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Der Standort der Marinefliegerlehrgruppe war die Stadt Westerland. Der Ort Westerland ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Sylt auf der Nordseeinsel Sylt. 1462 wurde Westerland erstmals urkundlich erwähnt. Westerland hatte 2007 ca. 9030 Einwohner.

Der Flughafen Sylt bei Westerland

Wappen der Stadt Westerland
Wappen der Stadt
Westerland / Sylt 
Der Flughafen Sylt ist heute der Verkehrsflughafen der deutschen Nordseeinsel Sylt. Er liegt zwei Kilometer östlich des Zentrums des Hauptortes Westerland auf dem Gebiet des Ortsteils Tinnum.
Der Flugplatz wurde unmittelbar nach dem Ende des Ersten Weltkriegs errichtet, um vor allem Touristen auf die Insel zu bringen. Im Juli 1919 wurde die Linienflugverbindung Berlin–Hamburg–Sylt eingerichtet. Ende der 1920er Jahre wurde der Flughafen von 17 ha auf 37 ha vergrößert.

Ab 1935 wurde der Flugplatz zu einem Fliegerhorst mit drei sternförmig angelegten Start- und Landebahnen ausgebaut. Die Gesamtfläche betrug nun 85 ha. Die Insel Sylt wurde während des Zweiten Weltkriegs zur Festung ausgebaut. Der Fliegerhorst Westerland war ab 1938 Einsatzhafen der Luftwaffe. So war unter anderem das Kampfgeschwader 30 „Adler“ 1940 mit zwei Gruppen und einer Zerstörerstaffel mit dem Flugzeugtyp Ju 88A dort stationiert.

Nach dem Krieg erhielt der Flugplatz die Bezeichnung „Airfield B.170“ und wurde ab Mitte Juli 1945 durch die Royal Air Force (RAF) als Basis für Waffentrainingskurse verwendet. Die Lufträume westlich von Sylt und Amrum sowie der Luft-Boden-Schießplatz am Ellenbogen wurden regelmäßig für das Schießtraining ihrer in Deutschland stationierten Staffeln genutzt. Ab 1951 befanden sich bis zu vier Staffeln gleichzeitig auf dem Flugplatz. Zur Durchführung des Schießtrainings war auf dem Platz eine Zielschleppstaffel ständig stationiert. Inoffiziell war die Bezeichnung der Staffel „Weapon Training Squadron 402“.
Auch die belgische Luftwaffe nutzte in geringerem Umfang den Fliegerhorst. Dazu wurden Staffeln aus Belgien zum Schießtraining verlegt.
Ab 1957 wurden britische Staffeln in Deutschland aufgelöst, dadurch wurde der Fliegerhorst immer weniger durch die RAF genutzt.
Bereits ab 1958 verlegten auch Jagdstaffeln des JG 71 (Jagdgeschwader 71) und JG 72 der deutschen Luftwaffe zum Training nach Westerland.

Nach dem Abzug der RAF im Oktober 1961 wurde der Flugplatz von der Deutschen Luftwaffe übernommen.
Die Schießplatzstaffel des Luftwaffenversorgungsregimentes 7 in Husum übernahm bis 1972 den Betrieb des Platzes sowie die Überwachung des Schießbetriebs auf dem Ellenbogen und über der Nordsee. Seit dieser Zeit ist auch wieder eine zivile Mitbenutzung des Flugplatzes möglich.

1962 wurde die U-Boot-Jagdstaffel der Marineflieger mit „Fairy Gannet“ bis zur Fertigstellung des Fliegerhorstes Nordholz für einige Monate auf dem Flugplatz stationiert.
Ebenfalls 1962 wurde auch eine SAR-Außenstelle der Marineflieger auf dem Fliegerhorst eingerichtet.

Ab 1967 flog „Condor Flugdienst“ mit ehemaligen Kampfflugzeuge vom Typ Canadair Cl.13b „Sabre VI“ im Auftrag der Bundeswehr von Westerland aus Zieldarstellung, so z.B. für den Flak-Schießplatz Todendorf an der Ostsee.

