Das Marinehubschraubergeschwader wurde bis zum 31.März 1991 als MHG 18 durch die Bundeswehr weitergeführt. Es bestand aus 27 Hubschraubern:
- | 8x Kampfhubschrauber Mil Mi-8 TB |
- | 1x unbewaffnete Passagierhubschrauber Mil Mi-8 S |
- | 4x unbewaffnete Hubschrauber für Schnelle medizinische
Hilfe Mil Mi-8 SMH (ehemalige zwei bewaffnete Transporthubschrauber
Mil Mi-8 T und zwei bewaffnete Kampfhubschrauber Mil Mi-8 TB - umgerüstet im Juli/August 1990) |
- | 8x U-Bootjagd Hubschrauber Mil Mi-14 PL |
- | 6x SAR-Hubschrauber Mil Mi-14 SAR (ehemalige Minenabwehrhubschrauber Mil Mi-14 BT - umgerüstet im April bzw. Juni 1990) |
Mit 27 Hubschraubern war das der größte Hubschrauberverband der Deutschen Marine.
Ab den 02.10.1990 wurde der SAR-Dienst von den SAR-Stellen Warnemünde und Peenemünde nicht mehr durchgeführt. Als Rettungsstelle verblieb nur noch der Fliegerhorst Parow besetzt mit einer Mi-8 SMH und einer Mi 14 SAR in Bereitschaft. Die Bereitschaftzeiten am Tage betrugen 15 min und nachts 60 min.
Die acht bewaffneten Transporthubschrauber Mi 8 TB wurden entmilitarisiert. Die Waffen und Munition wurden abgeben. Die Hubschrauber wurden als Mil Mi 8 B im Bestand der Bundeswehr weitergeführt. Sie hatten im Rumpf zwischen den Passagieren einen Tank mit 950 Liter Kerosin. Mit den beiden Außenbehältern waren es insgesamt 1875 Liter. Dies reichte für einen 2 ½ bis drei Stündigen Flug. Zur Funkausstattung gehörten eine „Landysch 20“ (Frequenzbereich: 119,000 bis 136,750 MHz). Das Funkgerät „R 860“ wurde durch die Funkstation „ARC 34“ ersetzt. Das Kernstrahlungsmessgerät „DP 3“ wurde ausgebaut. Das Kennungsgerät „SRO“, welches ein akustisches Signal abgab, wenn der Hubschrauber von Radarstrahlen erfasst wurde war, wurde nur elektrisch abgeklemmt.
Ab Oktober 1990 wurden regelmäßige Transportflüge Parow- Kiel durch geführt. Wobei auch bei Notwendigkeit andere Fliegerhorste und Dienststellen (Rostock-Gehlsdorf / Warnemünde) angeflogen worden sind. Dieser Shuttle-Verkehr ging freitags in den Westen und montags in den Osten. Dabei mussten mindestens 5 und maximal 24 Personen pro Hubschrauber angemeldet sein. Bei schlechtem Wetter fiel der Flug aus! Für den Direktflug Kiel – Parow wurde normal eine Stunde und 15 Minuten benötigt.
Der Personalbestand der Soldaten ging drastisch zurück. Der Unterschied zwischen den Stand NVA und dem 04.10.1990 beruht hauptsächlich auf die durch die DDR-Regierung getroffenen Entlassungen (Polit-Offiziere, über 50 jährige und weibliche Soldaten außer Sanitätsdienst). Der weitere Rückgang ist meist auf eigenen Wunsch erfolgt. Dabei wurden die „günstigen“ Bedingungen zum 31.12.1990 besonders genutzt. Der Bestand der zivilen Mitarbeiter blieb dagegen Stabil.
Offiziere | PUO | UoP | Mannschaften | Soldaten Gesamt | Zivil | Gesamtstärke | |
NVA Dez. 1989 | 209 | 167* | 183 | 197 | 756 | 93 | 849 |
04.10.1990 | 198 | 114 | 54 | 173 | 539 | 93 | 632 |
30.12.1990 | 200 | 114 | 53 | 168 | 535 | 93 | 628 |
03.01.1991 | 137 | 83 | 52 | 168 | 440 | 93 | 533 |
* 78 Fähnriche und 89 Berufsunteroffiziere
PUO =
Portepee Unteroffiziere; UoP = Unteroffiziere ohne Portepee (Maate/Obermaate)
Ursprünglich war vorgesehen in Parow das Marinefliegergeschwader
7 ab April 1991 aufzubauen. Dies wurde in einem Schreiben vom 26.09.1990 vom
BMVg Fü M IV 1 dargelegt. Daraus wurde nichts.
