Kiel ist die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. Sie liegt an der Ostsee und ist Endpunkt der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt, des Nord-Ostsee-Kanals (Eröffnung 1895 als „Kaiser-Wilhelm-Kanal“). Die Stadt erstreckt sich hufeisenförmig um den Naturhafen Kieler Förde, die einen der wichtigsten Seehäfen an der Ostsee darstellt.
![]() Wappen der Stadt Kiel |
Kieler Wappen
Das silberne Nesselblatt
auf rotem Grund ist das Wappen der Schauenburger. Das gemauerte Boot
symbolisiert die Stadtrechte (durch die Stadtmauer) sowie die Lage als
Hafenstadt.
Kiel ist traditionell ein bedeutender Stützpunkt der Deutschen Marine.
1848 bis 1851 war Kiel der einzige Stützpunkt der Schleswig-Holsteinischen
Marine. Im Oktober 1848 wurde in Kiel eine Seekadettenschule eröffnet, die den
Offiziersnachwuchs ausbilden sollte.
1864 kam es im Deutsch-Dänischen Krieg zur Eroberung Schleswig-Holsteins durch Preußen und Österreich. Im Gasteiner Vertrag von 1865 ging Schleswig in die Verwaltung Preußens und Holstein in österreichische Verwaltung über. Die Polizeihoheit über die Kieler Förde, das Recht zur Errichtung einer Marinestation und das Befestigungsrecht des Hafeneinganges wurden Preußen übertragen. Die Stadt Kiel wurde geteilt. Österreich erhielt das Gebiet westlich der Linie Holstenstraße-Fördeufer, Preußen das östlich davon gelegene.
Am 24. März 1865 ordnete der preußische König die Verlegung der
Ostsee-Marinestation von Danzig nach Kiel an. Die lang eingeschnittene Kieler
Förde war gegen Wind geschützt, sie verengt sich von 7 km Breite auf 1 km bei
Friedrichsort und war daher gut zu verteidigen. Die Wassertiefe bis zu 12 m war
für das Anlegen tiefgehender Kriegsschiffe günstig.
Am 24. Januar 1867
wurde Kiel Teil der Provinz Schleswig-Holstein des Königreiches Preußen und
Kriegshafen in der von Preußen majorisierten Marine des Norddeutschen Bundes.
Mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurde Kiel zusammen mit
Wilhelmshaven Reichskriegshafen. An der Karlsstraße entstand in den 1870er
Jahren eine überdimensionale Marine-Kasernenanlage mit Lazarett und
Bekleidungsamt.
In Friedrichsort wurden 1877 ein großer Kasernenkomplex, ein
Garnisionslazarett und ein Minen- und Torpedodepot gebaut. Am Düsternbrooker Weg
errichtete man zwischen 1883 und 1888 eine Marineschule und die Marineakademie,
die heute das Landeshaus beherbergt.
In das Gebäude der Marineschule in der
Muhliusstraße zog im Herbst 1887 die Deckoffizierschule ein. Als Ingenieur- und
Deckoffizierschule übersiedelte sie 1901 nach Wilhelmshaven und 1913 nach
Kiel-Wik.
Südlich des Kanals errichtete die Marine zwischen 1902 und 1915 in
der Wik um einen großen Exerzierplatz eine Kasernenanlage mit ca. 40 Gebäuden,
darunter ein Lazarett, eine technische Marineschule und die Petruskirche als
Garnisonskirche.
Die Kaiserliche Marine unterhielt bis 1918 folgende Dienststellen und
Einheiten in Kiel:
Marinestation der Ostsee, I. Marineinspektion, Inspektion
des Bildungswesens der Marine mit fünf Schulschiffen, Marineakademie, Ingenieur-
und Deckoffizierschule, Inspektion des Torpedowesens, Inspektion des
Unterseebootswesens und Inspektion der Marineinfanterie mit dem I. Seebataillon.
Kiel blieb bis 1945 ein Hauptstützpunkt der Kriegsmarine.