1972 wurde die Marinefliegerlehrgruppe auf dem Flughafen stationiert.
Der militärische Flugbetrieb wurde fast eingestellt, und die Kontrolle des Flughafens wurde an eine zivile Flughafengesellschaft übergeben.

Marinefliegerlehrgruppe (MFlgLehrGrp)

Vorgeschichte

Im März 1957 begannen drei Offiziere und 25 Unteroffiziere auf technischen Lehrgängen bei der englischen Flugzeugindustrie ihre Ausbildung. Eingewiesen wurden sie auf die Flugzeugtypen „Sea Hawk“ und „Gannet“. Auch fünf Funkunteroffiziere wurden im März 1957 für neun Monate auf eine englische Elektronikschule zur Ausbildung kommandiert. Dieses technische Personal bildete den Grundstock für die Ausbildung in Deutschland.

Geplant war, dass die Luftwaffe ab Frühjahr 1957 das technische Marinefliegerpersonal in Kaufbeuren ausbilden sollte. Dazu kam es nicht. Die Marineflieger richteten daraufhin eine improvisierte „Fliegertechnische Schule“ in Kiel-Holtenau ein. Hier wurde der erste Fachlehrgang 1, Teil A durchgeführt. Weiteres Personal wurde in Lehrgängen im In- und Ausland geschult. So fanden u.a. 10 Lehrgänge für das fliegertechnische und Fliegerbodendienstpersonal und fünf Facheinweisungslehrgänge für 75 Flugsicherer, 59 Fliegerelektroniker, 21 Funker und 19 Flugzeugführer statt. Anschließend wurde dieses Personal durch die Luftwaffe weiter ausgebildet.

Im Juli 1958 verlegten die ersten beiden Staffeln, die in Großbritannien in Dienst gestellt worden waren, auf den Marinefliegerhorst Jagel bei Schleswig. Die Ausbildung des technischen Personals erfolgte nun in den fliegenden Verbänden. Dies war eine zusätzliche Herausforderung und Belastung.

Aufstellung der Marinefliegerlehrgruppe

Um die fliegenden Verbände von dem Ausbildungsauftrag zu entlasten, wurde die Marinefliegerlehrgruppe (MFlgLehrGrp) am 01. April 1963 in Eckernförde-Carlshöhe durch den Aufstellungsbefehl 120 (Marine) vom 26. März 1963 in Dienst gestellt. Sie unterstand direkt dem Kommando der Marineflieger. Die Auflösung erfolgte aber bereits zum 01. Juli 1965, um eine Neuaufstellung für 1966/67 an einem anderen Standort vorzubereiten. Damit war die Ausbildung des technischen Personals kurzzeitig wieder bei den fliegenden Verbänden beheimatet.

 
Aber erst im Juli 1968 begann das Vorkommando mit dem Aufbau der neuen MFlgLehrGrp.
Am 01. Oktober 1968 wurde die neue Marinefliegerlehrgruppe mit Aufstellungsbefehl 172 (Marine) vom 10. September 1968 mit zwei Inspektionen in Dienst gestellt. Der Standort war der Fliegerhorst Jagel bei Schleswig, wo auch das Marinefliegergeschwader 1 (MFG 1) stationiert war. Die MFlgLehrGrp unterstand direkt dem Marinefliegerkommando (am 11.Juli 1969 in Marinefliegerdivision umbenannt).


1.Inspektion 
Am 01.11.1969 kam eine weitere Inspektion für die Ausbildung „Überleben auf See“ auf dem Fliegerhorst Nordholz dazu. Sie wurde die 3. Inspektion der MFlgLehrGrp, später dann die 1. Inspektion. Diese Inspektion schulte die fliegenden Besatzungen der Bundeswehr, damit sie bei einem Luftnotfall über See überlebten. Der Grundlehrgang dauerte 5 Tage und der Wiederholungslehrgang 3 Tage. Die Lehrgänge setzten sich aus einem theoretischen Teil und einem praktischen Teil in der Wasserübungshalle sowie in See zusammen. Trainiert wurden der Sprung mit dem Fallschirm in die stürmische Nordsee, der Umgang mit Rettungsschwimmweste und –insel. Mit einem schlittenartigen Gerät dem „Dilbert Dunker“ [siehe Bild] konnte eine Person das Befreien unter Wasser aus einem „Cockpit“ üben. Auch Angehörige der Polizei, des Bundesgrenzschutzes, der Flugzeugindustrie und verbündeter Streitkräfte nutzen diese Möglichkeit. Ohne diese Spezialausbildung dürfen die Piloten nicht über See fliegen.

