(Stand: 13.04.2016)
NATO-Code: „Riga“-Klasse
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Dieses Schiffsmodell steht im Betreuungsgebäude der Marinetechnikschule |
(Bearbeitungsstand: 30.03.2015 )
Vom Typ her waren die Schiffe Artilleriefregatten, die zur Geleitsicherung,
zum Aufklärungs- und Vorpostendienst, zur U-Boot-Jagd, zum Legen von
Minensperren und zur Bekämpfung von Küstenzielen einsetzbar waren.
Die taktisch-technische Aufgabenstellung für das Projekt erfolgte ca.
1947/48, die Bestätigung im Juli 1950. Der Baubeginn des 1.Schiffes „Gornostai“
(russisch: „Горностай“ = Hermelin) ,zugleich der sowjetische Projektname des
Typs, erfolgte am 20.12.1951. Aber die als 4. Schiff auf Kiel gelegte „Jaguar“
(Ягуар) wurde als erstes Schiff dieses Projektes am 24.04.1954 an die
sowjetische Flotte übergeben.
Von 1951 bis 1959 entstanden 68 Schiffe auf
drei sowjetischen Werften. Neunzehn Schiffe davon wurden exportiert: nach China
zwei (+ zwei Lizenzproduktion „Jinan class Type 053“ bzw. chinesisches „Projekt
01“) , Bulgarien drei, DDR vier, Finnland zwei und Indonesien acht.
In der sowjetischen / russischen Flotte wurde 1994 das letzte Schiff vom
Projekt 50 aus der Liste der Kriegsschiffe gestrichen.
n der sowjetischen Marine wurde das Projekt 50 als „Storoschewoj
Korabl“ (SKR) (russisch: „Сторожевой
корабль“ СКР) - Wachschiff klassifiziert.
In der DDR wurden die Einheiten als Küstenschutzschiff (KSS) bezeichnet. In der
ersten Zeit wurde ebenfalls die Bezeichnung SKR benutzt.
Benannt wurden sie zuerst als „Schiff 1“ oder „Schiff 2“ usw. bzw. mit der
jeweiligen Bord-Nr. Von 1961 bis 1965 wurde in Dokumenten die sowjetische
Werft-Bau-Nr. verwendet. Die Projekt-Nr. 50/1 bis 50/4 wurden erst ab 01.12.1965
verwendet.
Bis 1960 waren die Schiffe den Stoßkräften der
Seestreitkräfte/Volksmarine zugeordnet. Ab November 1960 erfolgte die Einordnung
als UAW-Schiffe (U-Boot-Abwehr-Schiffe), womit sie dann zu den Sicherungskräften
zählten.
Die Zulieferung
Von August bis Dezember
1956 fanden die Baubelehrung und Ausbildung der ersten KSS - Besatzungen in
Saßnitz -Dwasieden statt. Dazu lag das sowjetische SKR „Barzuk“ (russisch:
„Барсук“ = Dachs) mit der Bord-Nr. 272 (Bau-Nr. 112) vom 21.08.1956 bis zum
22.11.1956 im Stützpunkt Saßnitz [Bild].
(Zum Anzeigen der Fotos bzw. weiterer
Informationen, bitte auf das Wort [Bild] bzw. [weitere Informationen]
klicken.)
Am 06.12.1956 liefen die ersten zwei Küstenschutzschiffe des Projekts 50
unter sowjetischer Flagge in Warnemünde ein. Es handelte sich dabei um Schiffe,
die vorher bereits bei der sowjetischen Flotte in Dienst gestanden hatten (siehe
unten). In Warnemünde fanden die Bordausbildung der ersten Besatzungen und die
Übernahme der Schiffe statt. Am 10.12.1956 verlegten die Schiffe nach Saßnitz.
Beide Schiffe wurden am 15.12.1956 in Saßnitz in Dienst der Seestreitkräfte
gestellt (Befehl Nr. 323/56 des Chefs der Seestreitkräfte). Dies waren die
Schiffe mit der Bord-Nr. 1-61 (Projekt-Nr. 50/1) und 1-62 (Projekt-Nr. 50/2) [Bild].
Ab Juli 1959 lief in Saßnitz-Dwasieden die Baubelehrung für die nächsten
beiden KSS.
Die Indienststellung dieser KSS erfolgte am
10.10.1959 in Saßnitz: Bord-Nr. 601 (Projekt-Nr. 50/3) und Bord-Nr. 701 (Projekt-Nr.