Die zunehmende Aufrüstung und Technisierung der Flotte zu Beginn 19. Jahrhunderts hatte eine Überlastung der Ausbildungskapazität an der Ingenieur- und Deckoffizierschule in Wilhelmshaven zur Folge. Die Marine plante eine zweite Schule im Ostseeraum. Die Wahl fiel auf den Standort Kiel.
![]() Zeitraum unbekannt |
Mit „Allerhöchste Kabinetts-Ordre“ [Bild] vom 31. Mai 1913 wurde der Lehrbetrieb am 01. Oktober 1913 an der Ingenieur- und Deckoffizierschule Kiel-Wik aufgenommen. Konzipiert wurde die Schule für die parallele Ausbildung von 170 Deckoffizieren und 130 Ingenieurschülern.
Im Herbst 1913 war die Schule mit etwa 300 Soldaten belegt. Der Ausbruch des 1.Weltkrieges beendete 1914 vorerst den Schulbetrieb, und die Schüler wurden auf die Kriegsschiffe verteilt. In den Gebäuden der Schule wurde ein Reservelazarett eingerichtet. Da qualifiziertes technisches Personal in der Flotte fehlte, eröffnete die Schule wieder am 01.April 1915. Sie bildete nun die Ingenieuranwärter der Nord- und Ostseestation gemeinsam aus. Mit dem Ende des 1.Weltkrieges endete der Schulbetrieb wieder.
![]() Wappen der Marineschule 1924?-1945 |
Am Ende des 2. Weltkrieges übernahm die britische Besatzungsmacht die
Schule.
Ein Teil der vorhandenen Gebäude wurde für Schulen (eine Frauenfachschule,
eine kaufmännische Berufsschule und eine Handelsschule), einen Kindergarten,
Flüchtlingen und sogar für ein Nachtlokal zur Verfügung gestellt.
Am 01.
Juli 1954 übernahm der Bundesgrenzschutz (See) einen Teil der Gebäude der
ehemaligen Marineschule Kiel.
![]() Wappen der TMS I 1956-1963 |
In Bremerhaven wurde zum 05. November 1956 eine Zweigstelle der Technischen Marineschule I aufgestellt. Zuvor wurde die Kasernenanlage der alten Marineschule Wesermünde nach und nach von den Amerikanern übergeben. So konnte der Lehrbetrieb mit den alten Dampfanlagen und der Schmiede sowie mit modernen Drehbänken und Einrichtungen für Elektro- und Motorentechnik beginnen.
Der Ausbau der Unterrichtsanlagen wurde in Kiel vorangetrieben. Am 15. Dezember 1958 wurde im Keller des Unterrichtsgebäudes eine Versuchsanlage für Elektromotoren und Generatoren in Betrieb genommen.
![]() Wappen der TMS II |
An der TMS II Bremerhaven wurden die fachlichen Maaten- und Gastenlehrgänge, technologische Grundlehrgänge für Offiziersanwärter und Sonderlehrgänge durchgeführt. Die TMS I in Kiel führte die Bootsmann- und Offiziersausbildung durch.
Die Ausbildungsinhalte und die Organisation der Schule in Kiel wurden ständig
verfeinert und die materielle Ausstattung der technischen Entwicklung angepasst.
Im Sommer 1961 konnte eine geordnete Verpflegung aus eigener Küche wieder
durchgeführt werden. Ab 1963 befanden sich wieder alle Gebäude im Besitz der
Schule.
Im Herbst 1965 wurde in der Maschinenhalle II eine
Dampfturbinenanlage der Wagner Hochdruck-Dampfturbinen-AG (WAHODAG)
eingebaut. Sie war die Antriebsanlage der neu in Dienst gestellten Zerstörer
der Hamburg-Klasse.
![]() Wappen der TMS I 1963-1982 |
Am 25. April 1975 wurde in Kiel die Fachschule der Marine für Schiffsbetriebstechnik eröffnet. Sie wurde der Technischen Marineschule I angegliedert und truppendienstlich unterstellt. Die fachliche Aufsicht hatte der Kulturminister des Landes Schleswig-Holstein
Am 01. Oktober 1977 begann die Systemausbildung in
Kiel für die Schnellboote der Klasse 143, und damit wurde der Fachbereich
Systemausbildung gegründet. Am 02.März 1981 folgte die Systemausbildung F 122.