1970 begann die technische Maatenausbildung für das Luftfahrzeug „BR 1150 Breguet Atlantic“. [Bild]

Am 05.02.1971 wurde die Unteroffizierheimgesellschaft e.V. gegründet. Diese bestand bis 2005.
Die Unteroffizierheimgesellschaft (UHG) dient vorrangig der Pflege der Kameradschaft und der Durchführung kultureller und gesellschaftlicher Veranstaltungen. Die UHG betrieb eine Betreuungseinrichtung mit gastronomischem Betrieb. Für viele Soldaten, die weit von zu Hause entfernt stationiert waren, war es eine Möglichkeit sich „zu Hause zu fühlen“.

Marinefliegerlehrgruppe auf den Fliegerhorst Westerland

Der Fliegerhorst Jagel war eine der zentralen Drehscheiben der Marineflieger. Der Platz für die MFlgLehrGrp war für den Umfang der Ausbildung zu gering. Deshalb verlegte die Lehrgruppe im Oktober 1972 auf die Insel Sylt.

Seit dem 01.Oktober 1972 war der Marinefliegerhorst Westerland der neue Standort der Marinefliegerlehrgruppe. Dort übernahm sie Einrichtungen der Luftwaffe im nordöstlichen Teil des Flughafengeländes, darunter Unterkunftsgebäude und drei große Flugzeughallen, in denen die Ausbildungsanlagen eingerichtet werden konnten. Die Schul- und Ausbildungsgeräte (SAG), das waren Luftfahrzeuge, die nicht flugfähig waren, konnten nun in den Hallen untergebracht werden. Es waren die Luftfahrzeuge vom Typ BR-1150 „Breguet Atlantic“, F-104 G „Starfighter“ und ein Hubschrauber Sikorsky H 34.
1972 wurde auch eine Marinesanitätsstaffel zur Versorgung der Soldaten aufgestellt.

Am 04. Mai 1973 wurde der Marinefliegerlehrgruppe durch den Kommandeur Marinefliegerdivision, Flottillenadmiral Kriebel, die Truppenfahne übergeben. Damit war der Status der Marinefliegerlehrgruppe als eigenständige Einheit auch nach außen sichtbar.

Das Ausbildungskonzept für Mannschaften und Unteroffiziere wurde 1973 geändert. Es wurden zwei weitere Inspektionen in Westerland aufgestellt. In diesen beiden Inspektionen erhielten alle Soldaten des Marinefliegerdienstes ihre militärische Grundausbildung.

1974 wurde die Ausbildung am Hubschrauber Sikorsky H 34 eingestellt. Nach der Einführung des „Sea King“ Mk. 41 [Bild] beim Marinefliegergeschwader 5 begann ab dem 01. Juli 1974 die Ausbildung an diesem Waffensystem in der Lehrgruppe. Die erste Zeit stand noch kein SAG dieses Typs zu Verfügung. Deshalb wurde pro Jahr ca. ein Hubschrauber, der vor einer Industrieüberholung bei VFW-Fokker in Bremen-Lemwerder stand, kurze Zeit vorher nach Westerland geflogen. Diese Maschine wurde mehrfach im Rahmen der Ausbildung zerlegt und montiert. War der nächste Hubschrauber kurz vor der Industrieinstandsetzung, wurde die bisherige Maschine, die inzwischen nicht mehr fliegen durfte, in Westerland auf ein Landungsboot der Amphibischen Gruppe der Marine verladen und auf dem Seeweg nach Bremen verschifft. 1980 erhielt die Lehrgruppe den „Sea King“ 89+61 als SAG. 

1975 unterstütze die Marinefliegerlehrgruppe einmalig die Hochschule der Bundeswehr in Hamburg mit einem praktischen Grundlagenlehrgang im Maschinenbau, da in Hamburg keine Kapazitäten verfügbar waren.

