli 1956 taktische Übung (SSK, BRF)
 -  September 1956 Landungsübung Insel Rügen (SSK), u.a. 12 (18?) R-Boote [Bild]
 -  September 1959 taktische Übung in der Ostsee (SSK), u.a. 15 R-Boote
 -  August 1963 Flottenübung „Flut" in Nord- und Ostsee (VM, BRF, PSKF), u.a. 16 R-Boote
 -  März 1966 operative Stabsübung (VM, BRF), 8-12 R-Boote.
 - Juli 1966 Flottenübung „Baikal" in der Ostsee (VM, BRF, PSKF), Boote der 3. R-Abteilung
 - August 1969 die 1. R-Abteilung (mit 19/13, 20/14, 37/31, 38/32) und die 3. R-Abteilung (mit 25/19-27/21, 29/23) nehmen an der Übung „Bregada“ der VOF (Vereinigte Ostsee-Flotten) teil (lt. Labjon/Dietrich).
  Paraden: Auch hier gibt es derzeit keine konkreten Angaben zu den teilgenommenen Booten, zumal noch oft die Bord-Nrn. überpönt wurden. Es kann nur davon ausgegangen werden, daß es jeweils mindestens 3 Boote waren. Als Teilnehmer wurden in der Regel die Sieger bzw. ausgezeichneten Boote/ Besatzungen aus div. Wettbewerben / Verpflichtungen vorgeschlagen und auch bestätigt.
Nachstehend sind nur die Paraden aufgeführt, für die z.Z. mittels Fotos die Teilnahmen von RPi belegt sind.
   -  01.03.1957 stehende Flottenparade anläßlich des 1.Jahrestages der NVA im Alten Hafen Rostock: Lt. Foto wurden zwei Boote der 2.BA zur Abnahme der Parade eingesetzt. Dazu war die 25mm- Waffe entfernt (oder noch nicht an Bord?) und zwischen Maschinenraum-Deck und Winsch ein Podest für den Paradeabnehmenden und weitere „Prominenz“ in Uniform und Zivil installiert worden [Bild ].
Die Teilnahme weiterer RPi ist sicher, unklar nur die Anzahl und welche Boote konkret. Mit Foto belegt ist nur die Bord-Nr. 7-45, also Boot 35/29 (mit den typischen Merkmalen: Holzscheuerleiste, 7 Bullaugen, 2 Ringlüfter, steile Heckaußenkante, nicht eindeutig auszumachen ist Wellenbrecher ja/nein), und Boot ist noch ohne die Waffe. Dem steht die Aussage von Zeitzeugen entgegen, wonach die komplette Abteilung erst Ende März 1957 von Wolgast nach Warnemünde verlegt wurde und zeitweise Kommandierungen zu dem Zweck auszuschließen sind.
 -  01.05.1958 einlaufende Flottenparade im Neuen Strom Warnemünde: Bord-Nr. überpönt [Bild]
 -  04.11.1960 Seeparade im Greifwalder Bodden zur Namensverleihung „Volksmarine“:
 -  07.11.1964 einlaufende Flottenparade im Neuen Strom Warnemünde anläßlich des 15. Jahrestages der DDR: Bord-Nr. überpönt  [Bild]
