Das Dorf Parow ist nördlich von Stralsund gelegen; es ist ein Ortsteil der Gemeinde Kramerhof.
Die ersten Besiedlungsspuren wurden aus der Steinzeit gefunden, so Pfeilspitzen, Keile, Feuerstellen uvm.
Die germanischen Stämme zogen in der Zeit der Völkerwanderung im 3.-5.Jh gegen Süden, ihnen folgten die Slawen.
Der Stamm der Ranen siedelte sich an. Dieser Stamm befand sich in
ständiger Auseinandersetzung mit den Dänen.
Das vorpommersche Gebiet
gehörte zur slawischen terra (Verwaltungsbezirk) Pitina (ein Inseldorf im Pütter See) und zum Bistum Schwerin.
Im Jahre 1168 unterlagen die Ranen dem Dänenkönig Waldemar I.. Die Dänen stürmten die Tempelburg am
Kap Arkona und christianisierten das Land. Rügenfürst Jaromar unterwarf
sich den Dänen und erhielt Rügen und einen Teil der Festlandküste als dänisches
Lehen zurück.
Es folgte eine starke deutschstämmige Einwanderung
in diesen Landstrich, vor allem aus Niedersachsen, Westphalen, Holland und
Flandern. Sie führten die Dreifelderwirtschaft ein und brachten den eisernen Pflug
mit, um die schweren Böden zu bearbeiten. Die Holländer brachten
Kenntnisse des Deichbaues und der Entwässerung mit.
Wikinger, Dänen und Piraten verwüsteten und raubten das Land nördlich von Stralsund immer wieder aus. Auch später war dies ein Aufmarschgebiet gegen Stralsund.
Das Dorf Parow wurde 1317 erstmals beurkundet.
Im Juni 1316 fand im
„Hainholz“ eine Schlacht statt.
Die Fürsten hatten die Bildung der Städte gefördert, so auch Stralsunds.
Diese wurden durch den Handel sehr stark. Nun wollte Wizlaw III. von Rügen stärker
am Gewinn der Stadt beteiligt sein. Herzog Erich von Sachsen-Lauenburg führte
als Verbündeter des Slawenfürsten Polen, Mecklenburger, Sachsen und eine Menge
kleinerer Fürsten vor der Stadt.
Eine Vorhut des Heeres der Fürstenkoalition schlug sein Lager im
„Hainholz“ auf. Das Lager war sehr schlecht gesichert.
Die Stralsunder Bürger, voran die Hutmacher, die ihren Pferden Filz um die Füße
gewickelt hatten, und ihre Verbündeten überraschten die Belagerer im
„Hainholz“.
Der Herzog Erich, 24 Ritter und 11 Knappen wurden gefangen genommen und brachten
den Stralsundern ein Lösegeld von 16000 Mark ein. Mit diesem Lösegeld entstand
auch die Fassade des Rathauses von Stralsund. Wizlaw III. konnte sich durch
die Sümpfe auf seine Burg in Prohn retten. Nach der Vernichtung der Vorhut
legte die Hauptmacht der Fürsten einen Belagerungsring um Stralsund. Die
Belagerung wurde im Herbst 1316 aufgehoben. Erst am 02.Juni 1317 bestätigte
Wizlaw III. den Stralsundern ihre bisherigen Rechte und söhnte sich mit seiner
Stadt endgültig aus. Die Stadt Stralsund verzichtete zugunsten des Fürsten
Wizlaw III. und seiner Erben auf das Dorf Parow und das fürstliche Schloss zu
Prohn.
Nach Aussterben des rügenschen Fürstengeschlechts fielen die Küstengebiete 1325 an das Herzogtum Pommern unter dem Herzog Wartislaw IV. von Pommern-Wolgast.
453 verlieh der Herzog Wartislaw IX. von Pommern an den Bürger der Stadt
Stralsund Matthias Lippe (von der Lippe) Landbesitz, unter anderem den Ort
„Olden-Parow“.
Zum Anfang des 16. Jahrhunderts existierten zwei Teildörfer,
„Klein-“ und „Groß-Parow“, durch einen Graben und eine Brücke
voneinander getrennt. Das Dorf Klein-Parow gehörte dem Urban Barm, dessen
Nachkommen es 1539 an den Stralsunder Ratsherrn Herrmann Meyer verkauften, einen
aus dem Dorfe selbst stammenden Mann bäuerlicher Herkunft. Dieser Ratsherr
kaufte 1549 das Teildorf Groß-Parow vom Stralsunder Ratsherrn Jürgen thom
Felde hinzu. Beide Dörfer gingen durch die Heirat der Ratsherrntochter
Margarethe (+ nach 1551) an den Ratsherrn Peter Bawemann (+ 1580). Wiederum
durch Heirat seiner Tochter Anna (+ 1640) gingen beide Parow´s an den Ratsherrn
Cord Bestenböstel (+ 1608). Der nächste Besitzer war dessen gleichnamiger Sohn,
ebenfalls Ratsherr zu Stralsund (1609 - 1633, + 1637). Von dessen Erben
kaufte der Stralsunder Bürgermeister Nikolaus Elver (+ 1655) beide Dörfer 1642
für 28 000 Fl.. Dieser vererbte sie dann an seinen Sohn gleichen Namens, der als
erbgesessen auf Parow genannt wird (+ 1667). Der nächste Erwerber wird Nikolaus
Baumann (+ 10.02.1695) gewesen sein.
Groß- und Klein-Parow waren ausschließlich steuerbares Bauernland.
Es gab eine kleine Kapelle am Strand, wie aus
schwedischen Matrikelkarten zu entnehmen ist, diese war für beide Parow´s zuständig.
