Vermessungs- und Aufklärungsschiff Projekt FB 65.2
„Komet“ und „Meteor“

(Stand: 29.11.2021)

Die Schiffe wurden auf Basis des Minensuch- und räumschiff Projekt 89.1 (Nato-Code: Kondor I) entwickelt. Gebaut wurden sie auf der Peenewerft Wolgast als Werftprojekt 115. Die „Komet“ mit Bau-Nr. 288 und die „Meteor“ mit Bau-Nr. 289. Die Schiffe waren als Glattdecker im Querspantensystem und mit Spiegelheck gebaut. Sie hatten einen geschweißten Stahlrumpf.

  Projekt-Nr. Baubeginn  Stapellauf  Werftübergabe  Indienststellung  Flaggenzertifikat
Komet 65/201   31.08.1971 30.03.1972 09.03.1972  
Meteor 65/202  14.05.1971  30.09.1971 28.04.1972 01.05.1972 09.03.1972

Raumaufteilung:

Technische Ausrüstung:
Die Schiffe erhielten Ausrüstung zur optischen, funkelektronische und hydroakustische (Sonar) Aufklärung. Diese wurden mehrmals modernisiert.
Beide Schiffe hatten einen Taucherschacht. Dieser diente zum Absenken derSonaranlage und zum gedeckten absetzen und aufnehmen von Kampfschwimmern.

Stand 1979:
Navigationsanlagen:
Funknavigationsgerät DECCA „Mark 12“ [Bild], Kreiselkompassanlage „Gazelle“, Elektrolyt MO937, 2x Echoanlage HAG311W13, Fahrtmeßanlage FM2, Sichtfunkpeilanlage FGS340b, EK-Anlage EK3, Elektrolytkompass M0937, Funkpeilanlage FGS350b
Nachrichtentechnik:
Kurzwellenanlage R-617 [Bild], UKW-Anlage R-619/1 [Bild], 2x Einseitenband-Kurzwellen-Verkehrsempfänger EKV 12 [Bild],  KW-Sender R654NR [Bild], Funkempfänger R678 [Bild], Endstellengerät R758 „Akula“ [Bild], Sende- und Empfangsanlage FM3301, 1000 W Schiffssendeanlage R686, Bildfunkempfänger FAK-P „Ladoga“ [Bild] mit Funkempfänger EKV 13 [Bild]
Funk-Aufklärungstechnik 2x Funkempfänger R-250M2 [Bild], 4x UKW-Empfänger R-313M2 [Bild], 2x UKW-Funküberwachungsempfänger R-375B [Bild], Funkempfänger EKD111, 6x SSWS-1, 9x NV1, 8x Tonbandgeräte Tesla B57,
Radaraufklärung: Funktechnische Aufklärungsanlage „BISAN“ 4B [Bild]
Radar: TSR 222, TSR 333 [Bild]
Sonar: KLA 58m, durch Taucherschacht absenkbar: MG 329 (ab 1973) [Bild],
Freund-Feind-Kennanlage: „Nichrom“ [Bild]
Fotografische Ausrüstung: Foto- und Videotechnik

Der Aufbau hinter der offenen Brücke, die Kanzel, diente zum verdeckten Beobachten und Fotografieren. Sie wurde ca. 1976 errichtet.

Taktisch-technische Daten:
Verdrängung: Standard: 320 t, Normal: 258,8 t, voll: 382,51 t
Länge über alles: 52,02 m
Breite über alles:    6,91 m
Tiefgang: vorn: 2,11 m; achtern: 2,21 m
Seitenhöhe:   4,02 m
Größte Höhe: über Wasserlinie 14,0 m
Antrieb: 2x 12 Zylinder V-Dieselmotor D40; Leistung max.: 1618 kW (2500 PS)
Hilfsmaschine: 4x 6VD 14,5; 79 kW Leistung
Geschwindigkeit: max.: 19 kn, marsch: 15 kn
Fahrstrecke: 2000 sm bei 15 kn
Fahrgebiet: unbegrenzte Fahrt
Einsatz: bis Wind: 10, bis See 8
  bei Scholleneis bis 20 cm, bei Festeis bis 10 cm
Vorräte: Verpflegung für 8 Tage, 8,1 t Frischwasser
  1000 t Kesselspeisewasser, 31 t Dieselkraftstoff, 2,55 t Öl
Bewaffnung: 1x 25 mm Zwilling 2-M 3m im Mobilmachungsfall [Bild]
  Handfeuerwaffen: 10 MPi Typ KmS, 5 Pistolen Typ M, 1 Signalpistole
  Sprengmittel: 5 Sprengpatrone 3, 2 Sprengpatrone 4, Sprengkapseln, Sprengschnur, Sprengstoff PLNP10
Sonstiges: Taucherschacht für Unterwasserausstieg, Unterwasserscheinwerfer, Druckkammer
  2 Scheinwerfer (nachträglich zugerüstet)
  Bb. und Stb. je eine Lautsprechergruppe
Besatzung: 27 Mann (4 Offiziere, 7 Unteroffiziere und 16 Mannschaften) [im Detail]
  Dazu kamen bei Aufklärungsfahrten Personal des Funkdienst 18 an Bord.

