Stand: 13.04.2016
Projekt 35
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Im Mai 1956 ging ein Auftrag an das Institut für Schiffbautechnik Wolgast zur
Entwicklung und zum Bau einer Serie von Tankern.
Als Grundlage für die Entwicklung des neuen Tankers sollen die Ende des 2.
Weltkrieges von der Greifen-Werft Stettin ausgelagerten Unterlagen des
Kriegsmarineschmieröltankers der „List“-Klasse gedient haben.
Es wurden von 1958 bis 1961 drei Tanker vom VEB Peenewerft Wolgast für die
Seestreitkräfte gebaut. Der erste Tanker, Bau-Nr. 600/1, lief am 24. Juni 1959
vom Stapel und wurde 1960 in Dienst gestellt.
Die Tanker wurden als Zwei-Insel-Schiffe gebaut. Deshalb erhielten sie auch den
Beinamen „Kamele der Ostsee“.
Nach der klassischen Bauweise früherer Tanker hatten diese Schiffe ihre
Brückenaufbauten im vorderen Schiffsdrittel. Dabei lagen unter dem vorderen
Deckshaus die Kammern der Schiffsoffiziere und die O-Messe. Im achteren
Deckshaus befanden sich auf Höhe Oberdeck die Kombüse, der Sanitärraum und einige
Lasten. Ein Deck tiefer an Steuerbordseite waren die Unterkünfte und die Messe
für die Matrosen. An Bachbordseite lagen die Unterkünfte und Messe des
Maschinenpersonals.
Die Maschinenanlage war im Achterschiff untergebracht. Als Hauptmaschinen für die Zweiwellenanlage dienten zwei Viertakt-Dieselmotoren vom VEB Dieselmotorenwerke Rostock Typ 6 KVD 43. Zur Beheizung verschiedener Bunker und Tanks verfügten die Schiffe über eine Hilfsdampfkesselanlage mit dem Kessel SHK 116a. Vor dem Deckshaus achtern war ein elektrischer Bordwippkran zur Übergabe von Fässern oder anderen Versorgungsgütern installiert.
Als Bewaffnung waren im Mobilmachungsfall auf den Waffenplattformen vorn bzw. achtern zuerst je eine 37-mm-Zwilling-Fla-Waffen, später (nicht vor 1983) dann je ein 25 mm Doppelflak vorgesehen.
1962 wurden die Tanker des Typs 600 nach Inseln benannt – siehe Liste
unten.
Die Tanker versorgten Schiffe und Boote der Seestreitkräfte/Volksmarine mit
Treiböl, Heizöl, Schmieröl, Kesselspeisewasser und Trinkwasser in der Nord- und
Ostsee. So auch die Schulbrigade aus Parow. Das Bild oben wurde von einem
Schnellboot der Schulbrigade aufgenommen, das durch den Tanker anschließend
versorgt wurde. Schiffe der verbündeten Flotten wurden ebenfalls mit Kraftstoff
versorgt. Sonderkraftstoffe und Heizöl wurden von sowjetischen Ostseehäfen zu
den Stützpunkten der Volksmarine transportiert.
Mit dem Tanker „Riems“ wurden zwischen 1965 – 1968 Navigationsbelehrungsfahrten
mit
Offiziersschülern durchgeführt.
Ab 1981 wurden die Tanker auf der Peenewerft Wolgast nacheinander modernisiert (1983 „Hiddensee“). Sie erhielten neue Hauptantriebsmaschinen vom Typ 8NVD26/20 AL-2 des VEB Schwermaschinenbau „Karl Liebknecht“ Magdeburg.
Verbleib:
Die „Riems“ wurde bis zum 02.10.1990 durch
die Volksmarine verwendet. Im Jahr 1992 wurde der Tanker nach Flensburg
verlegt und zur zivilen Nutzung nach Malta verkauft.
Die „Poel“ wurde am 15.01.1990 außer Dienst gestellt und in
Rostock verschrottet.
Am 15.05.1990 erfolgte die Außerdienststellung der „Hiddensee“. Sie wurde am
25.05.1990 von der „Deutsche Seerederei GmbH“. (DSR) gekauft und war zum Einsatz
als Altölentsorgungsschiff im Rostocker Hafen vorgesehen. Ab 18.06.1990 gehörte
sie zur DSR GmbH Treuhand. Ab 01.01.1991 Umbau in Scheveningen zum
Speiseöltanker „Annette-J“. 1999 als „Hiddensee“ nach Belize und dort im Juni
umbenannt in „Seefalk“. Im November 1999 Überführung nach Polynesien, auf dem
Weg dorthin in
der Nähe von Neukaledonien gesunken.
Technische Daten: | |
Verdrängung voll: | 1221 t |
Länge über alles: | 59,30m |
Breite über alles: | 9,30 m |
Seitenhöhe: | 4,30 m |
Tiefgang: | 4,20 m |
Antrieb: | 2x DM Typ 6KVD 43, je 880 kW Leistung [Bild] |
ab 1981 2x DM Typ 8NVD26/20 AL-2, je 736 kW Leistung | |
Hilfsdampfkesselanlage: | SHK 116a |
Geschwindigkeit: | max: 13,2 kn, ökon.: 11,6 kn |
Fahrstrecke: | max: 1200 sm, ökon.: 2100 sm |
Einsatz bis: | Wind 10, See 8 |
Einsatz bei Scholleneis: | bis 5 cm |
Besatzung: | 18 Mann Zivilbesatzung (die erste Zeit mit militärischen Kommandanten) |
Ladekapazität: | 11 Tanks, Gesamt 643 t |
Beispiel: 400 t Kraftstoff, 27 t Motorenöl, 50 t Trinkwasser, 50 t Bilgenwasser, 45 t Kesselspeisewasser | |
sowie weitere trockene und flüssige Stoffe als Decksladung | |
Kran: | elektrischer Bordwippkran 2,4 t Traglast |
Bewaffnung: | Im Mobilmachungsfall vorgesehen: |
zuerst 2x2 37 mm Typ W-11-M | |
später 2x2 25 mm Typ 2-M-3 [Bild] |
© 2011 - 2016 Peter Kieschnick
Eine Chronologie der Bordnummern des Tanker Typ 600 ist durch Helbe und Horma erarbeitet worden. Diese Chronologie unterliegt dem Urheberrecht. Für private Nutzung ist diese frei. Für Veröffentlichung in Print-Medien und/oder im Internet bedarf es der Genehmigung durch die Autoren. Das gilt auch für Auszüge aus dieser Chronologie. Weitere Chronologien sind hier.