50/4). Auch sie waren zuvor im Dienst der sowjetischen Flotte. Beide Schiffe
kamen in modernisierter Ausführung, so z.B. mit kompaktem Gittermast und neuen
Funkmeßanlagen (Radar). Darum wurden sie als 2. Bauausführung (2.BA) bezeichnet
[Bild].
Der in diesem Zusammenhang in der Literatur genannte Austausch der
Wasserbomben-Werfer „Hedgehog“ gegen die RBU-1200 erfolgte aber erst 1963.
Ein in westlicher Literatur zuweilen genanntes fünftes KSS „Rosa Luxemburg“ soll kurz
nach der Übergabe 1959 völlig zerstört worden sein. Aber da hat wohl ihre
Aufklärung sehr oberflächlich gearbeitet. Es gab kein fünftes, später völlig
zerstörtes KSS. Namen wurden ohnehin erst im Januar 1961 vergeben.
Am
08.04.1958 gab es einen Turbinenraumbrand auf KSS 1-61, der Schaden konnte
jedoch bis Ende des Jahres repariert werden.
Vorgeschichte der Küstenschutzschiffe:
Alle vier Schiffe wurden auf der Kaliningrader Werft Nr.820 gebaut und waren
in Dienst bei der Baltischen Rotbannerflotte.
Hinweis: 1946 wurde die
Baltische Flotte in zwei Flotten aufgeteilt:
- in die Südbaltische Flotte
- 4. Flotte [Юго-Балтийский (4-й флот)] und
-
in die Nordbaltische Flotte - 8. Flotte [Северо-Балтийский (8-й флот)].
Im Dezember 1955 wurden
beide Flotten wieder zusammengelegt.
Es gibt unterschiedliche Daten auf russischen Internetseiten zu diesen Schiffen. Ebenso ist die Zuordnung der sowjetischen Bau-Nr. (Projekt-Nr.) zu der DDR-Bau-Nr. in russischen wie in deutschen Quellen mitunter sehr unterschiedlich. Unsere Zuordnung der Bau-Nr. basiert auf der „Anordnung Nr. 63/61 des Chefs der Volksmarine zur Organisation der Volksmarine der NVA im Ausbildungsjahr 1962“.
Die Unterstellung
Die KSS unterstanden laut
Befehl 205/56 des Chefs der Seestreitkräfte vom 25.10.1956 der
6.Flottille mit Stützpunkt
Saßnitz.
Die 6.Flottille wurde am 31.12.1959 auf der Grundlage des Befehls
55/59 des Chefs der Seestreitkräfte aufgelöst. Die KSS wurden zu einer
selbständigen Küstenschutzschiff-Brigade (KSSBr) in Saßnitz neu gegliedert, mit
direkter Unterstellung unter den Chef der Seestreitkräfte.
Am 01.12.1960
wurde die KSSBr im täglichen Dienst der 1.Flottille unterstellt. Operative
Einsätze und Fahrten außerhalb der Verantwortungszone der Volksmarine wurden
weiterhin vom Kommando der Volksmarine geführt.
Am 16.01.1961, zum Jahrestag
der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, erfolgte in Saßnitz die
Namensverleihung an die KSS. [Bild]
Am 01.01.1962 wurde die KSSBr in eine
selbständige KSS-Abteilung (SKSSA) umgewandelt und der 1. Flottille unterstellt.
Mit der Neugründung der 6.Flottille am 01.05.1963 als Verband der
Stoßkräfte wurde die SKSSA dieser Flottille unterstellt.
Am 29.11.1965
verlegte die SKSSA von Saßnitz nach Warnemünde. Damit war ein Führungswechsel
von der 6. auf die 4.Flottille verbunden. Der Truppenteil wurde nicht mehr als
selbständige, sondern ab dem 01.12.1965 nur noch als Küstenschutzschiffsabteilung (KSSA)
geführt. Am 01.12.1971 erfolgte die Umbenennung der KSSA in 4.KSSA.
Die Bordnummern
Der Einsatz
Ein KSS Projekt 50 war stets
Flaggschiff des Chefs der Seestreitkräfte/Volksmarine.
Laut Befehl Nr. 53/61
des Chefs der Volksmarine vom 28.06.1961 wurde ein KSS in ständiger Bereitschaft
gehalten.
