Räumflottille

In Parow wurde die Räumflottille am 15.09.1950 gegründet.
Sie bestand aus sechs Räumbooten (R-Boot) Typ R 218 [zum Datenblatt] und dem Tauerfahrzeug „Lumme“.

Diese sechs R-Boote wurden bereits am 29.05.1950 von der UdSSR im Hafen Parow an die DDR übergeben. Sie gehörten der Bauserie R 218 bzw. R 401 an. Der technische, optische und sanitär-hygienische Zustand waren schlecht. Die Boote hatten keine Bewaffnung. Die in mancher Literatur getätigte Aussage, dass sich auf verschiedenen Booten teilweise Originalräumgeräte der Kriegsmarine befanden, kann aus heutiger Sicht nicht bestätigt werden. Bei der Übergabe in Parow waren an Oberdeck und an der Reling keine Halterungen und Lagerungen für Räumgeräte (Tragbojen, Scherdrachen) vorhanden.

Eine Baubelehrungslehrgang soll zeitweise zur Räumflottille gehört haben. Dieser Lehrgang diente zur Auffüllung der R-Boots-Besatzungen und die Formierung der Seekutter-Besatzungen. Die Baubelehrung als eigenständige Einheit innerhalb der Räum- und Küstensicherungs-Division wurde am 15.11.1951 in Dienst gestellt.

Erster Kommandeur war Seepolizei-Oberrat Wolfram Zuch. Danach wurde Seepolizei-Rat Alfred Schneider Kommandeur.

In der Nacht vom 19. zum 20.06.1950 kamen die erste Besatzungen für die Boote R1 und R3 in Parow an. Es waren ehemalige Schüler der Volkspolizeioffiziersschule Prenzlau im Alter von 18 bis 20 Jahre.
Begonnen wurde mit theoretischen Unterricht. Dazu wurde Literatur aus der Kriegsmarine genutzt. Bei der praktischen Ausbildung an der Maschinenanlage wurden die Maschinisten durch Soldaten der Baltischen Rotbannerflotte eingewiesen. Die Boote wurden nach und nach mit Personal aufgefüllt.

Die ersten Seefahrten wurden auf dem Strelasund durchgeführt. Später ging es nach Hiddensee und in die Tromperwiek.
Von Juli bis September 1950 wurde die Seeausbildung durchgeführt, dabei kamen navigatorische und technische Mängel zum Vorschein.

Im August 1950 besuchte der Generalsekretär der SED Walter Ulbricht die Seepolizeischule Parow, dabei wurde eine Fahrt mit dem Räumboot R 3 durchgeführt.

15.09.1950 - der Aufbau der Räumflottille in Parow war abgeschlossen. Das Datum gilt als Gründungstag der Räumflottille.

Am 02.10.1950 verlegte die Räumflottille den Standort nach Wismar. Der Stab war im Kurhaus Wendorf bei Wismar und die Besatzungen in Baracken vor der Hansewerft Wismar untergebracht.
Ab dem 25.11.1950 war Zinnowitz (Insel Usedom) neuer Standort des Stabes der Räumflottille. Die R-Boote R1, R2, R4 und R5 liefen in den Wolgast-Stichkanal der ehemaligen Zementfabrik ein. Die Boote R3 und R6 folgten Ende 1951 bzw. Anfang 1952.

Die theoretische Minenräumausbildung wurde im Frühjahr 1951 in Zinnowitz durchgeführt. Dabei wurde am Strand der Kurpromenade das Achterschiff des R-Bootes nachgebildet. Das Aus- und Einbringen des Räumgerätes wurde geübt, indem die Besatzung die an Leinen befestigten Bojen und Scheerdrachen für die Räumformationen über den Sand zogen.

Der Stab der Flottille verlegte am 17./18.03.1951 von Zinnowitz nach Wolgast (Befehl 24/51).

Die Räumflottille wurde am 10.04.1951 zur Räum- und Küstenschutzdivision umgebildet. Ab 10.02.1953 wurde sie umbenannt zu Flottenbasis Ost in Peenemünde. Aus ihr entstand zum 15.11.1956 die 1.Flottille.

Weitere Informationen:
Dienstgraden der Seepolizei
Besoldung 1952 bis 1955

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