Teilgenommen sollen haben 8 Boote (Zahl erscheint sehr hoch?), u.a. Meiningen, Sonneberg, Hagenow.
 -  29.10.1967 auslaufende gemeinsame Flottenparade mit der Baltischen Rotbannerflotte im Seekanal Warnemünde anläßlich des 50.Jahrestages der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“, Anzahl der Boote unbekannt, lt. Zeitzeuge war die Gotha beteiligt.
 -  07.10.1969 stehende Flottenparade im Stadt-Hafen Rostock anläßlich des 20. Jahrestages der DDR: Zumindest am Hafenkai (nach der Parade) lag die 2. R-Abteilung der 4.Flottille mit den Booten 22/16 Prenzlau „321“, 24/18 Gotha „322“, 40/34 Luckenwalde „323“ und 48/42 Sonneberg „324“.
  Überstellungen: a) Schulboote: Ab Ende 1962 waren einige Boote (bis 6) der Flottenschule unterstellt, 2 davon verblieben dort bis zu ihrer Außerdienststellung. Sie erhielten die Modernisierungen (vgl. Ziffer 5.) wie die anderen Boote oder wurden z.T. bereits so überstellt. In der späteren Zeit war die Räumausrüstung nicht mehr an Bord. [Bild]  [Bild]
b) 6.GBK Im Dezember 1964 wurde das komplette 1. Baulos der 3. BA der 6. GBK übergeben. Die konkreten Hintergründe sind nicht bekannt, vielleicht als Ersatz für die außerdienstgestellten „Tümmler“ unter dem Aspekt, daß die „große Zeit“ des Minenräumens ohnehin vorbei war. Aber warum dann nicht die älteren Boote der 2.BA? (Modernisierungen siehe unter Ziffer 5.)
  Sonderaufgaben: Von Zeitzeugen sowohl der 1. als auch der 4. Flottille wird berichtet, daß Boote zeitweilig als Torpedo-Fangboote bei Übungen der TS-Boote Projekt 183 eingesetzt waren. Es fehlen zwar genaue Datierungen, aber es kann sich dabei nur um die Zeitspannen von 1962-63/64 handeln, als die ungeeigneten „Sperber“ bereits dem SHD übergeben waren und die als Ersatz vorgesehenen RPi der 1.BA noch nicht im Dienst bzw. einsatzklar waren.
Vor der Indienststellung der „Sperber“ wurde nur improvisiert und da wurden auch bereits nachweislich RPi als Fangboote eingesetzt [Bild]
  sonstige: Einige weitere Verwendungen sollen nur zur Vervollständigung aufgezählt werden:
 -  Minenlegen im Rahmen von Übungen,
 -  Repräsentationen z.B. anläßlich der Haffwoche in Ueckermünde,
 -  Reservistenausbildung mit jeweils 1 Boot von 1976-86,
 -  Umbau und Verkauf von 2 Booten nach Tansania,
 -  Wohnschiff beim EPZ / WTZ,
 -  konservierte Auflieger als Mob.-Reserve bis 1986.

