Autor: StFw Sebastian Landgraf
Fotograf: Bundeswehr/StBtsm Nicole Kubsch, StFw Sebastian Landgraf
Technik, Marine und Frauen – passt das zusammen? 17 Schülerinnen aus der Region besuchten im Rahmen des bundesweit durchgeführten Mädchenzukunftstages die Marinetechnikschule in Parow. Unter dem Motto – Berufsorientierung einmal ganz anders, tauchten die Mädels in den Alltag eines Marinesoldaten ein und erkundeten, was hinter den Zäunen und Mauern einer Kaserne passiert. Das Tagesprogramm beinhaltete Teile der Militärischen Grundlagen, einen Einblick in die Schiffstechnik und das Gefühl vom Leben an Bord eines Schiffes.
Bestes norddeutsches Aprilwetter - Temperaturen knapp über acht Grad, Sonne, Wolken und Regen. Am Morgen des 26. Aprils 2018 war die Aufregung bei den „Girls“ am Kasernentor noch deutlich zu spüren, als der Verantwortliche für den Aktionstag an der Marinetechnikschule Parow (MTS), Stabsfeldwebel Sebastian Landgraf, die Mädchen im Alter zwischen 15 und 16 Jahren herzlich willkommen hieß. Die Schülerinnen aus Stralsund, Barth, Grimmen und der Insel Hiddensee haben für ein paar Stunden die Schultaschen gegen die Uniform, den Laptop gegen Arbeitshandschuhe und den Schulbus gegen ein Schiff getauscht. Sie nahmen die Welt der Marinetechnik ganz genau unter die Lupe. Nach den einleitenden Worten hieß es für die Teilnehmerinnen: „Shopping-Queen“ beim Militär. Der Modeladen war hierbei der Bekleidungs-Service der Marinesoldaten. Binnen weniger Minuten wurden aus Pullover Feldblusen, aus Jeans Feldhosen und aus modischen Markenschuhen Kampfstiefel. Mit Feldmütze, Nässeschutzjacke und militärischen Rucksack nahmen die Schülerinnen Kurs auf die Grundausbildung. Hier wurde Ihnen der Wechsel vom Zivilleben hinein in die militärische Umgebung anschaulich vorgestellt. Die Mädchen zeigten sich beeindruckt vom Leben in der militärischen Gemeinschaft. Das Schlafen auf engstem Raum in Doppelstockbetten und das zeitlich eingeschränkte Schminkritual sorgte für Erstaunen bei den Schülerinnen. Obermaat Julia Schultz und Obermaat Juliane Tams steuerte eindrucksvoll die Aufnahme der Mädels, die ihre ungewohnte wohnliche Umgebung positiv annahmen. Mit einem 15 kg schweren Rucksack auf dem Rücken, ging es für die Mädels im Laufschritt von der Stube auf den Antreteplatz vor das Gebäude. Jetzt hieß es geordnet, strukturiert und einheitlich sich hinzustellen. Hauptbootsmann Rene Feige führte die Mädels Truppe geduldig in die Abläufe des militärischen Marschierens und Antretens ein. Auch das Anlegen der stich- und schusssicheren Weste war für die Schülerinnen eine erste Herausforderung. Pauline Wolff (15) von der Insel Hiddensee sagte: „ Die zwölf Kilogramm schwere Weste ist sehr ungewohnt. Zusammen mit dem Rucksack stelle ich mir das wirklich anstrengend vor.“
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Schiffsdieselmotor seeklar machen und Ölprobe ziehen
Ein weiterer Programmpunkt lag im Bereich der Schiffstechnik. Auf den
Spuren von Diesel und Pascal wurde den Schülerinnen die Funktionsweise eines
Schiffsdieselmotors anschaulich erklärt. Kapitänleutnant Victoria Kietzmann
und die technische Regierungsinspektorin Ann-Kathrin Trommer erläuterten
leidenschaftlich das See klarmachen des Schiffsmotors. Die Girls konnten
dabei den Ölstand, den Wasservorrat und die Kraftstoffmenge prüfen. Ein
weiterer Arbeitsgang war das „Törnen“ des Motors. Die Mädels drehten dabei
den Motor auf eine bestimmte Stelle. Laura Sobe (16) aus Grimmen erklärte: „
Das habe ich mir schwerer vorgestellt. Das war auf jeden Fall machbar.“ Nach
der Überprüfung kam der besondere Moment – das Starten des Dieselmotors.