Die KSS nahmen an allen Manövern der sozialistischen Ostseeflotten
und allen Flottenparaden in der DDR bis 1974 teil, ebenso waren die Schiffe bei vielen
Auslandsbesuchen dabei. Aufklärungs- und Navigationsbelehrungsfahrten gehörten
auch zu ihrem Aufgabenspektrum, wie z.B. im August 1966 durch Kattegat und Skagerrak
mit Überschreiten des Nullmeridians und dann zurück durch den Kleinen Belt.
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Die Besatzung
Die
Erstbesatzung im Dezember 1956 hatte volle Gefechtsstärke von 186 Mann. Die
tatsächliche Besatzungsstärke änderte sich mit der Zeit, dabei spielten der
Modernisierungsgrad und die Einsatzaufgaben eine Rolle. In der Literatur werden
147 bis 168 Mann genannt, darunter 12 bis 14 Offiziere [weitere
Informationen].
Der Maschinengefechtsabschnitt (GA V) war
der personalintensivste Bereich mit ca. 56 Mann. Dem Leitenden Ingenieur (LI)
unterstanden der I. Wachingenieur (I.WI) mit dem Kessel-[weitere Informationen] und Turbinenzug sowie der
II.WI mit E- und Pumpenzug.
In der Bereitschaftstufe I befand sich die gesamte Besatzung auf den Gefechtsstationen. Ansonsten wurde das Schiff im Zweiwachsystem gefahren. Ein Wachtörn dauerte vier Stunden, wobei es zwischen 16:00 und 20:00 Uhr einen zweistündigen Wachwechsel gab. In der wachfreien Zeit wurden Ausbildungsmaßnahmen, das tägliche Reinschiff, sowie das Backen und Banken durchgeführt. Aber auch ein wenig Freizeit gab es.
Die Unterbringung war sehr spartanisch und wurde nach und nach verbessert.
Die Offiziere hatten Kammern zu Verfügung. Im
kleinsten Deck 1 waren 10 Unteroffizieren einquartiert. Im Deck 6 waren z.B.
knapp 50 Mann des GA V untergebracht. In diesem Deck gab es nur an den
Bordwänden Klappkojen, während für den Großteil des Maschinenpersonals abends
erst die Kojen in drei Etagen übereinander an Ketten gezurrt wurden.
[Prinzipskizze] Das Backen
und Banken wurde in den jeweiligen Decks durchgeführt. Die Maate haben bei
ihren Mannschaften mitgegessen.
Auch die sanitären Bedingungen nach
russischer Art waren gewöhnungsbedürftig.
Das Schiff
Das Schiff war ein
Glattdecker mit sehr stark hochgezogenem Steven. Es besaß große
Seetüchtigkeit.
Das KSS war in Längs- und Querspantenbauweise hergestellt
und in zwölf wasserdichte Abteilungen aufgeteilt. Brücke, Geschützschilde und Munitionsbunker waren zusätzlich mit 7 bis 8 mm Stahl
verstärkt.
Maschinenanlage
Die Antriebsanlage bestand aus zwei
Dampfturbinen „TW 9“ (russisch TB-9). Gespeist wurden die Turbinen durch zwei ölgefeuerte
Dreitrommel-Wasserrohrkessel „KWG-57/28“ (КВГ-57/28) mit einem Druck von 2,8 MPa, einer
Temperatur von 370 Grad C und einer Dampfleistung von 52 t je Kessel in der
Stunde. Die Heizfläche betrug 309,5 m2.
Als Heizöl wurde Rohöl verwendet. Vorgesehen war das sowjetische Flottenmasut
F-20. Das Masut musste auf 80 bis 120 Grad Celsius vorgewärmt werden, damit es
durch die 16 Brenner je Kessel eingespritzt werden konnte. Bei normaler
Temperatur war es schwarz und zähflüssig, bei kurz über 0 Grad wurde es fest (=
Stockpunkt - Temperatur bei dem das Öl von flüssiger in feste Form übergeht).
1956 stand dieses Öl den Seestreitkräften der DDR nicht zur Verfügung.