Die Ausbildung am neuen Lenkflugkörper AS 20/30 für den F-104 G „Starfighter“ erfolgte ab 1975 an der Lehrgruppe. Es folgte 1977 die Ausbildung für die neue Anti-Schiff-Rakete AS.34 Kormoran 1 [siehe Bild] des Starfighters.
Aufgrund der großen Anzahl der marinefliegerspezifischen Munitionstypen kam 1978 eine neue Ausbildungskomponente hinzu, der Lehrgang „Marinefliegereigentümliche Munition“. Dieser Lehrgang ist eine Ergänzungsausbildung für bereits ausgebildete munitionsfachkundige Feuerwerker der Marine, der Luftwaffe und des Heeres.

Zum 01.April 1980 wechselte die truppendienstliche Unterstellung der Marinefliegerlehrgruppe von der Marinefliegerdivision zum Marineamt. Damit waren alle Ausbildungseinheiten der Marine dem Marineamt unterstellt.


2.Inspektion 
Die MFlgLehrGrp bestand aus fünf Inspektionen und einer zivilen Ausbildungskomponente (siehe unten). Neben der allgemeinmilitärischen Grundausbildung der Rekruten wurden verschiedene militärfachliche Lehrgänge für die einzelnen Verwendungen [Informationen zu Verwendungsreihen] durchgeführt.


3.Inspektion
1982 wurde die 5.Inspektion der MFlgLehrGrp aufgelöst. Die allgemeinmilitärische Ausbildung der Maaten wurde an die Marineunteroffiziersschule Plön abgegeben.
Die Marine stellte ein neues Ausbildungskonzept auf, das die Trennung zwischen militärischer Grundausbildung und fachlicher Fortbildung aufhob und diese zu einer dreimonatigen Grundausbildung zusammenfasste.

Mit der Einführung des Bordhubschraubers „Sea Lynx“ Mk 88 [Bild] für die Fregatten der „Bremen“-Klasse wurde auch für dieses nur durch die Marine genutzte Waffensystem die Ausbildung der Techniker an der MFlgLehrGrp notwendig. 1983 erhielt die MFlgLehrGrp ein Schul- und Ausbildungsgerät des Hubschraubers „Sea Lynx“.

1986 bekam die 1.Inspektion „Überleben auf See“ einen Unterwasserausstiegstrainer (UWAT) [siehe Bild], er wurde auch „Pilotenwaschmaschine“ genannt. Dieser Behälter ähnelte einer Waschtrommel. Er konnte in einem Wasserbecken versenkt und bis 180 Grad gedreht werden. Die darin festgeschnallten Soldaten mussten sich befreien und den Ausstieg zur rettenden Wasseroberfläche üben. Erstmals konnten bis zu fünf Mann geschult werden. Dieser Trainer wurde bis 2003 verwendet. Danach folgte der „Modular Egress Training Simulator“ (METS) [siehe Bild], ein Nachbau eines Luftfahrzeugrumpfes.

Mit der Einführung des Waffensystems PA 200 „Tornado“ für die Marine wurden die F-104G „Starfighter“ außer Dienst gestellt. Zum 2.Quartal 1987 wurde die Ausbildung an dem Waffensystem F-104G „Starfighter“ an der MFlgLehrGrp beendet. Das Flugzeugmuster wurde für die zivile Ausbildung in der Ausbildungswerkstatt weiterverwendet.
Einen „Tornado“ zu Ausbildungszwecken gab es an der MFlgLehrGrp nicht. Es waren nur einige Teile der Bewaffnungsanlage zur Ausbildung vorhanden. Die Technikerausbildung erfolgte an den technischen Schulen der Luftwaffe 1.

Liegenschaft

Die Gebäude stammen zum größten Teil aus den 30er Jahren. Der erste Neubau war der Sportplatz mit einer Aschenbahn, Sprung- und Weitwurfgruben. Das „Stadion“, wie es genannt wurde, wurde am 10. Juni1977 zur Nutzung übergeben. Erst 1987 kam das erste neue Gebäude dazu: zum 01.Juni 1987 konnte endlich ein neues Wirtschaftsgebäude in Betrieb genommen werden. Ebenfalls im Juni 1987 wurde der Umbau in der Halle 74 fertig. In diese verlegte die Ausbildungswerkstatt, wodurch die Facharbeiterausbildung ihren Auftrag besser erfüllen konnte. Bereits am 17.Februar 1988 wurde eine neue Sporthalle auf dem Fliegerhorst eingeweiht. Die alte Gymnastikhalle wurde nun Kraftraum.