Hier eine interessante Quelle zu Stichwörtern wie Manöver, Paraden und Flottenbesuche:
Dieter Flohr: Volksmarine: Betrachtung einer deutschen Flotte 1950-1990

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5. Modernisierungen

  allgemein: Zu den zeitlichen Abläufen der einzelnen Maßnahmen gibt es keine verläßlichen Angaben, bei der Anzahl der Boote und in Anbetracht der begrenzten Werftkapazitäten zogen sich diese jedoch stets über einen längeren Zeitraum hin.
Wegen fehlender Informationen kann deshalb auch wenig zu Maßnahmen im Bootsinneren ausgesagt werden.
  Schiffbau und Ausrüstung:
    Mast und Fahrstand: Diese, sicher auffälligsten, Veränderungen erfolgten gleichzeitig während der Werftzeit, Beginn ca. 1962/63 und waren um 1965/66 auf allen Booten abgeschlossen (z.B. 15/9 und 16/10 1965 aber noch im Originalzustand von der 1. zur 4.Flottille!).
Der Holzmast nebst den 4 Verstagungen wurde durch einen 3-Bein-Mast ersetzt [Bild], und der Fahrstand erhielt achtern beiderseits Türen. Die Seitenfenster wurden (nun „rechteckig“) verglast [Bild].
Rettungsmittel:  Für die Schlauchboote kamen Anfang der 60er Jahre 2 Rettungsinseln inklusive Halterungen an Bord [Bild], zuerst RF-12, später auch RF-8. Die Rettungsringe blieben weiterhin an ihrem Platz. Auf einigen Fotos sieht es so aus, als hätte es (zumindest auf einigen Booten) zuvor eine Zwischenlösung gegeben: 2 Flöße vom Typ B-12 (Vorläufer-Typ) und 1 Schlauchboot.
Festballast: Von Zeitzeugen wird für das 1. Baulos der 3. BA zum Zeitpunkt der Indienststellungen und auch später Ballast in Form von Stahl-Grundgewichten (verteilt auf Maschinenraum und unter Niedergang im Vorschiff) angegeben, aber für mindestens 1 Boot des 3. Bauloses in der Zeit von ca.1961/63 dagegen Beton unter den Batteriekästen zwischen den Hauptmaschinen. Derzeit ist unklar, ob es sich bei letzterem um eine Variante bei Indienststellung des 3. Bauloses, eine spätere Einzellösung oder geplante und durchgeführte Maßnahme auch für die (bzw. einige ) Boote des 1. Bauloses handelte.
Hauptmaschinen: Bereits Ende 1956, also wenige Monate nach der Indienststellung, wurden beim 1. Baulos der 3. BA noch in Wolgast die Buckau-Wolf-Hauptmaschinen gegen die stärkeren 6 NVD 26A ausgetauscht. Daher ist es möglich, daß die restlichen Boote der 3. BA schon mit diesen Motoren in Dienst gingen. Lt. M. Röseberg sollen dann 1959/60 alle (übrigen) Boote so umgerüstet worden sein (?).
Artillerie: Alle Boote mit dem überschweren 12,7mm-Zwilling-MG „Dscha-K“ wurden auf die 25-mm Doppellafette „2-M-3“ umgerüstet, allerdings relativ spät, nicht vor 1965! Die Boote 15/9 und 16/10 z.B. hatten 1965 bei ihrer Umsetzung zur 4.Flottille noch die Originalbewaffnung.
Lt. Fachliteratur sollen die zur 6.GBK abgestellten Boote (9 bzw. 8 Stück !?) alle anstelle der Winsch eine weitere 25mm-Waffe erhalten haben. Richtig ist: Es waren 9 Boote, und Zeitzeugen bestätigen, daß davon nicht ein Boot so nachgerüstet wurde, es gab dazu nicht einmal „Gerüchte“. Auch die Abrüstung der Winsch ist nicht belegbar. [Bild] Entweder handelt es sich beim Aufklärungsfoto um einen Versuch vom Anfang der 60er Jahre (noch Originalmast, keine IR-Leuchten), oder um eine Attrappe unter Einbeziehung der Winsch, also „Täuschung des Gegners“.
  Bericht von mehreren Zeitzeugen:
Im Zeitraum Mai – Oktober 1958 (genauer war nicht möglich!) begleitete die 4. R-Abteilung (Bau-Nr. 43/37 - 48/42) vor Bornholm einen NATO-Verband. Dazu waren div. Stabs-Offiziere an Bord der RPi. Außerdem war zur „Täuschung“ durch die Besatzung mit Bordmitteln und Persennings die Räumwinsch in eine Waffen-Attrappe umgewandelt worden. Ob aber alle beteiligten Boote derartig „ausgerüstet“ und möglicherweise die Bord-Nummern manipuliert waren, kann jetzt leider nicht mehr eindeutig beantwortet werden, desweiteren gibt es auch keine näheren Hinweise zu den als „NATO-Verband“ bezeichneten Einheiten.