Das MHG 18 wurde zum
01.04.1991 zur Marinefliegerhubschraubergruppe (MFlgHubschrgrp)
Parow umstrukturiert.
Dem Kommandeur waren unterstellt:
Die Aufgaben der Marinefliegerhubschraubergruppe waren:
- Transport- und
Verbindungsflüge
- Durchführung von Einsatzaufträgen
- Schnelle
Medizinische Hilfe bis Januar 1992
- Sicherung des Flugbetriebes der SAR
Außenstelle des Marinefliegergeschwader 5 (MFG 5)
Der Hubschrauberbestand verringerte sich in den folgenden Jahren.
Die
Mi-14 PL wurde bereits im Mai 1991 und die Mi-14 SAR (BT) am 31.12.1991 außer
Dienst gestellt. Der letzte Flug einer Mi-14 war am 20.12.1991
Entsprechend
der abgeflogenen Flugstunden wurden die Mi-8 außer Dienst gestellt.
01.04.1991 | 01.01.1992 | 01.06.1992 | 01.01.1993 | 01.06.1993 | 01.01.1994 | 01.06.1994 | |
Mi-8 SMH | 4 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 | 2 |
Mi-8 B | 8 | 8 | 8 | 8 | 4 | 3 | 3 |
Mi-8 S | 1 | 3 | 3 | 3 | 2 | 2 | 2 |
Mi-14 SAR | 6 | - | - | - | - | - | - |
Mi-14 PL | 8 | - | - | - | - | - | - |
Gesamt | 27 | 13 | 13 | 13 | 8 | 7 | 7 |
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Flugzeiten in Stunden: | ||||||
1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | |
Mi-8 | 1761 | 1936 | 2454 | 2049 | 1525 | 1249 |
Mi-14 PL | 1211 | 964 | 226 | - | - | - |
Mi-14 SAR | 849 | 795 | 1038 | - | - | - |
Gesamt | 3821 | 3695 | 3718 | 2049 | 1525 | 1249 |
Personalstärke: | |||||||
Offiziere | PUO | UoP | Mannschaften | Soldaten Gesamt | Zivil | Gesamtstärke | |
02.04.1991 | 132 | 84 | 39 | 175 | 430 | 76 | 506 |
10.09.1991 | 89 | 76 | 39 | 56 | 260 | 70 | 330 |
26.08.1992 | 55 | 71 | 35 | 37 | 198 | 56 | 254 |
07.04.1993 | 26 | 44 | 27 | 21 | 118 | 36 | 154 |
04.01.1994 | 27 | 32 | 20 | 13 | 92 | 34 | 126 |
01.10.1994 | 26 | 25 | 11 | 9 | 71 | 11 | 82 |
01.03.1995 * | 13 | 4 | 3 | 3 | 23 | 2 | 25 |
* Nachkommando
Einige Ereignisse:
Der Feldflugplatz Purkshof [weitere Informationen] in der Nähe der Ortschaft Rövershagen bei Rostock wurde am 24.05.1991 an den Fliegerclub Rostock e.V. übergeben.
Im Herbst 1992 wurde mit einer Mi-8 B eine neue Wasserpumpe für den Brunnen im Knieperteich der Hansestadt Stralsund eingeflogen.
Am 14.01.1993 ist es vor der Insel Rügen zum Fährunglück mit der „Jan
Heweliusz“ gekommen.
Auf den Parower Fliegerhorst war der SAR-Hubschrauber
Sea King „89+61“ des MFG 5 stationiert. Die MFlgHubschrgrp Parow hatte die
Sicherstellung des Flugbetriebs zu gewährleisten, ebenso die Verbindung zur
Rettungsleitstelle Glücksburg (RCC) und zu den örtlichen Rettungsstellen. Alle
Hubschrauber, die in der Nacht am Unglücksort eingesetzt worden waren, wurden
u.a. auch durch die Flugleitkräfte der MFlgHubschrgrp Parow geführt. Alle wieder
gelandete Hubschrauber wurden zum weiteren Einsatz schnell wieder klar gemachten
und die Besatzungen betreut.
Die Koordinierung der Rettungskräfte an Land
wurde ebenfalls durch das Personal der MFlgHubschrgrp durchgeführt. In Parow
wurde eine Notfallstation zur Aufnahme von 60 Personen aufgebaut. Die
medizinische Sicherstellung wurde durch das Personal des Marinesanitätszentrum
Parow und zivilen Notärzten gesichert. Es standen eine ganze Reihe von
Rettungswagen bereit. Nach der Erstversorgung wurden die Überlebenden in das
Klinikum nach Stralsund transportiert. Leider mussten auch für 15 Menschen den
Totenschein in Parow ausgestellt werden. [weitere
Informationen]
Der Kommandeur des Marinekommandos Rostock,
Flottillenadmiral Otto H. Ciliax lobte den hohen Einsatzwillen der Soldaten der
Marinefliegerhubschraubergruppe Parow öffentlich und zeichnete aus bzw.
belobigte Soldaten.
