Projekt 977
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1952 wurden drei Reisemotoryachten auf der Yachtwerft Berlin, ehemals Werft
des Bootsbauers Claus Engelbrecht, gebaut.
Die erste Yacht ging an den
Ministerrat der DDR und erhielt den Namen „Albin Köbis“ (Projekt-Nr.: 977/1). Sie
war auch die erste Staatsjacht der DDR. Ein Boot wurde an den Rat des Bezirkes
Rostock mit dem Namen „Störtebecker“ (977/2) und eins an die Sowjetische
Militäradministration in Deutschland (SMAD) (977/3) geliefert.
Die Yachten weisen den eleganten, in den 1930er Jahren entwickelten
„Engelbrecht-Schnitt“, auf. Der Bootskörber bestand aus Stahl. Achterlich
befanden sich ein Konferenzraum und ein Plicht, die mit einer Plane überzogen
werden konnte. Mittschiffs lagen die kleine Kapitänskajüte, eine Miniküche und
ein WC sowie ein kleiner Salon. Im Bug befanden sich die Kojen für die Besatzung. Für den Ausbau des
Schiffs und die Möblierung wurde edles Tropenholz verwendet, ebenso Messing und
Chrom. Zur Ausrüstung
gehörte auch eine Kurzwellen-Funkanlage.
Die materiell-technische Sicherstellung und die Gestellung der Besatzung der „Albin Köbis“ erfolgten durch die Seepolizei / VP-See bis Juli 1954. Diese bestand aus einem Kommandanten mit dem Dienstgrad eines Obermeisters der Verwendung Navigation, zwei Obermaaten (Steuermann und Maschinist) sowie ein Funkgast.
Der erste Liegeplatz war im Hafen Parow. Dazu wurde extra eine Überdachung
gebaut. Der nächste Liegeplatz war Rostock. 1954 wurde die Yacht in die Berliner
Gewässer über die Oder nach Berlin Baumschulenweg zum Anleger der
Wasserschutzpolizei überführt. Der Überführungskommandant war ein
Kapitänleutnant. In Berlin wurde sie weiter durch die VP-See betreut.
Am
08.07.1954 übernahm die Wasserschutzpolizei Berlin die Betreuung der Yacht als
Delegationsboot. 1974 erhielt das Boot den Namen „Freundschaft“. Bis 1990 soll
in den Schiffspapieren als Eigner der Ministerrat der DDR gestanden haben.
Am 04.09.1992 stand das Boot als „WSP 47“ zum Verkauf. 1995 wurde die Yacht durch die Treuhand versteigert. Danach fuhr sie als „La belle“ (Die Schöne) weiter, mehrfach wechselten die Eigner. Einmal sank die Yacht sogar. Sie wurde gehoben, repariert und sollte zum Hausboot umgebaut werden.
2009 kaufte der jetzige Besitzer dieses Boot. Die Motoryacht wurde von Grund
auf in der Oranienburger Malz-Werft bis 2011 wieder neu aufgebaut. Es mussten fast alle
Holzteile ausgetauscht werden. So wurde für das Deck Holz aus Pitchpine, einer
zentralamerikanischen Kiefernart, verwendet. Die Yacht bekam auch neue Motoren. Heute liegt
das Boot im Kleinen Wannsee.
Technische Daten (Original): | |
Verdrängung: | 26 t |
Länge: | 21,60 m |
Breite | 4,10 m |
Tiefgang: | 1,20 m |
Antrieb: | 2x 4 Zylinder-DM-Motor Typ EM 6-20 (LKW H6 Motor) |
Leistung gesamt: | 300 PS |
Geschwindigkeit: | 12,5 kn |
Besatzung: | Seepolizei 4 Mann, Wasserschutzpolizei: 2 Mann |
Passagiere: | max. 20 Personen |
Ich bedanke mich recht herzlich bei Herbert Kunisch für Informationen und die hier gezeigten Bilder der „Albin Köbis“.
© 2013 - 2015 Peter Kieschnick