Deshalb wurde Braunkohlenteeröl aus DDR-Produktion verwendet. Dieses dünnflüssige
Heizöl hatte zwar einen Stockpunkt von 0 Grad Celsius, es besaß aber einen
geringeren Heizwert. Dadurch konnten die vorgesehene Höchstgeschwindigkeit und die
errechnete Fahrstrecke nicht erreicht werden. Als Übergangslösung wurde ab 1957 Heizöl
aus Österreich mit gleichem Heizwert wie das Flottenmasut F-20 verwendet. Hier
lag der Stockpunkt bei 13 Grad Celsius. Die Bebunkerung erfolgte durch
Kesselwagen. Bei Temperaturen um den Stockpunkt mussten die Waggons beheizt
werden! Erst ab 1958 stand sowjetisches Flottenmasut F-20 zu Verfügung.
Das im September 1955 in Betrieb genommene Tanklager Saßnitz-Dwasieden konnte
erst nach Herstellung einer neuen Bunkeranlage am 08.04.1958 erstmals die KSS
mit dem sowjetischen Flottenmasut mit einem Durchsatz von 60t/h bebunkern. Mit
der Indienststellung des Tankers „Usedom“ 1966 war das Bunkern auch in
See möglich.
Im Doppelboden der Abteilungen I bis VII waren 20 Schiffbauzellen zum Bunkern von Heizöl (18 Zellen) und für Turbinenöl (2 Zellen) vorhanden. Zur Heizölübernahme gab es vier Übernahmestellen: je eine auf Back und Schanze, mittschiffs Backbord und Steuerbord. Der wichtigste Mann war dabei der Pumpmeister. Es galt ein Überlaufen der Bunker zu verhindern. Der Ruf „Masut an Oberdeck“ bedeutete immer mühevolles Oberdeckschrubben aber auch Brandgefahr im Maschinenraum.
Sehr viel Wert wurde auf die Feuerlöscheinrichtung gelegt. Es gab eine Seewasser-Feuerlöschanlage, die Munitions- und Maschinenräume waren mit Berieselungsanlagen ausgerüstet, und zusätzlich war in den Maschinenräumen eine Gasfeuerlöschanlage installiert. Ein Dampffeuerlöschsystem sicherte die Heizöltanks. Die Munitionsbunker konnten zusätzlich geflutet werden.
Bewaffnung:
Artillerie | ||
- | 3x 100 mm L/56 Geschütze B-34 USMA-1 mit Zünderstellmaschine SSM-A 82 [Bild auf www.bundesarchiv.de] |
Kampfsatz gesamt: 630 Granaten, Feuergeschwindigkeit: 15 Schuss/min je Geschütz max. Schussweite: ca. 21,5 km max. Schusshöhe: ca. 15,6 km Rohrerhöhung -5 bis +85 Grad Einsatz bis See 6 möglich Bedienung: 8 Mann |
Die Hauptbewaffnung wurde manuell nachgeladen. Es war möglich, alle Geschütze manuell oder über die Zentrale ferngesteuert auszurichten und abzufeuern. Verwendet wurden Splitter-Granatpatrone (Gewicht 6,2 kg), Spreng-Granatpatrone (14,34 kg) und Leuchtspur-Granatpatrone (0,96 kg) [Bild]. Mit dem 100 mm Geschütz konnte auch Salut geschossen werden, z.B. bei Flottenbesuchen [Bild]. | ||
- | 2x 37 mm L/67,5 Zwillingsgeschütze
W-11M [Bild auf www.bundesarchiv.de] |
Kampfsatz gesamt: 4000 Patronen, Feuergeschwindigkeit: 180 Schuss/min je Rohr max. Schussweite: 3,2 km max. Schusshöhe: 3,0 km Schwenkbereich zur Seite 360 Grad, in der Höhe -10 bis +85 Grad Bedienung: 6 Mann |
Die wassergekühlten Zwillingsgeschütze zur Bekämpfung von Luft- und Seezielen waren in offene Geschützstände eingebaut. Geladen wurde von oben mittels Patronenrahmen zu 5 Patronen (8 kg) mit Geschoß OP-37. Zum Zielen wurde das automatische Flakvisier ASP-37-2M verwendet. Das Geschütz war mit einer Horizontriereinrichtung versehen, die bis zu einem bestimmten Grad Stampf- und Schlingerbewegungen des Schiffes ausgleichen konnte. |
