NATO-Code: HAI III - Klasse
Am 03.09.1952 bekam das Konstruktionsbüro Stralsund den Auftrag, einen
U-Boot-Jäger zu projektieren.
Die Kiellegung des ersten Prototyps, Projekt 12.1 „Hai“, erfolgte am 23.10.1957
auf der Peenewerft Wolgast. Am 26.11.1963 wurde das Schiff
als Versuchsschiff beim „Wissenschaftlich-technischen Zentrum (WTZ)“ Wolgast in
Dienst gestellt. [siehe Datenblatt]
Am 01.10.1961 begann der Bau des Vorserienschiffs Projekt 12.3. Es kam am 11.04.1963 in Dienst und wurde wie sein Vorgänger dem WTZ Wolgast unterstellt. [siehe Datenblatt]
Probleme gab es beim Einbau dieser Anlage
mit den Abgasen der Turbine. Vorwiegend deshalb mußten während des Serienbaus
etliche Änderungen (ca. fünfzig) vorgenommen werden.
Zu erkennen war dies z.B. an unterschiedlichen Formen des
Luftansaugschachtes für die Turbine, welcher äußerlich wie ein
Schornstein aussah. Die Abgase der Hauptmaschine gingen aber back- und
steuerbords in Höhe der Wasserline außerbords, während die Abgase der
Turbine beiderseits in der Höhe des Ansaugschachtfußes nach außen
traten. Vom neunten Auftrag an kamen die Schiffe mit abgeschlossenem Änderungsprogramm und bereits eingebauter MR-104 in Dienst. Ab da ab spricht man vom Projekt 12.4M. Die vorher gebauten Schiffe wurden ab 1967 auf diesen Projektstand nachgerüstet. Interessant sind auch das Datum der Werftübergabe und der Indienststellung der Schiffe. Mitunter ist dieser Zeitraum sehr lange. Auch gibt es Daten, wo die Werftübergabe erst nach der Indienststellung erfolgte. [siehe hier im Bild] Diese Daten im Bild stammen aus verschiedenen Quellen. Kann jemand diese erklären? |
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Der U-Boot-Jäger, später als U-Boot-Abwehrschiff (UAW-Schiff) bezeichnet, war als Glattdecker mit Spiegelheck konstruiert. Die Aufbauten waren aus Aluminium.
Die
U-Jäger verfügten zur Erhöhung der Spitzengeschwindigkeit bei der U-Jagd
über eine
Gasturbinenanlage (GTA) Typ Pirna 051/1 [siehe
Datenblatt]. Diese wirkte auf die beiden Außenwellen. Die
Gasturbinenanlage wurde für den eigentlichen Wasserbombenangriff nicht benötigt, sondern
wurde zum schnellen Heranlaufen an das entdeckte U-Boot eingesetzt. Dieses
Verfahren heißt allgemein „U-Jagd auf Anruf“. Auf die Innenwelle mit Verstellpropeller wirkte ein 12 Zylinder V-Dieselmotor auf einen Verstellpropeller. Dieser Motor wurde für die Geschwindigkeiten von Null bis zur Marschgeschwindigkeit und zur Rückwärtsfahrt verwendet. |
Die U-Boot-Suche und -Bekämpfung wurde mit sowjetischen und polnischen U-Booten geübt. Dabei waren die reaktiven Wasserbomben mit Betonköpfen versehen.
Etwa im Sommer 1979 wurde die „Grevesmühlen“ im WTZ zur Erprobung neuer Wasserbomben-Ablaufgerüste für den neuen U- Jäger Projekt 133 verwendet. Dazu wurden auf dem Platz der bisherigen Wasserbomben-Ablaufgerüste die neuen aufgebaut. Diese waren mit einer Plane ständig abgedeckt und wurden nur für die Zeiten der Erprobung freigelegt. Achtern vor dem 18-Manndeck wurde eine Art "Hütte" für die Messtechnik aufgestellt.
Fast alle Schiffe wurden unmittelbar nach der Nutzung verschrottet, was zwischen 1980 und 1984 erfolgte. Als Nachfolger kamen „Kleine U-Bootabwehrschiffe“ Projekt 133.1 „Parchim“ ab 1981 in die Flotte.
Nach der Außerdienststellung diente die „Grevesmühlen“ noch bis ca. 1984 als Wohnschiff.
Die außer Dienst gestellten „Grevesmühlen“
und „Sternberg“ wurden ab 1984 noch als Versuchsschiffe verwendet. Mit der
ehemaligen „Grevesmühlen" wurden Erprobungen der
Standkraft und der Schockfestigkeit durchgeführt. Dabei sind alle Waffen und die
Elektronik der Schiffe entfernt worden. Unterwasserdetonationen wurden in
unmittelbarer Nähe ausgelöst, und auch der Beschuss mit Schiffsgeschützen
erfolgte. Die Parower Hubschrauber des MHG-18 schossen mit ungelenkten und
gelenkten Raketen auf das Schiff. Die „Grevesmühlen“ wurde danach am Peenemünder Haken
auf Grund gesetzt.
Auch „Wismar“, „Sternberg“ und „Bützow“ sollen nach
der Außerdienststellung dort als Zielobjekt auf Grund gesetzt worden sein. Dies
ist aber noch nicht bestätigt.
Technische Daten:
Verdrängung voll: | 335 t |
Länge über alles: | 51,39 m |
Breite über alles: | 6,80 m |
Tiefgang: | 2,32 m |
Geschwindigkeit: | max: 32 kn (36,8); marsch: 17 kn |
Fahrstrecke: | 1800 sm bei 16,7 kn |
Autonomie: | 7 Tage |
Seetüchtigkeit: | Wind 11 / See 8 |
Antrieb: | 1x Dieselmotor Typ D40 DM mit Antriebsleistung:1618 kW |
2x Gasturbinen Typ Pirna 014 mit 7354 kW Gesamtleistung | |
Schrauben: | drei |
Bewaffnung: | 2x 30 mm Doppellafette Typ AK 230, Kampfsatz: 4000 Stück Patronen |
4x 5 rohrige reaktive Wasserbombenwerfer Typ RBU 1200, Kampfsatz: 120 reaktive Wasserbomben Typ RGB-12 | |
2x Wasserbomben-Ablaufgerüste für je 10 Wasserbomben Typ WB-1, Kampfsatz: 40 Wasserbomben | |
Minen möglich: 48 JAM oder 16 KB oder 16 KMD-2-500 oder 10 KMD-2-100, Minenschienenlänge: 2x 17 m | |
Besatzung: | ca. 34 Mann |
Danke für die Informationen von Lutz Heße, Horst Maiwald und Jürgen Schaarschmidt sowie für die obigen Fotos von Hartmut Leiste, Dietmar Bochmann und Jürgen Schaarschmidt.
© 2011 - 2015 Peter Kieschnick
Hier eine Chronologie des Projekts 12.4 M "Hai". Erarbeitet durch Helbe und
Horma (Horst Maiwald, [Horma] †2014). Meinungen, Anregungen, Korrekturen, Fragen usw. sind zu der Liste
erwünscht! E-Mail: webmaster@parow-info.de
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