Zwei Gebäude waren zeitweise für eine zivile Aufgabe verwendet worden. Vom Januar bis Oktober 1990 dienten sie als vorläufige Unterkunft für Übersiedler aus der DDR.

Patenschaft mit der Stadt Westerland
Am 12.11.1985 übernahm die Stadt Westerland in einem feierlichen Akt die Patenschaft mit der Marinefliegerlehrgruppe. Die Verbundenheit hat sich bei Einsätzen in Not- und Katastrophenfällen gezeigt, wie z.B. Anfang Januar 1976, als 150 Soldaten der MFlgLehrGrp bei einer schweren Sturmflut Sandsäcke füllten und so Schäden am Hindenburgdamm verhindert werden konnten. Es fanden im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit häufig Truppenbesuche durch Schulen, Jugendgruppen und Vereine statt. Auch die „Tage der offenen Tür“ 1976, 1982 und 1987 fanden großes Interesse bei der Bevölkerung von Westerland.

Am 18.Juni 1997 wurde die Patenschaft von der MFlgLehrGrp an die Stadt Westerland aufgrund der vorgesehenen Auflösung zurückgegeben.
Aber auch zur Nachfolgerdienststelle, der „Inspektion Marinefliegerausbildung/Marinetechnikschule“, bestand weiterhin reger Kontakt. Am 10.Februar 1999 wurde die „Patenschaft auf Zeit“ bis zur Auflösung wiederbelebt. 1999 erhielt die Inspektion den Umweltpreis der Insel Sylt. Bei den Umwelttagen wurden Aufforstungen, Dünenbepflanzungen, Wegbefestigung sowie das Entfernen der Sylt-Rosen aus der Heide durchgeführt.

Marinefliegerlehrgruppe und neue Strukturen der Marine

Mit Wirkung vom 01.Januar 1988 wurde die 4.Inspektion aufgelöst und in die 2. bzw. 3.Inspektion integriert. Dies wurde mit Personalengpass in der Bundeswehr begründet!?

 

In der 2. und 3. Inspektion wurden die militärfachliche Grundausbildung und die fachliche Ausbildung der Maaten sowie Sonderlehrgänge durchgeführt. Die fachliche Ausbildung umfasste ca. 800 Ausbildungsstunden.
Zum luftfahrzeugtechnischen Bereich gehörten Übungsanlagen für Ausbildung an den Flugzeugen BR 1150 „Breguet Atlantic“, „SeaKing“ Mk 41, „SeaLynx“ Mk88 sowie die Übungsanlage Elektronik Mk 41 und die Munitionssammlung für die Ausbildung des Waffenpersonals.

Die 1.Inspektion „Überleben auf See“ wurde 1993 dem Marinefliegergeschwader 3 „Graf Zeppelin“ Nordholz unterstellt. Damit bestand die MFlgLehrGrp nur noch aus der 2. und 3.Inspektion sowie der Ausbildungswerkstatt.
Mit diesen zwei Inspektionen wurde folgendes Spektrum an Ausbildung abgedeckt: [Informationen zu Verwendungsreihen]

Seit Anfang des Jahres 1995 wurden verschiedene Pilotenlehrgänge an der MFlgLehrGrp durchgeführt. Sie dienten der Umstellung der gesamten Ausbildung im Rahmen der Umstrukturierung der Schullandschaft. Wegen der geänderten Anforderungen durch die Marinefliegerflottille wurde es notwendig, die Ausbildung umzustellen. So wurden Grundlagen und Modullehrgänge erstellt, erprobt und verbessert.

Das Personal der MFlgLehrGrp bestand Ende der 1980er Jahre aus etwa 150 Stammsoldaten und 130 Zivilbediensteten.
Bis zur Außerdienststellung der Marinefliegerlehrgruppe erhielten ca. 18 470 Rekruten eine Grundausbildung und 15 350 Soldaten militärischen Fachausbildung.