Im März 1982 wurde die Maschinenhalle III an der TMS I eingeweiht. In
dieser Halle wurden nach Einführung der Systemlehrgänge erstmals
Simulationsanlagen (z.B. bordidentische Leitstände) für die Ausbildung in der
Schiffstechnik eingesetzt. [Lageplan]
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In Bremerhaven blieb eine Ausbildungsstätte für ca. 150 Soldaten, die auf ihre Gesellenprüfung im Maschinenbauerhandwerk und auf die Facharbeiterprüfung zum Energieanlagenelektroniker vorbereitet wurden. Diese Außenstelle wurde im Herbst 1987 ganz geschlossen. So endete nach 41 Jahre die Ausbildung zum Schiffstechniker in dieser Kasernenanlage.
An der Lehrgruppe A gab es drei Aufgabengebiete: | ||
- | Regelausbildung Schiffstechnik | der Mannschaften, Unteroffiziere, Portepeeunteroffiziere, Offiziere des Militärfachlichen Dienstes, Truppenoffiziere und Offiziere aus Nicht-NATO Ländern |
- | Systemausbildung | für Fregatte Klasse 122/ 123, Schnellboot Klasse 143/ 143A, Minensucher Klasse 343 und Minenjagdboot Klasse 332 |
- | Zivilberufliche Aus- und Weiterbildung | für die Berufe: Energieelektroniker Fachbereich Anlagetechnik und Maschinenbaumechaniker (allgemeiner Maschinenbau) sowie Schweißerausbildung. |
Gegliedert war die Technische Marineschule Lehrgruppe A ab Herbst 1987 wie
folgt:
1. Inspektion - Offiziers- und Systemausbildung
2. Inspektion –
Militärfachliche Ausbildung (MFA)-Bootsmann/Systemausbildung
3. Inspektion -
MFA-Maat
4. Inspektion - Zivilberufliche Aus- und Weiterbildung (ZAW)
In
folgenden Fachbereiche wurde unterrichtet: Antriebstechnik, Elektrotechnik,
Schiffsbetriebstechnik, Allgemeine Schiffstechnik, Systemtechnik,
Naturwissenschaften und ZAW.
In der 3. Inspektion wurden ab Sommer 1997
zusätzlich auch Mannschaftslehrgänge durchgeführt.
Im IV. Quartal 1991 verlegte die 3.Inspektion der TMS Lehrgruppe Grundausbildung Brake zuerst nach Plön und später nach Kiel. Dort wurde sie zur 5.Inspektion der Lehrgruppe A. Aber bereits zum 01.07.1997 wurde aus dieser Inspektion die 8.Inspektion der Marinetechnikschule in Parow.
Die Liegenschaft der TMS in Kiel umfasste eine Geländefläche von 9,3 ha und eine Gebäudenutzfläche von 45.000 m², mit 360 Betten in den Unterkünften.
![]() Wappen der Lehrgruppe A Kiel der Marinetechnikschule Parow 1999 - 2003 |
Nach Auflösung der Lehrgruppe A in Kiel ist am 07.Januar 2003
die Lehrgruppe A in Parow neu aufgestellt wurden [weitere Informationen]. Dazu
wurden das Ausbildungspersonal und die Ausbildungsanlagen von Kiel nach Parow
verlegt.
Damit wird die gesamte traditionsreiche Schiffstechnikerausbildung
an der Marinetechnikschule in Parow fortgeführt.
Die Tradition der Technischen Marineschule Kiel wird in verschiedener Form an
der Marinetechnikschule gewahrt. Sei es mit der Bezeichnung einer Straße oder
eines Raumes im Betreuungsgebäude, vor allem aber bei den modernen Übungsanlagen
Schiffstechnik im Gebäude Nr. 208.
© 2013 - 2015 Peter Kieschnick