  Bemerkungen und Ergänzungen:
Die Verwendung von Tarnnetzen (keine Standard-Ausrüstung) sowie fehlende Räumgeräte deuten auf eine zentrale Vorbereitung hin und damit auf eine größere Aktion der Gegenseite, von der rechtzeitig Kenntnis vorhanden war. Somit kann es sich hier um ein Manöver  gehandelt haben, allerdings unklar um welches, da im fraglichen Zeitraum „einiges los war“ (u.a.“Wallenstein I“).
Die vermutete „Gegner-Täuschung“ als Grund für die „2. Waffe“ achtern ist aber damit bestätigt und auch, dass dies letztlich sehr erfolgreich war. Das beweisen z.B. im Erkennungsblatt Folge 96 Februar 67 die Unterschrift unter eben diesem Bild, Zitat „Ausführung mit vier 25mm-Flak“ und unter den allgemeinen TTD Zitat „vorn, teils auch achtern, leichte Flak“. Selbst 1985 bei Breyer/Lapp gab es noch außer den TDD der Waffen dieses Foto und sogar eine Skizze als Patroler mit 2x Doppellafette!
Räumtechnik: Bis zur Außerdienststellung der Boote gab es nur wenige Veränderungen bei dieser Ausrüstung. Auf Fotos auch sichtbar z.B. der Austausch der GeräuschBojen-Turbinen (GBT) (1 davon verstaut auf der Back an Stb., eine achtern an Bb.) [Bild] gegen 1 BAT-2 ab ca.1963. Der in der Literatur erwähnte Austausch der Winsch gegen eine modernere Ausführung kann dagegen zeitlich noch nicht eingeordnet werden.
Elektronik: Entsprechend Bootsgröße und Einsatzzweck war die Elektronik-Ausrüstung von Beginn bis zu den Außerdienststellungen „überschaubar“.
    Funk: Die ersten, schon äußerlich sichtbaren, Veränderungen erfolgten bereits ab 1957 als vorn auf dem Deckshaus zwei lange Stabantennen (Peitschen) die Drahtantennen ablösten. Ab ca.1959/60 verschwand nach und nach die ~3,5m lange Stabantenne (meist an Stb.) über der oberen Rahe und es wurde eine UKW-Antenne (Form = liegendes „T“) für die UKW-Sprechfunk-Anlage „Akazie“ (meist an Bb.) installiert, die dann beim 3-Bein-Mast an die Bb.-Rahe wechselte [Bild].
Infrarot-Anlage: Zum sicheren Verbandfahren unter „kriegsmäßigen“ Bedingungen (voll abgeblendet) wurden ab etwa 1961/62 nach und nach alle Boote mit der IR-Anlage „Chmel“ ausgerüstet. Typisch war danach das „Portal / Tor“ am Heck mit der IR-Hecklaterne obenauf. Weitere Strahler befanden sich an beiden Seiten des Fahrstandes und vorn auf dem Deckshaus [Bild].
FFK: Um 1962 begann der Einbau von „Chrom-K“, sichtbar zunächst im Topp des Pfahlmastes und später beim 3-Bein-Mast [Bild].
Radar: Nur die 3 erst 1969 zur 6.GBK abgestellten Boote erhielten eine Anlage Typ TSR-222 (Antenne auf dem Deckshaus, Sichtgerät im Steuerhaus an Steuerbord), G-18 zur planmäßigen Werftliegezeit im Herbst 1969, die beiden anderen in etwa zeitgleich [Bild].
  sonstige:  -  Einbau einer K- (Kontaminierungs-) Schutzsprühanlage bestehend aus über das Boot verteilte Sprühdüsen zur Erzeugung eines Wasserschleiers. Der Zeitpunkt ist unklar, aber sicher nicht vor 1963/64 [Bild].
 -  Sehr wahrscheinlich kam in dem Zusammenhang auch die Entgiftungsanlage OW-60 („Schweinchen“) an Bord und wurde in die K-Schutzsprühanlage integriert.
 -  In der Zeit ab ca. 1965 sind aus div. Gründen (Verschleiß, kleine Unfälle/Havarien ) Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt worden, die auch z.T. das äußere Erscheinungsbild der jeweiligen BA „veränderten“. Besonders deutlich wird dies bei den Maschinenraum-Lüftern. Ein nicht datierbares Foto (u.a. mit Dreibein-Masten) zeigt ein Boot mit 2 (!) Windhutzen im Päckchen mit 3 anderen Booten mit jeweils 2 Ringlüftern. Ein weiteres Beispiel sind die Boote 22/16 und 24/18 mit je 2 Ringlüftern im Oktober 1969 im Rostocker Stadthafen und allgemein bekannt, die seitenverkehrte Anordnung bei den sog. „Resi“-Booten. Dies bedeutet, daß ab etwa o.g. Zeit, die in den vorangestellten Abschnitten angeführten Unterscheidungsmerkmale nur noch bedingt gültig sind. 