Am 15.04.1994 wurde der Flugsicherheitspokal als ersten Fliegenden Verband der Bundeswehr in den neuen Bundesländern an die Marinefliegerhubschraubergruppe Parow verliehen. Seit Oktober 1990 wurden 8000 Flugstunden zwischenfallfrei absolviert – eine starke Leistung!
Am 31.08.1994 fand die 2. deutsch-polnische SAR-Übung statt. Das Übungsgebiet war das Seegebiet der Pommerschen Bucht. Verantwortlich für die Planung und Durchführung war das SAR-Zentrum Glücksburg. Beteiligt war eine „Sea King“ des MFG 5 und eine polnische Mi-14, diese starteten aus Parow. Ein weiterer Hubschrauber wurde vom polnischen Darlowo eingesetzt. Die MFlgHubschrgrp Parow hatte die Sicherstellung des Flugbetriebs und die Flugleitung zu gewährleisten. Die Aufgabe der Übung wurde erfüllt. Probleme gab in der noch schlechten Fernmeldeverbindung zwischen Glücksburg und dem Marinefliegerhorst Parow
Am 29.09.1994 fand das „Fly out“ mit der
Abschiedsmaschine Mi 8 PS (94+01) statt. Ein Gruppen internes Hallenfest
veranstaltete man am 30.09.1994, an dem auch ehemalige Angehörige des MHG 18
teilnehmen konnten.
Am 29.11.1994 landete der vorletzte Hubschrauber der MFlgHubschrgrp Parow um 13:30 Uhr im Hof des Marinemuseum Dänholm - eine Meisterleistung. Diese Mi-8 (94+12) wurde als Dauerleihgabe der Bundeswehr an das Museum übergeben. Ein paar Tage später wurden zum Erhalt der Maschine eine Spende von 1900 Mark übergeben.
Auslandsflüge der Marinefliegerhubschraubergruppe Parow
Belgien: | 1992 Brüssel 1993 Leopoldsburg, Koksijde, Ursel, Kleine Brogel, Sint-Truiden |
ČSSR: | Prag, Pieštany |
Dänemark: | 1991 Skrydstrup 1993 Aalborg, Oksbøl 1994 Kopenhagen |
Frankreich: | 1993 Évreux |
Großbritannien: | 1992 Manston, Boscombe Down 1993 Manston, Lakenheath, Fairford, Blackpool, Shawbury, Woodford, Yeovilton 1994 Manston, Fairford, Yeovilton , St. Athan, Weston, Culdrose |
Niederlande: | 1992 Deelen 1993 Volkel, Leeuwarden, Vlieland 1994 Rotterdam |
Polen: | Kołobrzeg, Darłowo, Slubsk, Cewice, Gdynia |
UdSSR/Rußland: | Kaliningrad, Donskoje, Chrabrovo, Kasan |
Ungarn: | Budapest |
Aufgelöst wurde die Marinefliegerhubschraubergruppe Parow am 31. Dezember 1994. Bis zum 31.03.1995 war noch ein Nachkommando tätig.
Die Flugplatzdaten des Marinefliegerhorst Parow waren: | |
Geographische Länge/Breite | 54o 22,23`N / 13o 05,00 `E |
Höhe | 5 m (15 ft) |
Flugplatzbetriebszeiten | Mo – Do 08:00 bis 15:30 Uhr Fr 08:00 bis 12:30 Uhr Sa / So /Feiertage geschlossen PPR: 24 h |
Start- und Landebahn | Richtung: 275o / 095o Länge: 250 m (820 ft) Breite: 30 m (98 ft) Belag: Asphalt |
Funkgeräte | |
Platzinfostelle | VHF 1x R 625 (S/E) 119,00 MHz + 6 alternative Frequenzen 1x R 625 (E) 121, 50 MHz + 4 alternative Frequenzen UHF 1x R 625 (S/E) 257,8 MHz + 3 alternative Frequenzen 1x R 625 (E) 243,00 MHz + 2 alternative Frequenzen |
Reserve | 1x R 625 (S/E) abstimmbar von 110 bis 150 MHz und von 220 bis 360 MHz |
Notfunknetz | UFT 725 |
Fernmeldeeinrichtung | Standverbindung Rettungsleitstelle Glücksburg (RCC) über Vermittlung Kiel |
Danke Wolfgang Worm für die Unterstützung.
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