www.parow-info.de            (Bearbeitungsstand: 25.06.2015)

Ruder- und Segelkutter ZK 10

ZK 10 zum "Blauen Band vom Strelasund" im Hafen von Parow

Der Kuttertyp stammt vom Kutter zweiter Klasse  „K2K“ der kaiserliche Marine ab. Dort diente er als Versetzkutter mit 10 Riemen und einem kleinen Bereich für Passagiere achtern. Deshalb ist heute noch beim Steuermann entsprechend relativ viel Platz.

Der Kutter ZK 10 dient der seemännischen Ausbildung. Er wird für Wettkämpfe als auch für Wanderfahrten genutzt. Als unsinkbarer Rettungskutter kann er ebenso verwendet werden. Mit dem Kutter kann man die Binnengewässer wie auch die küstennahen Gewässer befahren. Seine robuste Bauweise gestattet auch Fahrten bei rauhen Witterungsverhältnissen bis einschließlich Windstärke 7.

Der Kutter ZK 10 ist eine Weiterentwicklung des Kutters K 10 [Bild auf bundesarchiv.de]. Ein Unterschied betrifft die Beplankung: beim K 10 ist sie doppeldiagonal und beim ZK 10 diagonalkraweel. Auch die Segelfläche wurde von 19,07 m² auf 23,01 m² erweitert. Der ZK 10 aus Holz wurde ab 1967 gebaut. 1974 begann die Herstellung aus Kunststoff.

Als Ruderkutter hat er zwei Schlag-, sechs Arbeits- und zwei Bugplätze. Als Segelkutter ist er mit einer Ketschtakelage ausgerüstet. Mit Hilfe einer Motoraufhängung kann ein Außenbordmotor benutzen werden.
Die Besatzung muss aus mindestens 6 Personen bestehen.

Es gab zuerst nur eine Variante aus Holz und später auch aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). Die Holzkutter wurden in der Yachtwerft Berlin und die GFK-Kutter in der Schiffswerft Rechlin hergestellt (von 1974 bis 1980 insgesamt 230 Kutter). Die GFK-Kutter werden als ZK 10 P oder ZK 10 GUP bezeichnet. Diese sind ca. 400 kg leichter als die Holzboote.
Begriffe: GUP = Glasfaserverstärkte unberuhigte Plaste (DDR Bezeichnung); GFK = Glasfaserverstärkter Kunststoff.

Seit 1999 wird der Holzkutter bei der Berliner "Union Sozialer Einrichtungen" und seit 2000 der GFK-Kutter bei der "Wieker Boote GmbH" auf der Insel Rügen gebaut. Die Wieker Kutter werden als ZK-10 W bezeichnet. Diese neugebauten Kutter werden entsprechend der Klassenvorschrift des Deutschen Seesportverbandes e.V. hergestellt.
Die Marke "Kutter ZK 10" ist beim Deutschen Patent- und Markenamt unter der Nummer 301 48 603 eingetragen.

Die Kutter tragen Namen und/oder Bordnummern. Die Namen können von den jeweiligen Besitzern/Organisationen frei gewählt werden. Die Bordnummern werden durch die zuständigen Zulassungsstellen vergeben.
Die Segelzeichen sind zentral festgelegt. Sie bestehen aus einem Buchstaben und einer Zahl. Die Zahl sollte die Baunummer des Kutters wiedergeben.
Holzkutter tragen das Segelzeichen Z und sind von 1 bis 299 nummeriert;
GFK-Kutter tragen das Segelzeichen K und sind ebenfalls von 1 bis 299 nummeriert;
GFK-Kutter der Marineversion (Volksmarine) tragen das Segelzeichen K und sind von 300 bis 380 nummeriert;
die neuhergestellten Kutter aus Berlin und Wiek tragen ein entsprechendes Segelzeichen Z bzw. K und sind ab 400 nummeriert.
Die Segelnummerpools sind nicht voll bis zur Endnummer vergeben worden.

Daten des Kutters ZK 10:

  Holzkutter
Typ 2104
GUP - Kutter GUP - Kutter Marine
Länge über alles 7,50 m 7,50 m 7,50 m
Breite über alles 2,15 m 2,15 m 2,15 m
Seitenhöhe 0,77 m 0,90 m 0,90 m
Tiefgang ohne Schwert und Ruder 0,49 m 0,49 m 0,49 m
Tiefgang mit Schwert 1,56 m 1,56 m 1,56 m
Masse vollausgerüstet, ohne Besatzung 1350 kg    
Großsegel 10,05 m² 9,89 m² 9,89 m²
Besansegel 6,23 m² 6,28 m² 6,28 m²
Fock 6,73 m² 6,72 m² 6,72 m²
Genua keine 8,43 m² keine
Spinnaker kein 22,00 m² kein
Segelfläche am Wind 20,79 m² 20,54 m² 20,54 m²
Gesamthöhe bis Gaffeltopp 7,00 m    

Ungefähr 80 Kutter K 10/ZK 10 gab es bei der Seestreitkräften/der Volksmarine, es wurden  Holz- und später Kunststoffkutter genutzt.
In Parow wurde der ZK 10 durch die Volksmarine und die Marinetechnikschule verwendet. Die Flottenschule hatte 1990 zwölf Kutter ZK 10 im Bestand.

Die Kutter wurden als Ausbildungskutter, Beiboot und zum Freizeitsegeln verwendet. Dabei führten diese die rote Dienstflagge für Kampfschiffe und –boote der Volksmarine [Bild] (warum eigentlich?). Als Beiboot wurde die Dienstflagge des jeweiligen Schiffes übernommen, z.B. bei MLR „Krake“ die Dienstflagge für Kampfschiffe [Bild], beim Schwimmenden Stützpunkt Projekt 62 die Dienstflagge für Hilfsschiffe der Volksmarine [Bild]. Bordnummern wurden am Bug angebracht. Bei den Beibooten wurde die Bordnummer des Schiffes angebracht [Bild]. In der Praxis wurde dies aber nicht immer umgesetzt [Bild auf bundesarchiv.de]. Die Segelzeichen wurden durch die Beiboote nicht geführt.

Nach dem 03.10.1990 wurden die Kutter von der Marineschule Lehrgruppe A und C in Parow zusammengefasst, es waren 28 K 10/ZK 10.
ZK-10 wurden auch durch die Bundeswehr an der Marineunteroffiziersschule Plön, in Potsdam und bei der Bundeswehr-Wassersportgruppe Tollensesee e.V. betrieben.

Von der Marinetechnikschule wurden sieben Segelkutter aus Kunststoff gefahren. Diese wurden auf der Werft in Barth generalüberholt. Genutzt wurden die Kutter bis 2007. Im Jahr 2008 wurden sie aus den Bestand der Deutschen Marine ausgesondert. Sie fanden weitere Verwendung bei Marinekameradschaften (z.B. Rathenow, Erfurt, Bottrop)
Ein Holzkutter ZK 10 war 2015 noch für die Freizeitgestaltung der Soldaten in Parow vorhanden.

Eine Auflistung der Bordnummern, Istbestand und Verteilung der Kutter K 10 ist durch Helbe und Horma erarbeitet wurden.

           
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Weitere Bilder vom "Blauen Band von Strelasund" im Kuttersegel: 2005, 2006, 2007, 20082009

 

© 2005 - 2015 Peter Kieschnick