Emmily Westphal (15) aus Grimmen durfte den Startknopf drücken und circa
4000 PS dröhnten in der Ausbildungshalle. Der Motor sprang an und die
Schülerinnen waren stolz auf Ihre Leistung. Nach dem Ausflug in die
Motorentechnik wurde von dem Motor eine Öl- und Frischwasserprobe genommen.
Gemeinsam mit der Chemielaborantin Susanne Both tauchten die Mädchen in die
Geheimnisse der Chemie. Was in der Schule noch für einige Fragezeichen
sorgt, stellte sich jetzt als „ coole“ Arbeitsprobe heraus. Die Schülerinnen
stellten die Viskosität der entnommenen Ölprobe fest und konnten anhand
Ihrer Ergebnisse die Veränderungen und Auswirkungen auf den Schiffsmotor
erkennen. Ausgestattet mit Handschuhen und Schutzkleidung wurden die Proben
präzise durch die Teilnehmerinnen getestet. „ Es war gar nicht so leicht das
Öl von der großen in die kleine Flasche zu füllen. Das Schmieröl an den
Händen ist nicht schlimm, eher cool“, sagte Lara Mietsch (17) aus Grimmen.
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Feuerwehrfrau für einen Tag
Nach dem gemeinsamen
Mittagessen in der Truppenküche der MTS, hieß es: „Feuer an Bord!“ In der
Atemschutzausbildung wurden die Mädchen in die Rolle einer Feuerwehrfrau an
Bord eines Schiffes versetzt. Oberbootsmann Paul Hildebrandt, Ausbilder
Atemschutz, erläuterte anschaulich die Herausforderungen für einen späteren
Einsatz als Brandbekämpfer an Bord. Die Teilnehmerinnen schlüpften vom
Feldanzug in die Feuerwehruniform und konnten die Atemschutzflaschen selber
auf dem Rücken anlegen. Dabei kamen die Schülerinnen beim Anlegen der 20
Kilogramm schweren Flaschen ordentlich ins Schwitzen. Monique Bergunde (15)
aus Barth erklärte: „ Das war sehr anstrengend. Jetzt weiß ich was die
Feuerwehrleute leisten müssen. Es hat aber großen Spaß gemacht.“ Zum
Abschluss folgte der Höhepunkt an dieser Station: ein gemeinsame Durchlauf
im Orientierungskäfig. Angeleitet und unterstützt von den Marinesoldaten
bewegten sich die „Girls“ gekonnt durch den anspruchsvollen Parcours. Hier
zeigten sie tollen Zusammenhalt und Teamfähigkeit. Die Schülerinnen
kletterten, krochen und zwängten sich durch schmale Öffnungen und
Hindernisse. Am Ende waren die Teilnehmerinnen stolz auf ihre Leistungen und
zeigten sich beeindruckt von den körperlichen Anforderungen an die
Marinesoldaten.
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Leben an Bord
Im Bootshafen der MTS liegt das Hohlstablenkboot
Ensdorf. Das Ausbildungsboot diente den Mädchen als schwimmendes
Klassenzimmer. Die Soldaten der Ensdorf erklärten den Girls die Brand- und
Leckabwehr, Ankermanöver aber auch das Beheben technischer Störungen an den
Maschinenanlagen. Besonders die Unterkunft der Seeleute hatte es den
Besucherinnen angetan. Wie kann man nur in solchen kleinen Betten schlafen
und auf so einem engen Raum wohnen, waren die häufig gestellten Fragen. Hier
nutzten einige Mädchen die Gelegenheit, sich von der Bequemlichkeit der
Kojen zu überzeugen. Andere schlüpften in die Rolle des Kapitäns und nahmen
auf dem Chefsessel Platz. Es war ein spannender und erhabener Moment von
der Brücke das Boot zu „steuern“. Seefest und voller maritimer Eindrücke
ging es wieder an Land und sammelte sich zum Abschlussgespräch im
Betreuungsgebäude der Kaserne. In gemütlicher Atmosphäre wurde der Tag
ausgewertet und die Schülerinnen erhielten einen kurzen Einblick über
Einsatzmöglichkeiten in den technischen Berufen der Marine und informierten
sich über Praktikumsplätze an der MTS.
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