Besonderheiten

Zwei Besonderheiten gab es an der Marinefliegerlehrgruppe:

Erste Besonderheit - Ausbildungswerkstatt

 
Im September 1976 wurde eine zivile Ausbildungswerkstatt mit 48 Plätzen für die Ausbildung zum Flugzeugmechaniker eingerichtet. Die Ausbildung fand nach den Bestimmungen der gewerblichen Wirtschaft statt. Die Dauer der Ausbildung betrug 3½ Jahre! Die Prüfung erfolgte durch die Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein.

Die Ausbildung begann im Gebäude 35 mit einer Betriebsfläche von 90 m². Teile des Gebäudes 80 wurde umgebaut, so dass im Juni 1977 eine Fläche von 650 m² zu Verfügung stand. In der Halle 28 begann im April 1978 die Ausbildung am Luftfahrzeug.

Die Berufsbezeichnung „Flugzeugmechaniker“ wurde 1983 in „Fluggerätemechaniker“ geändert und verdeutlichte neue Ausbildungsinhalte.

Im September 1985 wurde die zivile Berufsausbildung nochmals um 48 Ausbildungsplätze für Nachrichtengerätemechaniker/Funkelektroniker erweitert.

1986 wurde das nochmals umgebaute Gebäude 80 komplett übernommen, wie auch das Gebäude 80a. Im Juni 1987 wurde der Umbau in der Halle 74 fertig, so dass die Ausbildungswerkstatt dorthin verlegt werden konnte. Dieses Lehrdock hatte eine Betriebsfläche von ca. 3100 m².

1987 gab es eine weitere Änderung bei einer Berufsbezeichnung: der „Nachrichtengerätemechaniker/Funkelektroniker“ wurde zum „Kommunikationselektroniker Fachrichtung Funktechnik“. Auch das geschah infolge neuer Ausbildungsinhalte

Im September 1995 wurden letztmalig Auszubildende für die beiden zivilen Berufsabschlüsse eingestellt. Sie schlossen die Ausbildung am 27. Februar 1999 ab. Damit endete die Berufsausbildung am Fliegerhorst Westerland. Mit Wirkung 31. März 1999 wurde die Ausbildungswerkstatt aufgelöst.
Insgesamt waren 15 Meister und Lehrgesellen mit der Ausbildung der Lehrlinge befasst.

In der Zeit von 1976 bis 1999 haben insgesamt 240 Fluggerätemechaniker und 110 Kommunikationselektroniker ihre Berufsausbildung auf dem Marinefliegerhorst Westerland abgeschlossen. Über 60% dieses ausgebildeten Personals dienten anschließend als Zeitsoldaten bei der Bundeswehr.

Zweite Besonderheit - Marine-Golf-Club Sylt

 
Die Briten bauten 1953 auf dem zuvor als Flugplatz genutzten Gelände zwischen Sylt-Ost und Wenningstedt-Braderup einen 6-Loch-Golfplatz. Er gehörte dem „Royal Air Force Sylt Golf Club“ und war nur für die britischen Truppen bestimmt. Nach Abzug der RAF 1961 wurde der Golfplatz kurzzeitig von Axel Springer genutzt. Dann geriet der Golfplatz auf dem Flugplatz Westerland in Vergessenheit.
Auf Initiative des Kommandeurs der Marinefliegerlehrgruppe, Fregattenkapitän Eduard Wismeth, wurde 1980 der „Marine-Golf-Club e.V.“ gegründet. Der Golfplatz wurde zu einer Betreuungseinrichtung der Bundesmarine für die Soldaten und zivile Mitarbeiter. Später wurde die Mitgliedschaft auch für die Sylter Bürger geöffnet.
Ende 1998 kaufte der „Marine-Golf-Club e.V.“ den Golfplatz mit einer Größe von ca. 67 ha dem Bundesvermögensamt ab. Im Juli 2004 wurden weitere 13 ha vom Bund erworben und der Golfplatz auf 18 Loch erweitert.

