Projekt 538
Hafen von Parow ca. 1962; links zwei MB 12, mitte zwei Schwimmtanks |
Die Yachtwerft Berlin erhielt Oktober 1955 den Auftrag, eine Motorbarkasse zu
entwickeln. Sie erhielt in der Werft-Nomenklatur die Projektnummer „538“.
Der Schiffskörper bestand aus Stahl und wurde in kombinierter
Niet-Schweißbauweise hergestellt. Er war durch drei wasserdichte Schotte
unterteilt. Das Vorschiff war mit einem Schanzkleid versehen. Zum Schleppen
kleiner Wasserfahrzeuge hatte die Barkasse eine Schleppvorrichtung mit
Patentschlepphaken (0,5 Mp).
Unter dem Kajütenaufbau befand sich der Mannschaftsraum. Dieser war mit zwei
Polstersitzbänken, einem Klapptisch, einem Schrank und einem Kohle-Kochherd
ausgerüstet. In der offenen Achterplicht konnten 20 Personen Platz finden,
kurzzeitig sogar 35.
Das Fahrgebiet waren die Seehäfen und die Binnengewässer.
Die Motorbarkassen MB 12 wurden in den Stützpunkten und Hafenkommandos eingesetzt. So waren Boote dieses Projektes auch in Parow stationiert. Die kleinen Dienststellen auf der Insel Hiddensee wurden von Parow aus auch mit der MB 12 versorgt. Zeitweise waren bis zu drei dieser Barkassen in Parow beheimatet.
Das erste Los wurde 1956 gebaut und diente hauptsächlich zum
Personentransport und zum Schleppen kleiner Wasserfahrzeuge.
Beim zweiten Los
1958 wurde bei sechs Booten von der Werft zusätzlich
ein Diesel-Wasser-Pumpenaggregat in der offenen Achterplicht als
Sonderausrüstung eingebaut. Diese Boote erhielten die offizielle die Bezeichnung
„MB-12 m.A.“. das bedeutete „mit Aggregat„.
Mit dieser Sonderausrüstung wurden die Barkassen auch für die Aufgaben des Treib- und
Schmierstoff-Dienstes im Hafenbetrieb und an den Liegeplätzen der Schwimmtanks
eingesetzt.
Zur Unterscheidung wurden alle Boote ohne Aggregat „MB-12 o.A.“
benannt.
Technische Daten:
Verdrängung: | 9,24 t |
Länge über alles: | 12,08 m |
Breite über alles: | 3,20 m |
Tiefgang: | 0,90 m |
Motor: | 1x Dieselmotor 4NVD 14 mit 30 kW Leistung |
Geschwindigkeit: | 6 kn |
Besatzung: | 2 Mann |
© 2011 - 2015 Peter Kieschnick
Einsatz der MB-12 „Uecker“ und Vermessungsboots „Hydrologe“ beim
Seehydrographischen Dienst (SHD) Peenemünde
von Karsten Baier
„Etwa ab 1953 begann der SHD mit einer Vermessung aller Häfen die Oder aufwärts bis einschließlich Greifswalder Bodden. Zunächst wurde das Vermessungsboot „Hydrologe“ dafür eingesetzt. Die eigentliche Herkunft der „Hydrologe“ ist nicht bekannt, es soll ein altes Polizeiboot gewesen sein und war ab 1950 für den SHD im Einsatz. Ab 1955 war das Boot technisch verbraucht und der Motor wurde ausgebaut. Danach erfolgte der Einsatz als Wohnschiff. Mit der Barkasse MB 12 „Uecker“ wurde die „Hydrologe“ als Unterkunft für das Personal zu Vermessungsaufgaben geschleppt. 1957 erfolgte die endgültige Außerdienststellung und anschließend die Verschrottung.“
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Eine Chronologie der Bordnummern der Motorbarkassen MB 12 ist
durch Helbe und Horma erarbeitet worden. Diese Chronologie unterliegt dem
Urheberrecht. Für private Nutzung ist diese frei. Für Veröffentlichung in
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Das gilt auch für Auszüge aus dieser Chronologie.
Weitere Chronologien sind hier.
Vorbemerkungen zur Chronologie der
Bordnummern der „MB-12 o.A.“
Vorangestellt sei die
Feststellung, daß es z.Z. noch nicht möglich ist, diese komplizierte Thematik
abzuschließen. Die Ursachen sind vielschichtig, angefangen von unvollständigen
oder fehlenden Nachweisen über die tatsächlich gebauten und an die
Seestreitkräfte gelieferten Boote, über wenige Angaben zu Außerdienststellungen
bis zur völligen Unklarheit über den Verbleib dieser Fahrzeuge.
Somit handelt es sich hier bei dieser Übersicht nur um eine erste
Bestandsaufnahme.
Ausgangspunkt ist die offizielle Gesamtanzahl der im
Bestand der Seestreitkräfte der NVA gefahrenen Motorbarkassen der Bootsklassen
„MB-12 o.A.“ und „m.A.“, in der Fachliteratur mit 12 angegeben. Tatsächlich
aber, mit Stand 1959, waren es 20 mit der Typkennzahl 700 und 6 mit der
Typkennzahl 600 = 26 MB-12 (!?).
Das entspricht auch der von der Chronik der
Yachtwerft Berlin genannten ausgelieferten Stückzahl. Aber …!?
Unklarheiten
und „weiße Flecke“ gibt es in allen überlieferten Angaben bei den verwendeten
Werftbaunummern oder den Bauprojektbezeichnungen und deren Zuordnung an die
jeweiligen Boote.