Torpedo | ||
- | 1x2 533 mm schwenkbare Torpedorohre DТА-53-50 (ДТА-53-50) | für Torpedo 53/39 PM |
Die beiden Torpedorohre waren zu einem drehbaren Rohrsatz zusammengefasst. [Bild] |
U-Boot-Abwehr (UAW) | ||
- | Wasserbombenwerfer MBU-200, System
„Hedgehog“ 35U (russische Bezeichnung: многоствольная бомбомётная установка МБУ-200) [Bild] |
1 x 24 Wasserbomben (Wabo) Typ B-30 (Глубинные бомбы
Б-30) effektive Reichweite: 230–260 m Sinkgeschwindigkeit: ca 7 m/s Explosive Ladung: 13 kg TNT oder 16 kg Torpex |
Abgefeuert wurden die Wasserbomben vorwärts
gerichtet. Beim Eintauchen ins Wasser deckten sie eine elliptische Fläche von
etwa 30 bis 40 Metern ab. Die Geschosse detonierten nur bei
direktem Aufschlag auf das Ziel. Wenn eine Wasserbombe explodierte, explodierten auch
alle anderen. Der Vorteil dadurch war, dass bei einer Fehlsalve der
Sonarkontakt zum Ziel nicht verlorenging. Es konnten U-Boote, die
getaucht Eigengeschwindigkeiten bis zu 10 kn entwickelten, auf 185 bis
200 m in Vorausrichtung bekämpft werden. Zur Feuerleitung diente die Anlage PUS-24-200 (ПУС-24-200). Videos auf You Tube: Video 1, Video 2, Video 3 |
||
- | vier Wabo-Einzelwerfer BMB-2 [Bild]
(БМБ-2) mit Nachladegestell für 3 WaBo fester Schusswinkel von 45° querab, Schussweiten 40, 80, 110 m [Bild] |
Kampfsatz 48 Wasserbomben Typ B-1 |
- | unter Deck zwei Ablaufgerüste für Wasserbomben | |
- | Modernisierung: | |
Austausch System „Hedgehog“ durch
4x fünfrohrige reaktive Wabo-Werfer RBU-1200 (russische Bezeichnung: Реактивная бомбометная установка РБУ-1200 „Ураган“) [Bild] |
Kampfsatz 80 Wasserbomben RGB-12 [Bild] Reichweite: 400 m bis 1200 m, Einsatztiefe: bis 350 m Sinkgeschwindigkeit: 6,25 m/s Ellipse der Dispersion: 70 x 150 m |
|
Kurzzeitig war hinter dem Reaktiven Wasserbombenwerfer ein Rohr, siehe Bild, installiert. Dieses Rohr war auf Backbord und Steuerbord. Welchen Zweck hatte dieses Rohr? Diente es zum Training des Ladevorgangs. |
Minen | |||
- | 74 m Minenschienen [Bild] |
Folgende Minenladungen waren möglich (Ladung jeweils ein Minentyp): | |||
Minentyp | Normale Ladung | achtern Geschütz nicht einsetzbar | |
JAM | 44 | 104 | |
KB | 14 | 26 | |
KMD-2-500 | 18 | 32 | |
KMD-2-1000 | 10 | 18 |
Elektronik:
Bilder: 1.Bauausführung 2.Bauausführung nach weiterer Modernisierung
Funkausrüstung | |
- | KW-Anlage: R 647 und R 604 D, |
- | UKW 3x R 609 (AKAZIA) |
- | Allwellenempfänger 2x Wolna-K [Bild] und 1x Wolna-K-1 |
Die Funkausrüstung änderte sich im Laufe der Zeit, wer kann genauere Angaben machen? | |
Funknavigations-System | |
- | Rym-k auf den Schiffen der 1.Bauausführung bis zur Modernisierung 1962 und auf der Projekt-Nr. 50/1 ab ca. 1971 nachweisbar. |
Die Anlage diente zur Standortbestimmung mittels elektronischer Streckenmessung. Außer der Anlage an Bord (Rym-k) waren mindestens 2 landgestützte Stationen (Rym-b) notwendig. Charakteristisch waren die Ringdipol-Antennen. | |
Navigationsradar | |
- | „Lin“ (Линь) (NATO-Code BALL END) auf der 1.Bauausführung |
Sendefrequenz: I-Band. Es diente zur Rundumsicht für die Navigation und zur Seeraumüberwachung, Reichweite ca. 37 km. | |
- | „Neptun-M“ (Нептун-М) (NATO-Code NEPTUNE) auf der Projekt-Nr. 50/3 und 50/4 |
Sendefrequenz: H- und I-Band | |