Auflösung und Weiterführung der Ausbildung

Am 19.Juni 1997 wurde im Rahmen einer militärischen Zeremonie die Truppenfahne eingerollt. Die Marinefliegerverbände verabschiedeten sich von der Marinefliegerlehrgruppe mit einem Überflug von vier „Tornados“. Das Fahnenband wurde der Marinetechnikschule (MTS) übergeben und schmückt seitdem die Truppenfahne der MTS. Mit Wirkung vom 30.Juni 1997 wurde die Marinefliegerlehrgruppe aufgelöst.

 
13.Inspektion MTS
Grundausbildung

Die Ausbildungsaufgaben übernahm die Marinetechnikschule (MTS). Die acht Wochen dauernde Grundausbildung der Soldaten des Marinefliegerdienstes erfolgte seit dem 01.Juli 1997 in der 13.Inspektion der MTS in Parow. Die Bezeichnung der Inspektion änderte sich entsprechend der Strukturänderung an der Marinetechnikschule in 14.Inspektion (01.Dezember 2002), 12.Inspektion (01.März 2007) bzw. 8.Inspektion (ab 01.10.2008).

 

 

 

Inspektion Marinefliegerausbildung


InMflgAusb MTS 

Die technische militärfachliche Ausbildung der Unteroffiziere wurde auf dem Gelände des Marinefliegerhorsts Westerland weitergeführt. Dazu wurde die „Inspektion Marinefliegerausbildung“ der Marinetechnikschule (InMflgAusb/MTS) durch Organisationsbefehl Nr. 276 (Marine) vom 05.Mai 1997 mit Wirkung vom 01.Juli 1997 aufgestellt. Sie war anfangs direkt dem Kommandeur der MTS unterstellt. Am 01.April 2000 wechselte die Unterstellung zur Marinetechnikschule Lehrgruppe A in Kiel. Ein weiterer Unterstellungswechsel erfolgte am 07.Januar 2003 wieder direkt unter den Kommandeur der MTS.

1999 wurde wieder ein Tag der offenen Tür InMflgAusb/MTS innerhalb der Festlichkeiten des Flughafen Westerland anlässlich 80 Jahren Linienflug nach Sylt durchgeführt.
Am 21. und 22. August 2004 veranstaltete die Inspektion Marinefliegerausbildung auf Sylt zwei Tage der offenen Tür. Zugleich war es die Abschiedsvorstellung der Marineflieger auf Sylt.

Durch die Änderungsweisung 01/05 zum Organisationsbefehl des Inspekteurs der Marine Nr. 276 vom 22.Februar 2005 wurde die Auflösung der Inspektion Marinefliegerausbildung der Lehrgruppe A der Marinetechnikschule mit Wirkung zum 31. Dezember 2005 befohlen.
Nach Abzug der letzten Angehörigen des Nachkommandos Ende April 2006 endete die militärische Nutzung des Sylter Flugplatzes durch die Deutsche Marine.

Seit Herbst 2011 werden schrittweise die Kasernen, Werkstätten und Hangars auf dem ehemals militärischen Nordteil der Liegenschaft abgerissen.

Fachliche Ausbildung an anderen Orten


Die fachliche Ausbildung wurde laut Organisationsbefehl Nr. 375 (Marine) vom 05. April 2005 mit Wirkung vom 01.Oktober 2005  in der 4.Inspektion der Lehrgruppe A der MTS weitergeführt. Damit existierten die Inspektion Marinefliegerausbildung und die 4.Inspektion bis zum 31. Dezember 2005 parallel.

Die 4.Inspektion war an zwei Standorten in unmittelbarer Nähe zu den Marinefliegerhorsten Kiel-Holtenau und Nordholz stationiert. Unterstützt wurde die Inspektion durch den Hauptfachbereich Marinefliegertechnik der Lehrgruppe Ausbildung der Marinetechnikschule.

Rund 120 unterschiedliche Lehrgänge fanden pro Jahr statt. Die einzelnen Lehrgänge dauerten von einer Woche bis 6 Monaten. Es waren luftfahrzeugtechnische- und Systemeinweisungen für alle fliegenden Waffensysteme der Marine. Dabei wurden bis zu 420 Lehrgangsteilnehmer pro Jahr von ca. 135 Stammsoldaten geschult. Die hohen Ansprüche an die technische Ausbildung fanden unter anderem im Kleingruppenkozept seinem Ausdruck.