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6. derzeit noch unklar

  Außer den in den vorangegangenen Abschnitten bereits genannten Unklarheiten, hier noch einige Schwerpunkte:
   -  Welches Boot außer der 46/40 „Ilmenau“ ging tatsächlich nach Tansania?
   - 

Gründe für die frühzeitige Außerdienststellung von 39/33 „Anklam“?

   -  Zuordnungen von Booten mit nicht erkennbarer Bord-Nr. und abweichenden äußeren Merkmalen:
    Hierzu ein erstes Beispiel, das Rückseiten-Foto aus „Marinewesen“ Heft 12/1969 [Bild]. Aufgenommen im Sommer frühestens 1968 mit großer Wahrscheinlichkeit in Parow und ungewöhnlich mit dem Heck an der Pier. Da links außen die Bord-Nr. „354“ (29/23) liegt, handelt es sich wohl um die 5. R-Abteilung (zu der Zeit nur noch 4 Boote je Abteilung!).
Beim „Rechtsaußen“ wurde leider die Bord-Nr. „zensiert“, aber derart unprofessionell, daß auch die Scheuerleiste z.T. liquidiert wurde und evtl. auch das mittlere (dunkle) Bullauge nicht mehr „echt“ ist, schon wegen dessen „Schräglage“. So sind nun folgende Deutungen möglich:
    a) Mit Bullauge wäre es 3. BA  1. Baulos, aber zu der Zeit alle bei der 6.GBK .
    b) Ohne Bullauge, aber noch mit Holzscheuerleiste (!) Korrektur der bisherigen Erkenntnisse, d. h., im 2. Baulos der 3. BA gab es noch 1 oder 2 Boote analog 1. Baulos (37/31 und/oder 38/32).
    c) Es ist ein Boot der 2. BA mit baulichen Veränderungen (Lüfter, Wellenbrecher, evtl. nur noch 6 Bullaugen).
  ! Dank neuer Informationen von Kameraden und der Auswertung weiterer Fotos kann jetzt diese Frage wie folgt beantwortet werden:
    Bei den Booten auf dem Foto aus dem Spätsommer 1968 handelt es sich um die 4 Boote der 5. R-Abteilung (links außen die 29/23) und vorn (rechts außen) ohne Bordnummer um die 37/31 der 3. R-Abteilung, zu der Zeit mit der Bord-Nr. „334“.
    Dies bedeutet, daß die Boote der 3. BA von 31/25 bis einschließlich 37/31 mit den äußerlichen Merkmalen der 2. BA (Holz-Scheuerleiste, 7 Bullaugen) gebaut wurden. Erst mit der 38/32 kamen Stahlscheuerleiste und die 6-Bullaugen - Ausführung. Für letzteres Boot gibt es ebenfalls Fotobelege. Die neuen Erkenntnisse wurden bereits in vorstehende Dokumentation eingearbeitet.
    Hier noch einige Bemerkungen zum Aufnahmeort und –anlaß des Fotos: Es handelt sich um Parow anläßlich einer Übung / Überprüfung des Minen-Antransports per LKW, Verladung unter erschwerten Bedingungen und Auslaufen. Dass dies keine alltägliche Übung war, beweisen die Anwesenheit der „Ostseeland“ (II) als „Wohnschiff“ für die Beobachter des Kommandos (und Warschauer Vertrag?) sowie die exerziermäßigen Positionen der Bootsbesatzungen. Übrigens ist im Hintergrund noch ein „normales“ Wohnschiff zu erkennen, es müßte sich um das Stabswohnschiff H-02 handeln.
  Frage: Wo ist bzw. wo war das? (Zur Vergrößerung bitte auf das Bild klicken.)
  Aus den unbeschrifteten und undatierten Fotos kann lediglich festgestellt werden:
   -  Es sind 2 RPi der 2. BA,
   -  unbewaffnet, aber Waffensockel noch vorhanden (Ausführung für die ersten Boote mit 12,7mm MG),
   -  keine Räumgeräte an Bord,
   -  kein „Pier“-Posten oder sonstige Besatzung, „alle Schotten dicht“,
   -  recht „verlassene“ Gegend.
  Schlußfolgerung:
Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Boote des SHD. In Frage kommen da nur 7/1-12/6 und wegen des durchgängig grauen Anstrichs in der Zeit vom November 1956 bis maximal Frühjahr 1959.