- | „Don-2“ (Дон-2) nach Modernisierung 1962 auf Projekt-Nr. 50/1 und 50/2, später dann auch auf den beiden anderen anstelle der „Neptun-M“ |
Sendefrequenz: I-Band | |
Luftraumüberwachungsradar | |
- | „GYS“ (Гюйс-2М) (NATO-Bezeichnung CROSS BIRD) auf der 1.Bauausführung |
Die Station arbeitet im Meter-Band mit einer Ausgangsleistung von 80 kW. Mit ihr ist es möglich, sektorenmäßig eine Zielverfolgung durchzuführen. Reichweite 55 km gegen Flugzeuge in 5000 m Höhe. | |
See- und Luftraumbeobachtungsradar | |
- | „Fut-N“ (Фут-Н) (NATO-Bezeichnung SLIM NET) auf der 2.Bauausführung |
Sendefrequenz: E- und F-Band; Reichweite: bei Flugzeugen in 5000 m Höhe ca. 37 km, bei mittleren Schiffen ca. 30 km | |
Freund-Feind-Kennanlage (FFK/IFF) | |
- | „Fackel“ (Факел) (NATO-Code YARD Rake) [Bild] auf der 1.Bauausführung |
Die Yagi-Antenne war ein vertikaler drehbarer Dipol. | |
- | 2x „Nichrom“ (Нихром) auf der 2.Bauausführung |
ELOKA-Ausrüstung | |
- | „Bisan“ (Бизань) (NATO-Code WATCH DOG) auf der 2.Bauausführung |
Es war eine passive Anlage. Die Antennen hatten eine rechteckige längliche Kastenform und waren am Mast senkrecht befestigt. Im Kasten waren 4 Antennenpakete gestapelt installiert. Die Antennen waren auf verschiedene Radarfrequenzen abgestimmt. Die Antennenpaare hatten die Aufgabe, Radarsignale der Umgebung aufzufangen, um die Richtung und die Sendefrequenz sowie Impulsfolge festzustellen. | |
Sonar | |
- | „Pegas-2“ (Пегас-2) bei beiden Bauausführungen |
Erkennen von U-Booten in einem Abstand bis ca. 2590 m und Minen bis ca. 560 m. | |
Feuerleitanlage für UAW-Werfer | |
- | für Werfer MBU-200: PUS-24-200 (ПУС-24-200) |
- | für Werfer RBU-1200: „Uragan“ |
Artillerie-Feuerleitanlage für 100 mm Geschütz auf beiden Bauausführungen | |
- | Feuerleitgerät „Sphera-50“ (Сфера-50)
bestehend aus: Feuerleitstand SWP-42-50 (СВП-42-50, СВП = стабилизированный визирный пост) und Fernsteuersystem SSSP-50 (СССП-50) |
Der
schlingerstabilisierte Feuerleitstand SWP-42-50 (NATO-Code WASP
HEAD) bestand aus dem Waffenleitradar „Jakor 2M“ (Якорь-М2)
(NATO-Code SUN VISOR B) und dem optischen Entfernungsgerät DMS-3. Die Reichweite des Radars „Jakor 2M“ betrug bei Seezielen bis zu 33 km und bei Luftzielen bis zu 30 km, beim E-Meß-Gerät DMS-3 waren es ca. 23 km. Dieser Feuerleitstand wurde umgangssprachlich auch „Wackeltopp“ genannt. Die Gefechtsstadion GS-1/II konnte mit vier Mann besetzt werden: Zugang an Steuer- bzw. Backbordseite für Seiten- und Höhenrichtgasten, Zugang achtern für den GA-II-Kommandeur und den E-Meß-Maaten. Die 100-mm-Kanone wurde zum Schießen durch die Artilleriekreiselanlage „Komponent“ (Компонент) stabilisiert. |
Modernisierung
Von Januar bis Dezember 1962 waren die
beiden ersten KSS, 50/1 und 50/2, in der Werft Kronstadt zur Grundüberholung und
Modernisierung auf Standard ähnlich der 2. BA. Dabei wurde die Front der
Aufbauten vorn verändert, äußerlich durch ein zusätzliches Fenster seitlich
deutlich zu erkennen. [Bild]. Gegenüber der 2.BA gab
es u.a. folgende Änderung: WABO-Werfer RBU-1200, Navigationsradar „Don-2“.
Februar bis Dezember 1963 folgten die beiden anderen KSS nach Kronstadt zur Hauptinstandsetzung und zum Austausch der WABO-Werfer „Hedgehog“ gegen RBU-1200.