In Nordholz fand schwerpunktmäßig die Ausbildung für das Waffensystem Mk 88 A „Sea Lynx“ und BR 1150 „Breguet Atlantic“, später für die P3C „Orion“, statt. Auch Sonderlehrgänge für marinefliegereigentümliche Munition und Instandsetzung Luftfahrzeugverkabelung wurden in Nordholz durchgeführt. Für die Ausbildung standen folgende Ausbildungsstätten zu Verfügung: im Gebäude 35 u.a. zwei Computerunterstützte Ausbildung (CUA)-Räume und die Munitionslehrmittelsammlung, im Gebäude 36 ein Labor Instandsetzung Luftfahrzeugverkablung und zwei weitere Unterrichtsräume, in der Luftfahrzeughalle Gebäude 50 D ebenfalls zwei Unterrichtsräume und der Part Task Trainer Triebwerk Mk 88A sowie das SAG „Sea Lynx“ Mk 88A.

In Kiel-Holtenau erfolgte die Ausbildung für das Waffensystem Mk 41 „Sea King“. Dazu standen folgende Ausbildungsstätten zu Verfügung: das Elo-Gebäude 54, im Gebäude 90b ein CUA-Hörsaal und ein Elektromechanik-Hörsaal, in der Halle 91 ein Triebwerk-Hörsaal und ein Flugwerk-Hörsaal sowie ein Elektriktrainer, ein Hydrauliktrainer und das SAG „Sea King“ Mk 41.

Seit dem 01.10.2012 ist die 4.Inspektion dem MFG 5 in Nordholz als Ausbildungsstaffel Technik unterstellt. Damit endete die langjährige fachliche Ausbildung der Marinefliegertechniker an der Marinetechnikschule und die Ausbildung erfolgt wieder an einem Ort unter der Hoheit eines Marinefliegerkommandos.

Verbleib der Schul- und Ausbildungsgeräte (SAG)

Typ Letztes taktischen
Kennzeichen
Verbleib
F-104 G „Starfighter“ 21 + 64 ab 4. Mai 1992 in Westerland, gespendet an das Museum der ungarischen Aviation bei Szolnok, Mai 2012 noch vorhanden,
F-104 G „Starfighter“ 22 + 07 ab 30. Oktober 1986 in Westerland, 10.03.06 nach Manching zum Flugmuseum Messerschmitt
BR-1150 „Breguet Atlantic“ 61 + 00 1. Prototyp, wurde verschrottet, Teile im PS Aero Museum Baarlo (Niederlande) und Museum für Luftfahrt und Technik Wernigerode
BR-1150 „Breguet Atlantic“ 61 + 09 seit 2002 in Westerland; wurde verschrottet, Teile in PS Aero Museum Baarlo und Museum für Luftfahrt und Technik Wernigerode (Cockpit) [siehe Bild]
Sikorsky H 34 G 80 + 59 SAG von 1972 bis 1974, danach statisches Ausbildungsobjekt, ab April 1986 Kiel-Holtenau als gate guard (als „80+52“), Oktober 2012 zum MFG 5 Nordholz, dort restauriert für die Marinefliegerlehrsammlung, soll zu einem späteren Zeitpunkt im AERONAUTICUM ausgestellt werden
Sea King Mk 41 89 + 61 ab 1980 in Westerland, von InMflgAusb/MTS 2005 nach Kiel-Holtenau zur 4.Inspektion/MTS, ab Oktober 2012 zum MFG 5 Nordholz
Alouette II 75 + 88 nach Nutzung zivil verkauft
Sea Lynx 83 + 03 von InMflgAusb/MTS 2005 nach Kiel-Holtenau zur 4.Inspektion/MTS, ab Oktober 2012 zum MFG 5 Nordholz

 

Anmerkung
Suche Berichte, Ergänzungen und Bilder von ehemaliger Angehöriger der Marinefliegerlehrgruppe, die ich auf dieser Homepage veröffentlichen darf.

© 2012 - 2015 Peter Kieschnick