Es predigte ein Subdiakonus aus Stralsund. Nachzuweisen ist ein Pfarrer Matthias
Varnholtz zu Parow 1645, der eine Klage gegen N. Klünder zu Solkendorf, Gemeinde Klausdorf, wegen
Beleidigung und Bedrohung anlässlich der Suche nach seiner entlaufenen Magd
erhob.
Ende des 17. Jahrhunderts gingen die
Einwohner bisweilen nach Prohn und bisweilen nach Stralsund zur Kirche.
Durch den Westfälischen Frieden 1648 wurden Stralsund und Vorpommern schwedisch. Die Besitzverhältnisse wechselten ständig, endeten aber immer mit der Zugehörigkeit zu Schweden 1679, 1720).
1703 beschwert sich Oberst Müller
von der Lühe gegen den Ratsverwandten Christian Baumann wegen verweigerter
Einquartierung eines Dragoners auf dessen Gut Parow. Es geht hier um das neuaufgestellte Dragonerregiment des Grafen
Mellin, die
Belowsche und Sodemannsche Kompanie und deren Einquartierung und Verpflegung.
1746 stellte der Major Bernhard Anthon von Baumann einen Antrag auf Klärung der Sach- und Rechtslage für die Enteignung
seiner Güter Parow und Lüdershagen durch die Stadt während seiner Abwesenheit.
1775 wird die Familie des Freiherrn von Langen als
Gutsbesitzer von Parow genannt. 1776 stifteten Friedrich Franz von Langen und
sein Halbbruder Carl Franz Gustav von Sondenstern das Fideikommiß
(unveräußerliches Familieneigentum) Parow. Diese Familie besaß Parow bis zum Ende des
II.Weltkrieges.
Ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Unterscheidung in Groß- und Klein-Parow nicht mehr vorhanden.
1808 gab es eine französische Batterie in Parow, der Standort ist heute leide nicht mehr bekannt. Die Stadt Stralsund verweigerte die Brennholzlieferung an die Batterie mit dem Verweis an die Gouvernementskommission.
Erst 1815
wird Vorpommern preußisch. Die Preußen führten 1815/18 eine neue
Verwaltungseinteilung ein. Die alten Kreise wurden teilweise übernommen und
andere gebildet. Der Gutsbezirk Parow wurde wie bisher dem Landkreis
Franzburg zugeordnet und dieser gehörte nun zum
Regierungsbezirk Stralsund.
1928 wurde der Landkreis in Franzburg-Barth umbenannt.
1861 ersuchte der Fischer Chr.J.Heidtmann aus Parow um die Erlaubnis zur Einrichtung einer Heringsräucherei in der Brückenschanz des Dänholms.
September 1907 - das 2.Artillerieregement mit ungefähr 40 Soldaten und zwei
Geschützen bezog, aus Oebelitz kommend, in Parow Quartier. Wie lange sie
blieben ist leider nicht bekannt.
Schon am 20.12. und 21.12.1907 wurde durch ein Stralsunder Infanterie-Regiment
scharfes Gefechtsschießen nördlich von Parow durchgeführt.
Mit dem 01.10.1932 wurde der Regierungsbezirk Stralsund aufgelöst. Alle Verwaltungen gingen zum Regierungsbezirk Stettin über, so auch die Gemeinde Kramerhof mit dem Ort Parow.
Carl
Friedrich Freiherr von Langen war der bekannteste Vertreter seiner Familie. Er wurde 1928 Olympiasieger im Dressurreiten im
Einzel und mit der Mannschaft in Amsterdam
[mehr Info]. Sein autobiographisches Buch „Reitet für Deutschland“, wurde
1941 von der UFA verfilmt. Hauptdarsteller waren Willy Birgel und Gerhild Weber.
1860 erfolgte der Gutshausbau. Dieses wurde in einer Mischung aus englischem und deutschem Stil in Form eines kleinen Schlosses erbaut [mehr Info].
Am 25.September 1913 um 08:30 Uhr musste ein von Landskrona her kommender
schwedischer Bleriot - Eindecker wegen Treibstoffmangels auf der Parower
Feldmark notlanden. Dies war der erste Kontakt mit einem Motorflugzeug in dieser
Gegend. [weitere Informationen]
Am
06.Juli 1944 stürzte Max Schnirring bei einem Testflug von dem Warnemünder Arado-Werk
auf einem Feld in der Nähe von Parow ab [weitere
Informationen].
In der weiteren Geschichte hat die Fliegerei für Parow eine besondere
Bedeutung.
1945 kamen viele Flüchtlinge aus den östlichen Gebieten
nach Parow, hauptsächlich waren es Frauen und viele Kinder. Sie wurden im Dorf
und auch im Fliegerhorst untergebracht.
Bis 1946 wurden die Felder des Freiherren gemeinschaftlich bestellt und
geerntet, das Vieh wurde verteilt.
Mit der Losung „Junkerland in Bauerhand“ wurde die Bodenreform
durchgeführt. Es entstanden viele kleine Bauernwirtschaften. Unterstützt
wurden die Neubauern durch das Bauernhilfskomitee, das sich 1947/48 zur
Vereinigung der gegenseitige Bauernhilfe (VdgB) zusammenschloss. Die notwendige
Technik für das Bestellen und Ernten konnten sich die Bauern ab 1948 in den
Maschinenhöfen der VdgB ausleihen. Ab 1949 waren dies die
Maschinen-Ausleihstationen (MAS), die später umgewandelt wurden in Maschinen-
und Traktorenstation (MTS).
Später traten die Einzelbauern in die landwirtschaftlichen
Produktionsgenossenschaften (LPG) ein.
© 2005-2015 Peter Kieschnick