 

Dieser Beitrag gehört zwar nicht zur zuvor behandelten technischen Seite der RPi, aber möglicherweise nur zu diesen Booten und auf jeden Fall in deren erste Zeit.

Die abgebildete „Plakette / Blechmarke“ liegt noch im Original vor, hat einen Durchmesser von 55 mm und besteht aus Aluminium. Die Ausführung der Beschriftung sieht nicht nach „08/15“ aus, deutet auf etwas handwerkliches Geschick hin.

Es bedeuten:

413  =  1. Bordnummer des Bootes 508/3

 

I – 11 – 4  =  römische „1“ GA 1, 
               11 1. Mann / Gast der 1. (Stb.-)Wache, 
                 4 GS 4 (Fahrstand / Rudergänger)

 

L  =  Längerdienender.
  Erklärungen des Zeitzeugen: Diese Marken erhielten alle Mannschaftsdienstgrade bis einschließlich Obermaat und wurden stets am Mann getragen, ohne Pflicht zum Umhängen (wegen Bohrung). Die Marken wurden während des Landganges von den Streifen als Legitimation anerkannt und machten so die bis dahin verwendeten Landgangskarten (-ausweise) überflüssig. Bordnummern-Änderungen blieben unberücksichtigt! Andere Verwendungen der Marken sind nicht in Erinnerung. Zeitraum: Von ca. Anfang 1954 bis Mitte 1956, dann Versetzung.
  Stand weiterer Recherchen: Befragungen von Angehörigen anderer fahrender Einheiten des Stützpunktes Peenemünde in der Zeit (z.B. MLR „Habicht“), der ersten RPi 3.BA der 4. Flottille und der ersten MLR „Krake“ brachten keine befriedigenden Ergebnisse, meist „nie davon gehört“, in einigen Fällen „könnte es gegeben haben“ aber im Zusammenhang mit völlig anderen Funktionen (z.B. Kästen zur Anwesenheitskontrolle der jeweiligen Wache im GA-V !?).

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7. taktisch technische Daten

  Vorbemerkungen
   - 

Die Aufstellung gilt nur für Boote der VP-See, SSK und VM.

   - 

Wie auch bei anderen Schiffs-/Bootsklassen gibt es hier zwar einige Informationen, die aber meist  allgemein gehalten sind (d.h., ohne Zuordnung zu einer BA sind nicht definiert), sich z.T. widersprechen und in einigen Fällen sogar unsinnig sind. Änderungen, z.B. bei der Umbewaffnung auf 25mm, sind so überhaupt nicht nachzuvollziehen.

   - 

Die Besonderheiten der Rumpfform bei den einzelnen Bauserien kommt bei den v.g. Angaben kaum oder gar nicht zum Ausdruck:

   

 •

Die Boote der 1.BA und 7/1-18/12 hatten keine Seitenwulste, so daß logischerweise die Breite über die Scheuerleisten gleichzeitig die Breite über alles war (war letztlich die Funktion der Scheuerleisten!).

   

 •

Die übrigen Boote ab 19/13 hatten Seitenwulste, deren Breite mangels Originalplänen bzw. -angaben aus Sekundärzeichnungen „nachempfunden“ und mit Literaturangaben verglichen wurde. Allgemein ist davon auszugehen, daß die Breite über Wulste auf jeden Fall größer war als die Breite auf Spanten, evtl. etwas kleiner, aber eher größer als über Scheuerleisten war. In jedem Fall wurden die Original-Scheuerleisten ihrer Funktion nicht mehr voll gerecht, daher mußte auf den Wulsten eine weitere (kleinere) Scheuerleiste angeordnet werden! Diese Leisten sind auf Fotos auch eindeutig auszumachen. Für diese Breite wurde nachstehend „ü.a.“ verwendet
 