Während dieser langen Werftaufenthalte war ca. nur die Hälfte der Besatzung in Kronstadt. Untergebracht waren sie an Land unter einfachsten Bedingungen. Die andere Hälfte wurde überwiegend mit Frachtern nach Warnemünde zurückgebracht.
Weitere Instandhaltung und Hauptinstandsetzungen erfolgten in der Neptunwerft Rostock. Besonders mussten die Hauptkessel gewartet und sogar ausgetauscht werden. Die Kessel wurden in der DDR in Lizenz gebaut. Weitere kleinere Modernisierungen erfolgten auch auf dieser Werft, so z.B. die Rettungsmittel [Bild]
Verbleib
Am 01.10.1968 wurde das KSS
„Karl Liebknecht“ (Projekt-Nr. 50/3) außer Dienst gestellt. Das Schiff wurde
desarmiert und ausgeschlachtet auf dem Gänsegrund, einer flachen Sandbank
östlich von Peenemünde, als Übungsziel aufgesetzt.
Am 10.10.1969 wurde das
KSS „Friedrich Engels“ (Projekt-Nr. 50/4) außer Dienst gestellt. Danach wurde
das Schiff etwas umgebaut. Noch 1969 sind Szenen des DEFA-Filmes „Rottenknechte“
auf diesem Schiff gedreht worden. Im Frühjahr 1979 soll es noch als
Abwrackschiff und zur Ersatzteilbeschaffung im Breitling/Rostock gelegen haben.
Am 31.08.1976 wurde das KSS „Karl Marx“ (Projekt-Nr. 50/2) außer Dienst
gestellt. Das Schiff diente bis 1977 (bis Ende 1978?) noch als Wohnschiff für die
Besatzungen des neu zu formierenden KSS Projekt 1159. Dazu wurden nach und nach
die Bewaffnung, Mast, Antennenanlagen, zahlreiche Aufbauten sowie Teile der
Maschinenanlagen abgebaut.
Am 29.08.1977 wurde das letzte Schiff des
Projektes 50 die „Ernst Thälmann“ (Projekt-Nr. 50/1) außer Dienst gestellt.
Das Schiff soll laut Zeitzeugen noch als
Wohnschiff in Warnemünde gedient haben. Auch gibt es Meinungen, dass es als
Museumsschiff weiterverwendet werden sollte. Dies konnte bisher nicht bestätigt
werden. Das Schiff wurde 1979 in Rostock-Marienehe abgewrackt.
Nach der Außerdienststellung der einzelnen Schiffe wurden noch brauchbare Kesselanlagen als reine Dampferzeuger weiter verwendet, z.B. im Kernkraftwerk Nord, Überseehafen Warnemünde, Schwimmbäder und in Zuckerfabriken.
Taktisch-technische Daten des KSS Projekt 50
Verdrängung: | Standard: 1168 t, voll: 1393 t, max. 1600 t |
Länge über alles: | 91,58 m |
Länge Wasserlinie: | 86,0 m |
Breite über alles: | 10,15 m |
Höhe: | Wasserlinie-Mastspitze: 26,10 m |
Tiefgang: | max. 3,50 m bei Standard-Verdrängung |
Antrieb: | 2x Dampfgetriebeturbine „TW 9“ |
2x Wasserrohrkessel „KWG-57/28“ | |
Gesamtleistung: | 14710 kW |
Brennstoffvorrat: | 220 t Masut, + 10 t Turbinenöl |
Bordnetz: | 220/127 V Drehstrom |
Geschwindigkeit: | ökon: 15 kn, max: 28 kn |
Fahrstrecke: | 2500 sm bei 15 kn, 1100 sm bei 28 kn |
Besatzung: | Je nach Ausrüstungsstand und Aufgaben verschieden, durchschnittlich 150 Mann |
Autonomie: | 10 Tage |
Danke für die Unterstützung von Helbe, Bernd Loose, Horst Maiwald †, Erhard Schmidt, Karsten Baier und Jochen Hiller.
Das Schiffsmodell steht im
Betreuungsgebäude der Marinetechnikschule.
Es zeigt die 1.Bauausführung, jedoch mit den Wabo-Werfern RBU-1200, die zu dieser Zeit noch nicht installiert
waren. Die Bord-Nr. 122 gab es erst ab 01.12.1965 mit Ausrüstungsstand der
2.Bauausführung.
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Das Original:
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© 2008 - 2016 Peter Kieschnick