 

Unterstellung:
Die Schiffe wurden als Vermessungsschiff klassifiziert, ab 1985 als Kleine Aufklärungsschiffe.
Sie waren der 4.Flottille in Warnemünde unterstellt. Ab 19.09.1972 wurden sie der neugebildeten 4. Vermessungsschiffabteilung (4.VSA) zugeteilt. Die 4.VSA unterstand der 4.Flottille. Die Einsatzbefehle wurden direkt vom Kommando der Volksmarine erteilt.

Verbleib:
Beide Schiffe wurden am 03.10.1990 außer Dienst gestellt und 1991 von der VEBEG zum Verkauf ausgeschrieben mit Liegeort Peenemünde. Im März 1994 wurden sie an Estland verkauft. Dort wurde die „Komet“ mit der Kennung M-412 als „Sulev“ (2000 noch vorhanden) und die „Meteor“ mit M-411 als „Yambola“ geführt.
Die „Yambola“ ist Außerdienst und diente ab 1999 als Ersatzteillager.

(Miniaturbilder zur Vergrößerung bitte anklicken)
  Eisfahrt:      
   

Einsätze
von Wolfgang Lindemann

Absetzen/Aufnehmen von Kampfschwimmern des KSK-18 (Übung der 6.Flottille)
Im Rahmen einer Übung der Volksmarine im Zeitraum 18. - 20.07.1983 erhielt die „Meteor“ die Aufgabe, Kampfschwimmer des KSK-18 vor Rügen (Gebiet Dranske) abzusetzen. Das Schiff war für die Aufgabe bestens geeignet, da es über einen Taucherschacht verfügte. Damit konnten Kampfschwimmer verdeckt abgesetzt und aufgenommen werden.
Dem KSK-18 wurde die Aufgabe gestellt, subversive Handlungen im Stützpunkt der 6.Flottille (Dranske) vorzunehmen. Detailinformationen bekamen wir nicht.
Durch Aufklärungsergebnisse war das Vorhaben im Stab der 6.Flottille bekannt. Eine Schnellboot-Einheit wurde beauftragt, das Transportschiff auf See abzufangen, um den Angriff abzuwehren. Diese Information hatte ich vom Offizier Seeaufklärung der Abteilung Aufklärung des Kommandos der Volksmarine, der uns an Bord begleitete.
Nach Übernahme der Kampfschwimmergruppe (ca. fünf Mann) im Stützpunkt der 4.Flottille (Warnemünde) liefen wir am späten Abend aus und setzten Kurse innerhalb der 3-Meilenzone zur Absetzposition (siehe Karte). Mit der normalen Lichterführung als Kriegsschiff wären wir leicht erkennbar gewesen. Aus diesem Grund entschloss ich mich zu folgenden Maßnahmen:
   1. Lichterführung als trawlend fischendes Fahrzeug
   2. Bulleyes aufgeblendet
   3. Alle Lichtquellen an Oberdeck an
   4. Geschwindigkeit 10 kn
Im Sperrgebiet vor Zingst (südlich der Untiefe Planatenetgrund) beobachteten wir mehrere Schnellboote in hoher Fahrt mit Westkurs. Das war offensichtlich die Gruppe, die uns abfangen sollte. Sie passierten uns in ca. 5 Seemeilen Abstand, ohne uns als ihr Ziel zu klassifizieren.
Ohne weiteren Zwischenfälle erreichten wir das Zielgebiet und setzten die KS-Gruppe hart an der 5 m - Wasserlinie ab. Anschließend zogen wir uns in das Gebiet nördlich Dornbusch (Hiddensee) zurück. In den frühen Morgenstunden waren wir zum vereinbarten Termin auf der Anlandeposition zurück. Kurze Zeit später kamen die Kampfschwimmer per Taucherschacht wieder an Bord. Ihre Aufgabe hatten sie wohl erfüllt.
Nach dem Ausschiffen der KSK-18 Gruppe im Stützpunkt Warnemünde war diese Aufgabe erfolgreich für uns beendet. Eine Auswertung dieser Übung hat es für uns nicht gegeben.

Bordchronik

„Meteor“    
„Komet“    
   

 

© 2021 Peter Kieschnick, Wolfgang Lindemann