  // weitere verfügbare Angaben
  ohne Definition, wurde nur auf Grund der Größe so zugeordnet
 

leer, betriebsfähig; eine unübliche Definition! Nur sinnvoll im Zusammenhang mit Hebezeugleistung und/oder Transporten

  aus Zeichnungen / Rissen ermittelt
  lt. M.Röseberg erhielten alle Boote 1959/60 die Motore 6 NVD 26 A, aber zumindest bei den Booten 13/7-18/12  war das bis zum Herbst 1964 (noch) nicht erfolgt!
  ob alle Boote so ausgerüstet waren, ist derzeit nicht sicher.
  die unterschiedliche Ausrüstung und der spätere Austausch von Geräten ist bei der Vielzahl der Boote nicht nachvollziehbar.
  Für die Boote 508/4-508/6 werden in einer Quelle als Hilfsmaschinen (Diesel-Generator-Aggregate) 2 Stück 2 Zylinder-„Schönebecker“ zu je 20 PS  mit Generator 220 V 12 kW angegeben.
  -- entfällt
    leer = derzeit fehlen Angaben

 

    1. BA 2. BA 3. BA keine Unterscheidung
zwischen 2. und 3.BA
Volldeplacement t      83,92  // 83,9  83,91  // 83 *
Normal(Konstrukt.)-Depl. t  57,3   // 59,6  63,3  // 67,1    82,23  // 63,3
Standard(Typ)-Depl.  t  75,00 *  80,34  // 76,4 // 75,00 * 
Länge ü.a. m  27,55  // 27,5  28,78  28,78  // 28,7  28,60  // 28,74 // 28,63
Länge z.d. Loten m  25,00  25,00  25,00  
       7/1-18/12  19/13-30/24    
Breite ü.a. m  = ü.Scheuerleiste  = ü.Scheuerlst.    4,57  4,60  // 4,55 // 4,45
Breite ü.Wulst m -- --    4,41  // 4,46  4,49
Breite ü.Scheuerleiste m  4,40  4,40  // 4,45    4,39 // 4,45  4,48
Breite ü.Spant m  4,20  4,20  4,20  4,20  
Tiefgang bei Volldepl.          1,31 *  1,30 * // 1,35 // 1,50 *
Tiefgang Konstruktion m  1,00  // 1,2 *  1,13 *  ~1,2  1,21  1,13 * // 1,21
Seitenhöhe m  2,25        2,25
Höhe bis Masttopp m  ~10,5      ~11  11,00
Geschwindigkeit max. kn  ca. 11,0   11,5  11,30  // 12,0 // 12,5  12  // 12,5  // 11 
Räumgeschwind. max. kn  ca.  6,0         10  // 6-8
Fahrstrecke sm          270 (Aktionsweite) //
 500 (Fahrtbereich)
Fahrstrecke Schlepp sm          220
Einsatzfähigkeit bis  Seegang 6 // Wind 6, See 5
Besatzung    13   13  13  13
2 Hauptmaschinen (Diesel)    mit Wendegetriebe, anlassen mit Druckluft 30 kg/cm² aus 2 Luftflaschen je 100 l,  
     6 DV 224 (Buckau-Wolf)  6 DV 224  6 NVD 26 A (DMR)  
Leistung PS/kW  2x ~150 / 110 (bei 750 U/min)  2x ~150 / 110  2x270 /~199  
Hilfsmaschinen PS/kW  2 Dieselmotor-Generator-Sätze: VEB Diesel-Kraftmaschinenwerk Karl-Marx-Stadt  
        2 HK-65 (2 NZD 9/12 SRW) 25/~18
  3 HK-65 (3 NZD 9/12 SRW) 37,5 / ~27,5
 
Bordnetzspannung

Kompressor mit E-Antrieb
   220 V GS, bei Landanschluß mittels Paketschalter auf WS umschaltbar für Stromkreise mit rein ohmschen Verbrauchern (wie Beleuchtung, Kombüse, Heizungen).   
Bewaffnung:     Artillerie    1x12,7mm Zwillings-
 MG Dscha-K
 7/1-18/12 wie 1.BA (später 25mm)
 ab 19/13: 1x25mm „2-M-3“
 1x25mm Doppellafette
 „2-M-3“
 
