(Stand 15.10.2017)
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ex „Fürstenberg“ als Schulschiff der GST |
Vorgeschichte
Beide Schiffe wurden auf der staatlichen Marinewerft in
Kopenhagen für die Königliche Dänische Marine gebaut. Die Bau-Nr. 123 „Minekran
V“ lief am 16.02.1917 vom Stapel. Die Bau-Nr.130 „Minekran VI“ lief
am 21.12.1918 vom Stapel und kam 1919 in Dienst.
Die Schiffe hatten auf dem Vorschiff einen großen Kran. Dieser diente zur
Aufnahme, Kontrolle und Instandsetzung von kabelgezündeten Minen.
Ab 1933 fuhren beide Schiffe als Minentransporter. Sie erhielten neue Namen: „Minekran V“ wurde „Quintus“ und „Minekran VI“ wurde „Sixtus“.
Bei der gewaltsamen Übernahme der dänischen Flotte durch die deutsche
Kriegsmarine am 29.08.1943 lagen beide Schiffe im Hafen von Kopenhagen. Sie
wurden durch die eigenen Besatzungen mittels Sprengladungen versenkt.
Im Auftrag der deutschen Kriegsmarine wurden die Fahrzeuge gehoben und
instandgesetzt. Die Kriegsmarine setzte die Schiffe als Motorfähren ein. Sie
erhielten die taktischen Nummern MF 1 (ex „Sixtus“) und MF 2 (ex „Quintus“). Die
Schiffe wurden zum Güter- und Personentransport zwischen den dänischen Inseln
eingesetzt. Nach anderen Quellen sollen sie auch als Wachschiff und Minenleger
gedient haben.
1945 lagen beide Schiffe beschädigt im Stadthafen Rostock. 1946/1947 wurde Dänemark die Rückführung der Schiffe durch die SMAD angeboten. Dänemark lehnte dies aber auf Grund des schlechten Zustandes der Schiffe und der inzwischen erfolgten Zuführung von norwegischen Schiffen ab. Die UdSSR übergab die Schiffe an die DDR.
Auf der Hanse-Werft Wismar wurden die Schiffe seetüchtig gemacht. Dann führte die Peenewerft Wolgast unter den Werft-Bau-Nr. 8 (spätere „Prenzlau“) und Werft-Bau-Nr. 9 (spätere „Fürstenberg“) ab 1950 den Umbau zu Räumfahrzeugen der Seepolizei durch.
Die Boote bekamen neue Antriebsanlagen mit je zwei
Viertakt-Dieselmotoren des Typs R8DV136 von Buckau-Wolf. Als
Dieselgeneratorsätze wurden zwei DM-40- und ein DM-20-Aggregat eingebaut.
Als Bewaffnung erhielten sie zeitweilig ein 37 mm Geschütz SK C30 in
U-Bootslafette auf der Back.
Zum Räumen mit geschleppten Räumgeräten wurden die Boote mit einer Leinenwinde
und einer Heckführungsrolle ausgerüstet. Damit konnten sie das mechanische
Scherdrachengerät SDG/R und das mechanische Motorpinaß-2-Schiffs-Verbundgerät
MPG einsetzen. Die Räumgeräte waren nur zeitweilig für Ausbildungsaufgaben an
Bord.
Welche baulichen oder ausrüstungsmäßigen Unterschiede es zwischen beiden Schiffen gab, ist leider nicht bekannt. Aufgrund der besonderen Eigenschaften und Bauweise hatten die Schiff verschiede Spitznamen wie „Hochhaus“ oder „Schaukelmimmi“.
Am 29.03.1952 wurde die „Prenzlau“ bei der Räum- und Küstensicherungs-Division in Dienst gestellt. Dieses
Datum der Indienststellung wird in anderen Quellen auch als Beginn der
Baubelehrung bzw. des „Einfahrens“ genannt.
Am 01.07.1952 wurde das Schiff in Parow als
Schul-Räumschiff stationiert.
Als Seezeichen-Kontrollboot wurde die „Prenzlau“ ab 15.07.1956
eingesetzt.
Aber bereits ab dem 15.12.1956 wurde das Schiff schwimmende (Hilfs-)
Führungsstelle und Nachrichtenschiff (Hafensignalstelle) in der 4.Flottille Warnemünde.
Die Hulk hatte noch beide Hauptmaschinen, aber kein Propeller. Es gab ein
Generatorsatz zur Stromerzeugung und ein Heizkessel für die
Warmwasserheizung. Die Hulk diente noch bis Ende April 1959 als
Hafensignalstelle. Anschließend wurde die „Prenzlau“ als Wohnschiff genutzt.
Bis September 1959 lag die Hulk noch an der Pier beim SHD.
Am 15.04.1961 wurde der inzwischen besatzungs- und nutzungsfreie
Auflieger von seinem Liegeplatz im Pinnegraben durch einen Tümmler des
Hafenkommandos zur Kranpier verholt, wo man ihn vermutlich auf seinen
geplanten letzten Einsatz als Zielschiff vorbereitete.
Im August 1961 diente die „Prenzlau“ als Zielschiff für die
Torpedoschnellboote des Projekts 183 [siehe auch hier].
Bei dieser Aktion wurde in der Prorer Wiek der einzige scharfe Torpedoschuss der
Volksmarine abgegeben, und zwar vom TS-Boot Projekt 183 „Arvid Harnack“ mit der
Bord-Nr. 304 (Bau-Nr. 183/15). Zielschiff war die „Prenzlau“. Sie war in das
Zielgebiet geschleppt worden und soll völlig ausgeschlachtet gewesen sein. Der Torpedo lief
jedoch ca. 2 m vor dem Bug vorbei und strandete. Die Ursache waren die zu geringe Größe und
zu wenig Tiefgang des Zielschiffes. Am Ufer wurde der Torpedo dann gesprengt.