Kampfsatz      2992 Patronen 25mm, davon: 1972 Spl-Brd-Gr mit L-Spur und
                                               1020 Pz-Gr mit L-Spur
 
Minen möglich      16 JAM oder 4 KB oder 6 KMD-2-500 oder 4 KMD-1000
 dazu 12 m Minenschienen (2x6)  //  3. BA: 2x ~7,8 m
 
Minenräumausrüstung:      
Schiffseigenschutz    MES-Anlage  
mechan. Räumgeräte    Scherdrachengerät SDG-R  
     Motorpinaß-Gerät (MPG)        
akust. Räumgeräte    Geräuschbojen-Turbine (G.B.T.)  
       später ersetzt durch BAT-2  
elektro-magnet. Geräte    Hohlstabfernräumgerät HFG-13 [Bild]  
sonstige    Leinenwinde  letzte Ausführung mit 1,8 t
 Zugkraft
Funk:    AWE „Dabendorf“ [Bild]  KW-Station SE-50  
       UKW-Anlage „Akazie“  
 Seenotstation SEG-15
Elektronik (ab 60er Jahre):      FFK “Chrom-K” [Bild]  
       Infrarot-Anlage „Chmel”   
       (Radar nur 6. GBK)  

 

Meinungen, Anregungen, Korrekturen, Fragen, Ergänzung und Bildmaterial bitte per E-Mail an webmaster@parow-info.de.

Herzlichen Dank allen, die es mit Informationen und Fotos ermöglicht haben, diese Seite zu veröffentlichen.

© 2012 - 2015 Peter Kieschnick / Horst Maiwald († 2014)

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8. Chronologie der Räumpinassen

Hier die Chronologie aller "Schwalben". Erarbeitet durch Helbe und Horma (Horst Maiwald, [Horma] † 2014). Meinungen, Anregungen, Korrekturen, Fragen usw. sind zu der Liste erwünscht! E-Mail: webmaster@parow-info.de
Diese Chronologie unterliegt dem Urheberrecht.
Für private Nutzung ist diese frei. Für Veröffentlichung in Print-Medien und/oder im Internet bedarf es der Genehmigung durch die Autoren. Das gilt auch für Auszüge aus dieser Chronologie.
Weitere Chronologien sind hier.


Zur Chronologie der Räumpinassen (RPi)
Die besondere, vielleicht auch gewöhnungsbedürftige Ausführung dieser Aufstellung bedarf sicherlich einiger Vorbemerkungen:

Hauptmerkmale dieses Bootstyps waren die große Anzahl der Einheiten (48), die lange Dienstzeit (über 30 Jahre) sowie die diversen Umsetzungen.
Dies alles sollte aber auch übersichtlich dargestellt werden mit möglichst vielen Informationen.
So werden mittels farbiger Unterlegung die zeitliche Zuordnung jedes Bootes zu Struktureinheiten deutlich gemacht (Farbzuordnung willkürlich!) und vielfach auf Abkürzungen und Symbole zurückgegriffen. Auf komplette Datumsangaben (auch wenn vorhanden) wird mit Ausnahme der Indienststellungen aus Platzgründen verzichtet.
Ab den 60er Jahren wurden Änderungen in den Strukturen, zumeist verbunden mit Bordnummer-Wechseln, in der Regel zum Ende bzw. Beginn des Ausbildungsjahres angeordnet, das Umpönen erfolgte dann dementsprechend zwischen Dezember und Januar. In der Kopfzeile ist deshalb meist vereinfacht nur das laufende Jahr oder „Dez.“ eingesetzt.
Im Interesse eines Erst-Gesamtüberblickes mußte die Tabelle stark verkleinert werden, für die individuelle „Auswertung“ stehen die Zoom- und Scroll-Funktionen zur Verfügung.

Spezielle Hinweise:

Helbe+Horma (Horst Maiwald †)

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