Das genaue Datum der Außerdienststellung der „Prenzlau“ ist nicht sicher bekannt, als Datum wird der 06.09.1956 angegeben. Auch der weitere Werdegang nach dem missglückten Torpedoschuss ist nicht bekannt. In verschiedenen Quellen wird das Jahr 1973 für die Verschrottung genannt.
Am 01.04.1952 wurde sie in Wolgast bei der Räum- und Küstensicherungs-Division in Dienst gestellt.
Dieses Datum der Indienststellung wird in anderen Quellen auch als Beginn der
Baubelehrung bzw. des „Einfahrens“ genannt.
Am 01.07.1952 wurde sie in Parow als Schul-Räumschiff
stationiert. (Unterschiedliche Zeitangaben sind bekannt). Zur Ausbildung wurden
hauptsächlich das Gebiet rund um Rügen und die mittlere Ostsee bis zum Adlergrund
befahren.
1956 erfolgte das Schiff in Wolgast der Umbau zum Seezeichen-Kontrollboot. Der Seehydrografische Dienst übernahm das Schiff
am 15.07.1956 als
D-113. Stationiert war es auf der Insel Dänholm / Stralsund. Die Aufgabe des
Schiffes war der Tonnenwechsel, bis zu 4 Seezeichen konnten an Deck geladen
werden.
Ab dem 01.12.1957 diente die „Fürstenberg“ als Wohnschiff im Stützpunkt
Warnemünde. 1958 kam sie zeitweilig bei der 6.Flottille als Torpedofangboot zum
Einsatz. In der 1.Flottille wurde sie ab dem
01.01.1959 als Scheiben- und Polygonschlepper verwendet.
Am 22.09.1959 wurde die
„Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST)
neuer Eigner. Der Standort war jetzt die Seesportschule Greifswald-Wieck. Das Schiff
erhielt den Namen „Freundschaft“. 1960/61 erfolgte ein weiterer Umbau in der Peenewerft.
Es wurden eine neue Radaranlage KSA-3, Funkpeiler, Echolot und Nachrichtenmittel eingebaut,
die Brücke bekam eine feste Reling, auf dem Achterdeck wurde ein Mast mit
Ladebaum aufgebaut, und die Wohnräume wurden verbessert.
1973 wurden in Stralsund die beiden Hauptmaschinen entfernt und
das Schiff zum stationären Freizeitschiff (Pionierschiff) umgebaut. Am
12.12.1973 ging die „Freundschaft“ mit dem Liegeplatz im Hafen von Stralsund vor
Anker. Der Besitzer war jetzt die Pionierorganisation der DDR.
1990 übernahm die Stadt Stralsund das Schiff. Es wurde zuerst an den „Club
maritim“ vermietet. Später wurde es zum Dänholm geschleppt, wo es auch heute
noch an der Pier liegt. Es wird als Basisschiff der Segelschule für die
Kinder- und Jugendarbeit genutzt.
Am 06.04.2016 wurde die „Freundschaft“ eine Filmkulisse. Sie stellte ein Hausboot für den zehnten Film der ZDF-Krimireihe „Stralsund“ dar. Dabei stürmten Film-SEK-Beamte das Boot um einen Tatverdächtigen festzunehmen. Mit Hilfe einer Leiter kletterten die „Polizisten“ lautlos an Bord und rückten mit Maschinenpistolen im Anschlag ins Innere vor.
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Basisschiff der Segelschule Dänholm (Oktober 2009) |
Daten
Minekran | Schul-Räumschiff | |
Verdrängung: | 186 t | 199 t |
Länge: | 27 m | 28,86 m |
Breite: | 6,30 m | 6,31 m |
Höhe bis Topp: | 14,35 m | |
Tiefgang: | 2 m | 2,75 m |
Geschwindigkeit: | 8 kn | 12 kn |
Fahrstrecke | 960 sm | |
Seetüchtigkeit: | See 4 / Wind 6 | |
Antrieb: | 2x Bergsund Oberflächen-zündung-Schweröl-Motoren | 2x DM R 8DV 136 von Buckau-Wolf [Zeichnung] |
Leistung: | 260 PS | 441 kW |
Generatoren: | 2x DM 40 und 1x DM 20 | |
Bewaffnung: |
2 x 1 - 37/38 Bofors 60 Minen |
1x 37 mm SK C/30 in U-Bootlafette (zeitweise)
[Bild und Daten] Kampfsatz: 1000 Schuss |
Räumgeräte: | keine | Scherdrachengerät SDG/R |
mechanisches Motorpinaß-2-Schiffs-Verbundgerät MPG | ||
Besatzung: | 26 Mann | 12 Mann |
Ich bedanke mich recht herzlich bei Bernd Loose und Rolf Schramm für die Informationen.
Wer ist auf den Schiffen gefahren und kann berichten? Auch Einzelheiten, wie
Daten zum Boot, Ausrüstung und Bilder sind interessant. Bitte eine
Mail an webmaster@parow-info.de.
© 2007 - 2016 Peter Kieschnick
Eine Chronologie der Bordnummern des Projekts .2 ist durch Helbe und Horma
erarbeitet worden. Diese Chronologie unterliegt dem Urheberrecht. Für private
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